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10 Fragen und Antworten zum Qur`an
#1
-ein weiterer Beitrag von www.alrahman.de-:

10 einleitende Fragen und
ihre Antworten zum Islam
von Kerem A.

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

1. Muslime beten zu "Allah". Ist Allah derselbe Gott wie der von Christen und Juden?

Ja, Allah ist Gott, der Schöpfer, also derselbe Gott wie der von Christen und Juden.[1] Allah ist lediglich das arabische Wort für Gott und symbolisiert/bezeichnet keine andere Gottheit. Wenn arabische oder arabischsprechende Christen oder Juden Gott anbeten wollen, sagen sie "Allah". Es gibt Muslime, die es ablehnen, das Wort Gott zu gebrauchen. Dies kann gewiss einen Eindruck vermitteln, dass "Allah" eine komplett andere Gottheit sei. Ihre Beharrlichkeit ist ein Fehler, da der Koran uns dazu ermutigt: "Nennt Ihn GOTT oder nennt Ihn den Gnädigsten; welchen Namen ihr auch braucht, Ihm gehören die schönsten Namen."[2]



2. Glaubt ihr, dass Nichtmuslime in den Himmel gehen?

Ja, Gott versichert uns, dass es Gläubige in allen verschiedenen Gruppen gibt, die in den Himmel gelangen. Die Worte Islam und Muslim sind mehr als nur Eigennamen/Bezeichnungen. Sie sind die Beschreibung für die vollständige Hingabe zu Gott allein. Der deutsche Begriff für Islam ist Hingabe/Ergebung, was von einem Ergebenen zu Gott allein praktiziert wird.[3] Es gibt Ergebene, die aus christlichem, jüdischem, buddhistischem, hinduistischem oder aus einem anderen Hintergrund abstammen. Alle Ergebenen, die sich Gott allein widmen, ohne jegliche Idole aufzustellen, werden von Gott rein gewaschen, erlöst.[4] Deshalb sagt uns die Schrift Gottes, der Koran, dass Seine ergebenen Anbeter, ganz gleich wie sie sich nennen mögen, in den Himmel gehen.



3. Wie ist das Wesen des Teufels zu verstehen? Ist er etwa ein Dämon?

Der Teufel ist laut Koran keine Person oder kein fixes Wesen außerhalb von uns. Er steht eher für den Mangel an Gutem in uns; er ist unsere schlechte Seite, die schlecht zu uns redet. Der Teufel unterliegt jedoch der Kontrolle Gottes, wenn wir also mit reinem Herzen an Gott und an Seine Barmherzigkeit glauben, müssen wir den Teufel nicht fürchten.[5] Der Koran zeigt uns, dass wir Zuflucht bei Gott suchen sollen vor dem Teufel, also vor den eigenen Mängeln, die wir wegen dem "Teufel in uns" (und auch um uns) haben – damit z. B. eine Arbeit nicht von diesen Einflüssen belastet wird, um möglichst objektiv zu sein. Der Teufel ist das Abgleiten vom Weg des Lichts – die Versuchung dem Materiellen zu erliegen, statt sich auf Gott zu konzentrieren. Deshalb suchen wir Zuflucht vor dem Teufel, damit unser Herz möglichst rein ist.[6] Die Schöpfung von Satan (im Koran "Iblis" genannt) wird im Koran metaphorisch beschrieben, dass er aus "Feuer" erschaffen wurde.



4. Wieso müssen muslimische Frauen Kopftücher tragen?

Nirgends im Koran wird befohlen, dass sie ihre Haare, Arme etc. bedecken sollen. Die religiöse Vorschrift des Kopftuchs, oder Hijab (sprich: Hi-dschab), kommen von außerkoranischen Quellen; hauptsächlich von den Verordnungen der Religionsgelehrten und Hadith.[7] Nichtsdestotrotz ist es nicht falsch, Kopftücher wegen kultureller Tradition zu tragen. Es sollte also nicht ausgesagt werden, dass Kopftücher nicht getragen werden dürften. Die Kleidungsgebote des Koran lauten wie folgt:

1- Die beste Bekleidung ist die Bekleidung der Rechtschaffenheit; für Männer und Frauen.
2- Frauen sollten ihre Brüste bedecken und nur das zum Vorschein bringen, was nötig ist (Sittsamkeit implizierend).
3- Frauen können ihre Bekleidung verlängern, um als rechtschaffen erkannt zu werden.
4- Frauen UND Männer sollen ihre Blicke unterdrücken und ihre Keuschheit/Reinheit bewahren.[8]




5. Was sagt der Islam über Selbstmordattentate, Flugzeugentführer und Terrorismus im Allgemeinen?

Gott sagt uns im Koran, dass wir uns nicht selbst töten sollen[9], dass das Leben heilig ist[10] und dass wir nicht überschreiten sollen[11]. Wenn jemand uns angreift und bekämpft, können wir uns selbst verteidigen, aber wir haben keine Erlaubnis mehr zum Kampf, wenn sie sich entscheiden den Krieg zu unterlassen.[12] Wir dürfen auch keinen Gläubigen töten; bevor wir also zurückschlagen, müssen wir absolut sicher sein. Die Meinungs- und Religionsfreiheit ist des Weiteren eines der Hauptprinzipien des Koranischen Islam. Die Menschen können aufgrund ihres Glaubens nicht bestraft oder zu irgendetwas gezwungen werden. [13] Alles in allem bedeutet das, dass Selbstmordattentate, Flugzeugentführungen und Terrorismus anti-islamisch sind.



6. Was sind die verschiedenen Richtungen im Islam und wie unterscheiden sich ihre Glaubensauffassungen?

Laut Schrift unterstützt Gott es nicht, sich in Gruppen zu spalten. Eigentlich rät Er davon ab, Seine Religion zu teilen.[14] Einige der Gruppen heißen: Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Ahmadiyas, Sufis, Wahhabiten, Aleviten, Kharidschiten etc. Diese Parteien entstanden entweder durch politische Differenzen oder wurden von Führern gegründet, die entschieden haben, dass ihre religiöse Interpretationen die rechtgeleitetsten seien. Dadurch wurden die Anhänger dazu verpflichtet, sich von der breiteren und allgemeineren religiösen, im Koran vorgeschriebenen Praxis abzuwenden.[15] Aufgrund dieser Sachverhalte bildete sich eine Gruppe, die zu den Ursprüngen zurückkehren und sich Gott allein hingeben will, statt falschen Führern.[16]



7. Was sind die prinzipiellen Unterschiede zwischen Islam und den anderen zwei Hauptreligionen des Monotheismus, Christentum und Judentum?

Die monotheistischen Religionen hatten Propheten und Gesandte, welche dieselbe Botschaft brachten: dass sich Gläubige Gottes allein Ihm hingeben, Ihn allein lieben sollen. Diese Proklamation wurde von Abraham, Jakob, Moses und allen Propheten Gottes verkündet.[17] Deshalb glauben Muslime an alle Propheten und an das, was durch sie überliefert wurde.[18] Einigen Gesandten wurde auferlegt, einige kleinere Aspekte der von Gott autorisierten Religion zu entfernen oder hinzuzufügen[19], jedoch bewirkten diese von Gott erlaubten Änderungen nicht eine vollständig andere Religion.[20] Es sind die menschengemachten Verordnungen, die solch große Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen erzeugen.[21] Gewiss, würden die unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften Gottes Gesetze und Schrift allein einhalten, würden sie nur minimale unterscheidende Merkmale und stattdessen mehr Gemeinsamkeiten aufweisen.[22]



8. Ist der Islam nicht die Religion, dessen Buch die Anhänger dazu anstiftet, die Christen zu töten? Wie können Muslime in der westlichen Gesellschaft integriert werden, wenn sie Christen töten sollen? Wie kann ich glauben, dass der Islam eine Religion von Barmherzigkeit und Frieden ist, wenn sie offensichtlich nicht barmherzig und friedfertig gegenüber Frauen ist? Wenn sie wirklich so sein würde, wieso wird dann den Frauen in den Ländern des Mittleren Ostens nicht erlaubt, kurzärmelige Kleidung zu tragen, in die Schule zu gehen oder Spiele zu spielen, was den Männern ja erlaubt ist?

Den Muslimen wird auf keinen Fall und nirgends im Koran auferlegt, Christen zu töten. Gottes gerechtes System erlaubt das gesetzmäßige Töten nur für die Selbstverteidigung, wenn auch einige selbsternannte Muslime die Verse missbrauchen, welche die Selbstverteidigung ansprechen. Sie haben die Bedeutungen verfälscht um nach Belieben zu verletzen, zu unterdrücken oder zu töten. Der Koran kritisiert Aggression ohne Grund[23] und zieht die friedliche Koexistenz mit anderen vor.[24] Deshalb verstehen wir, dass diese Verse nur für Kriegssituationen bestimmt sind, wenn ein Angriff stattgefunden hat[25], während zur selben Zeit Aggression und Unterdrückung aufs Schärfste verurteilt werden [26]. Gegenwärtige Muslime, die dem Koran folgen, werden wissen, dass es deutsche Gläubige gibt. Des Weiteren denken sie, dass das europäische System mit den vielen gewährleisteten Freiheiten und keinem Zwang in der Religion die angemessene Einhaltung von Gottes Gesetzen ist.[27]

Die unterdrückenden Verordnungen in einigen Ländern des Mittleren Ostens gehen gegen die Gesetze Gottes.[28] Nicht nur Gott spezifiziert im Koran, dass Frauen und Männer gleich zueinander sind, sondern auch die Diener Gottes müssen miteinander höflich umgehen. Unterdrückung ist absolut inakzeptabel.[29]



9. Ich habe davon gelesen, dass es gewisse Säulen des Islam gibt. Was sind diese Säulen des Islam? Sind sie besondere Rituale?

Die "Säulen" des Islam sind die religiösen Hauptpraktiken, die durch Abraham eingeführt wurden, lange vor dem Koran und Mohammed.[30] Diese fünf religiösen Praktiken sind die Kernpraktiken des Islam und werden von den Gottergebenen mit Gottvertrauen verrichtet.[31] Diese Praktiken sind:

1- Das Glaubensbekenntnis zu Gott (auf arabisch: Schahadah). Diese Erklärung lautet: "Es gibt keine Gottheit außer Gott."[32]
2- Drei Kontaktgebete (arabisch: Salât) pro Tag.[33] Ein Versammlungsgebet wird zusätzlich anstelle eines einmaligen Mittaggebets angeordnet.[34]
3- Die Wohltätigkeit, Almosen (ar.: Zakat).[35]
4- Die Einhaltung des Fastenmonats (Ramadan).[36]
5- Die einmalige Pilgerfahrt im Leben eines Ergebenen (Hadsch).[37]

Anmerkung: Um die Übersichtlichkeit für den Leser zu gewährleisten, haben wir uns an das traditionelle Schema der "5 Säulen" gehalten. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Islam im Koran, jedoch wurde ihre Bedeutung dahingehend verzerrt, dass mensch ein Gottergebener (Muslim) sei, wenn mensch sich an die 5 Säulen hielte. Wir finden im Koran etliche Verse, die die Charaktereigenschaften und das Verhalten eines Muslim beschreiben, welche nicht in "Säulen" zusammengefasst werden und auch der Status "Gottergebener" definiert sich nicht an diesen. Die Anforderung an uns Gottergebene besteht vielmehr darin dem "geraden Weg" zu folgen, welcher von Abraham begründet und von allen Propheten gelehrt wurde (6:121). Die Grundlagen dieses Weges finden wir in 6:151-153. Vielleicht werden Sie bei der Lektüre des Koran und mit Hilfe unserer Webseite feststellen, dass Sie selbst bereits ein Gottergebener (Muslim) sind?

Der Hadith (Aussagen, die fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben werden), aus welchem die Annahme, der Islam bestehe aus 5 Säulen, herrührt, lautet wie folgt:

Von Abu 'Abdu-r-Rahmán 'Abdullah, dem Sohn von 'Umar Ibn Al-Hattáb [...]: Ich hörte den Gesandten Gottes [...] sagen: "Der Islam wurde auf fünf (Pfeilern) errichtet: dem Zeugnis, daß kein Gott da ist außer Gott, und daß Muhammad der Gesandte Gottes ist, dem Verrichten des Gebetes, dem Entrichten der Zakah (Almosen), der Pilgerfahrt zum Hause und dem Fasten im Ramadan."



10. Was bedeutet "Nur-Koran"? Wird damit gemeint, dass nur ihr den Wahrheitsanspruch hättet? Werden andere Religionen pauschal für nicht wahr gehalten?

Dem ist nicht so. Die Antwort zur zweiten Frage könnte hier auch nochmals stehen. Die Formulierung "Nur-Koran" bezieht sich in erster Linie auf die Handhabung der Religionsquellen. Für das Verständnis und die Einhaltung der Religion reicht Gottes Schrift, in unserem Fall der Koran, aus. Da in der mislamischen Geschichte und auch heute noch weit verbreitet im Mislam andere Beiwerke, so genannte "Hadith-Bücher" (arabisch: Aussage, Worte; plural: Ahadith), fälschlicherweise im Namen des Propheten als autoritäre Religionsquellen verwendet wurden und werden, beziehen sich die Aussagen wie "Koran allein", "Nur-Koran", "Gottes Buch allein" etc. auf diesen spezifischen Sachverhalt. Des Weiteren wird im Koran von den Muslimen gefordert, an die Wahrheit vergangener, von Gott offenbarten Schriften zu glauben.[38] Für die Gottergebenen gilt der Koran als letzte offenbarte Schrift[39] und alleinige Religionsquelle.[40] Referenzen

Die Koranversangaben werden wie folgt angegeben: Surenlaufnummer:Verslaufnummer.
Beispiel: 17:36 bedeutet Kapitel 17, Vers 36.


[1] 2:135, 4:125, 22:78, 16:123;

[2] 17:110, 7:180, siehe auch Gottes Namen im Koran;

[3] 2:207-208, 3:19, 10:28-29;

[4] 2:62, 5:69, 3:84-85, 2:94, 2:111, siehe zu den "Ungläubigen": Die Eigenschaften der 'Kafir' & die Gesichter des Unglaubens;

[5] 7:16-17, 16:98-99;

[6] 23:97-98, 114:4, 102:1-2, 7:12;

[7] 12:111, 31:6, 39:23, 39:29, 45:6, 52:34;

[8] 7:26, 24:30-31, 33:59, siehe auch Appendix 18 und 19 der Koranübersetzung von R. Khalifa und ebenso Frauen im Koran und in der erfundenen Religion;

[9] 4:29-30, 2:195;

[10] 6:151, 17:33;

[11] 7:33;

[12] 4:90;

[13] 4:92-94, 18:29, 2:256, 10:99, 25:57, 50:45, 60:8-9, 73:19, 74:37, 76:29, 78:39, 80:12, 88:22, 109:6, siehe auch Die Rhetorik von "Terror" und "Cihad";

[14] 42:13-16, 21:92-93, 23:52-54;

[15] 14:21, 33:67, 9:34, 2:272, 4:88, 6:125;

[16] 3:102-105, siehe auch Abspaltungen, Madhabs (Rechtsschulen) und auch Sekten;

[17] 2:136;

[18] 3:84, 22:30;

[19] 5:5, 2:187, 3:49-50, 4:160-161, 6:145-146, 7:157, 16:118, 4:21-22, 33:52;

[20] 3:64, 2:83, 2:87, 3:93-94;

[21] 6:112-114, 2:97, 3:19, 2:146, 5:87, 6:140, 7:32;

[22] 6:154-157,5:48, 6:52, 2:91, siehe auch Introduction of the Quran translation by R. Khalifa (englisch) und Bibel vs. Koran - Gemeinsamkeiten;

[23] 2:190, 2:193, 42:42;

[24] 60:8-9;

[25] 8:12-13, 47:4;

[26] 2:191, 2:217, 4:75-76, 4:89-91, 5:87, 7:33, 8:39;

[27] 49:13, 2:62, 2:256, 64:9, siehe auch Anweisungen IM Krieg;

[28] 49:13, 3:195, 4:25, 2:193, 4:75;

[29] 2:191, 9:71, 33:35, 5:54, 48:29, 52:26, 4:128;

[30] 22:78, 16:123, 21:73;

[31] 15:98-99;

[32] 3:18, 63:1, 2:285, 72:18, siehe auch Appendix 13 der Koranübersetzung von R. Khalifa;

[33] 23:9, 29:45, 2:43, 2:45, 11:114, 24:58, 17:78, 2:238, siehe auch Glaube, Gebet;

[34] 62:9;

[35] 2:110, 6:141, 2:215, 7:156-157, siehe auch Almosen;

[36] 2:183-187, siehe auch Fasten;

[37] 2:125, 2:197;

[38] 5:43-48, 42:13, 2:136, 3:84, 42:15;

[39] 33:40;

[40] 7:3, 6:19, 6:38, 6:112-116.
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#2
Vielen Dank für die aufschlussreichen und spannenden Infos.

G Suspended
Es gibt viele Wege, aber nur eine Wahrheit
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#3
Es ist immer wieder schade das sich die 3 Glaubensrichtungen derartig entfernt haben. Wir handeln zwar alle im Namen des einen gleichen, aber jeder meint das seine Religion die beste sei. Und anstatt das wir uns darauf besinnen das "nur" unsere Art der Verehrung unterschiedlich ist, nicht aber der Kernpunkt an sich, nämlich Gott, gehen wir uns immer wieder gegenseitig an die Gurgel. Ich mag mir gar nicht vorstellen was zumindest ein toleranteres Zusammenleben alles bewirken könnte- Aber stattdessen spalten sich sogar noch die einzelnen Richtungen immer mehr auf. Traurig
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#4
Neal schrieb:Traurig

Ja.
Es kann aber nicht verschiedene Wahrheiten geben, und ein Grund unseres Daseins ist es, herauszufinden welche es nun ist.

Eine seltsame Sache ist die Dummheit, und seltsam ist es auch, jedenfalls für mich, dass auch ein Dummer die Wahrheit herausfinden kann.
Vielleicht ist "seltsam" der falsche Begriff, vielleicht sollte ich "wunderbar" schreiben.

Edit: Es kann nicht sein dass Gott in einem Buch (Bibel) sagt Er habe einen Sohn und dann im nächsten (Koran) Verderben denen androht, die das glauben und/oder weitersagen.

Gruß,
Wojciech
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#5
wojciech schrieb:
Neal schrieb:Traurig

Ja.
Es kann aber nicht verschiedene Wahrheiten geben, und ein Grund unseres Daseins ist es, herauszufinden welche es nun ist.

Und das ist der Grundirrtum schlechthin. Solange man das noch glaubt, wird es keinen Frieden auf Erden geben. Es gibt nicht nur eine Wahrheit, das ist ausgeschlossen. Denn jeder Mensch ist beschränkt und kann nur einen Teil des Lebens sehen. Wer glaubt, dass es nur eine einzige Wahrheit gibt, ist massiv fixiert auf sein Ego, kann sich nicht in andere Wahrheiten hineinversetzen, sich in andere Menschen nicht einfühlen. Das genau ist der berühmte religiöse Wahn. Das ist eine fast psychotische Sache, dass man sich von seiner fixen Idee nicht lösen kann.

Der Grund des Daseins ist nicht, herauszufinden, wer wem die Wahrheit absprechen darf, sondern als erstes zu erkennen, dass bereits das Wort "Wahrheit" nur ein Denkkonstrukt ist. Letztlich ist man zu besessen von der Mathematik, weil man deren Wahrheitsbegriff auf einen Gott überträgt. Das ist aber eben noch ein Zeichen von Unreife, denn man muss die Sprache hinterfragen und sich nicht von ihr leimen lassen. Der abstrakte Begriff "Wahrheit" ist nicht anwendbar auf Überzeugungen. Eine Überzeugung ist immer wahr, und ihr Gegenstand wird von dem Überzeugten fast zwanghaft-hypnotisch als die Eine Große Wahrheit angesehen. Man ist ein Opfer seiner unfreien Psyche.

Letztendlich steht dahinter der Wunsch, zu sein wie Gott. Man selber hat den Gott jetzt in der Tasche, und die anderen nicht.
Dass Gott sich nicht einpacken lässt, sondern verstreut ist in allen Menschen, und in jedem eine andere Gestalt hat - das will demjenigen, der wie Gott sein will, nicht einleuchten. Das widerspricht seiner Eitelheit, seinem Hochmut.

Und darum muss er fast zwanghaft alle anderen Überzeugungen lächerlich machen oder über sie lästern. Daran allein kann man erkennen, wie psychotisch das ist. Wer wirklich verstanden hat, dass jeder seinen Weg gehen muss, dass es da kein Patentrezept gibt und dass "der Gott" Phantasie und Schöpferkraft genug hat, um sich jedem anders zu zeigen, der kann dann loslassen und das sogar bewundern. Das ist sehr schwer, aber ich jedenfalls will das lernen. Jeder andere Weg führt zur Gewalt.
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#6
Karla, sofern ich auch deiner Auffassung von Wahrheit und Gewalt zustimmen kann... Du beschränkst dich wieder zu sehr auf religiöse Gewalt. Das lese ich immer wieder von dir, das Religionen für dich als einziges offenbar Auslöser von Gewalt sind. Dabei sind es doch inzwischen vor allem die nicht Gläubigen, die meinen sie hätten die Wahrheit gepachtet und den Gläubigen so immer mehr zusetzen. Deshalb spreche ich auch immer wieder von mehr Zusammenhalt "untereinander": Würden die Religionen mehr Zusammenhalten, würden wir auch weniger Angriffsfläche bieten und könnten mehr Gegenhalt bringen. Aber da wir eben stattdessen sogar noch auf uns selber losgehen, erschweren wir unseren Standpunkt immer wieder immens
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#7
Ja Karla, das hast Du sehr schön gesagt, so denkt ein Mensch, der über der Sache steht ohne sich im Besonderen zu einem Glauben zu bekennen.
(Ich hoffe damit nichts Falsches zu sagen)
Loslassen und bewundern!
Wie schön ist das!
Und das ist nicht besonders schwer, das ist im Gegenteil sogar recht einfach.
Loslassen ist der Anfang, wenn man sich von belastenden Gedanken und Meinungen der Anderen befreien kann und sich selbst nicht als besonders wichtig annimmt kannst Du mit Bäumen und Vögeln sprechen, zuhören und Wahrheiten finden, die Natur, also alles außer dem Mensch, ist Wahrhaft und kennt nur die Wahrheit.
Bewunderung geschieht im gleichen Moment, das Gefühl der eigenen Winzigkeit ist gleichzeitig mit dem Gefühl die ganze Welt umarmen zu können.
Wenn man den "Klang" der Welt hören darf, eine wahre Symphonie des Lebens, empfindet man dabei auch eine große Dankbarkeit seinem Schöpfer gegenüber, unbeschreiblich.
Ich glaube dass derjenige der das erfahren will es auch irgendwann erfahren darf.
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Aber trotzdem kann es nur eine Wahrheit geben, man kann Brot nicht aus Steinen backen, dazu braucht man Mehl, und es kann nur eine richtige Richtung geben, die, die uns einander näherbringt und die uns Gott näher bringt.
Es kann nicht sein dass viele aus einem Buch herauslesen dass die Welt 10000 Jahre alt ist und aus einem anderen sind es viele Milliarden Jahre, eines davon ist nicht ganz richtig.
Falsch ist dass wir uns deswegen an die Gurgel gehen.
Richtig ist dass es viele Wahrheiten gibt, aber über jede Sache gibt es nur eine vollkommene.
Dass das alles sehr kompliziert ist und gleichzeiteg Jedem gerecht sein könnte macht das auch nicht so einfach durchschaubarer.
Und dass uns die Zeit davonläuft erhöht die Notwendigkeit unserer Entscheidung, deshalb ist auch das erste offenbarte Wort des Koran auch sicher eines der allerwichtigsten: "Lies! Im Namen Deines Herrn!"-"‎ iqraʾ bi-smi rabbika"
Lesen, sich weiterbilden, fragen, all das in dieser Richtung kann damit gemeint sein, lesen und weitergeben, vortragen.
Und dass das gerade das erste Wort des Koran war hat sicher auch eine große Bedeutung.

Gruß,
Wojciech
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#8
Hallo Neal,


Neal schrieb:Karla, sofern ich auch deiner Auffassung von Wahrheit und Gewalt zustimmen kann... Du beschränkst dich wieder zu sehr auf religiöse Gewalt. Das lese ich immer wieder von dir, das Religionen für dich als einziges offenbar Auslöser von Gewalt sind.

O nein, da irrst Du Dich. Im Moment redet man hier im Forum meist im Namen der Religion, darum kann bei Dir dieser Eindruck entstehen. Wenn ich es nicht vergesse, schreibe ich dazu "Religionen und Ideologien".


Zitat:Dabei sind es doch inzwischen vor allem die nicht Gläubigen, die meinen sie hätten die Wahrheit gepachtet und den Gläubigen so immer mehr zusetzen.

Das will ich jetzt nicht gegeneinander aufrechnen. Nicht selten provozieren Christen (ungewollt), indem sie eben alle Ungläubigen belehren, missionieren wollen oder als Mensch zweiter Klasse ansehen. Aber die "neue Christlichkeit" sehe ich im Großen und Ganzen schon auch als Gegenbewegung zu der unerträglichen Arroganz vieler Naturwissenschaftler, die ihr Weltbild für die einzige Wahrheit halten. Dieses Weltbild ist dermaßen dominant geworden, dass es die Entwicklung der gesamten Kultur in Europa lähmt bzw. sie zu beherrschen sucht und auf dem Wege ist, sie zu zerstören.

Wenn dann also sich scharenweise junge Menschen zu alten Schriften hingezogen fühlen, die das naturwissenschaftliche Weltbild - scheinbar - hinwegfegen, es für gottlos und böse erklären und stattdessen ein gottgefälliges Leben fordern und dazu anleiten - dann ist das für mich nachvollziehbar. Im gewissen Sinn wünsche ich mir ja sogar diesen Aufstand gegen das starre und dogmatische naturwissenschaftliche Menschenbild, dass alles am Menschen auf das biologische Gehirn reduzieren will. den Menschen zu einer manipulierbaren Maschine machen will. Es wird höchste Zeit, dass da was geschieht.

Der Punkt, Neal, ist aber der:
Der Aufstand kann gefährlicher werden als das, was wir schon haben. Die Wirtschaft, die auch ihre Weltmacht haben will, beobachtet mit Interesse die jungen Religiösen, die so fundamental nur ihre Religion für richtig halten und immer gegen die jeweils andere Religion anargumentieren, ihr die ewig lodernde Qual "versprechen", falls sie von ihrer Religion nicht lässt.

Diese jungen Fundamentalisten werden dann von den wirtschaftlichen Kräften eingespannt, die mit einem Schwur auf die Bibel Menschen ermordet. Das ist ein Schwank aus unserer Zeit, nicht aus der Kreuzritterzeit.

Die Naturwissenschaftler an sich sind nicht missionarisch eingestellt. Die Religionen, um die es hier geht, sind es aber. Sie sind davon überzeugt, dass Gott die Feinde vernichten wird. Zwar glauben sie, dass Gott sie erst nach deren Tod foltern wird. Aber wenn es hier schon auf Erden geschieht, dann haben sie auch nichts dagegen, weil Gott dann offenbar schon jetzt seine starke Hand gezeigt hat.
Das ist absolut der reinste Irrsinn.


Zitat:Deshalb spreche ich auch immer wieder von mehr Zusammenhalt "untereinander": Würden die Religionen mehr Zusammenhalten, würden wir auch weniger Angriffsfläche bieten und könnten mehr Gegenhalt bringen. Aber da wir eben stattdessen sogar noch auf uns selber losgehen, erschweren wir unseren Standpunkt immer wieder immens

Hältst Du es denn nicht für möglich, dass im Wesen der Religion liegt, aufeinander loszugehen? Wieso war es nie anders? Weil es da eben schon von Haus aus die eine Wahrheit gibt, die man jedem anderen aufnötigen will. Solange man neuerdings wieder in der Bibel heilige Worte sieht, ist das Aufeinanderlosschlagen vorprogrammiert. Erst wenn man sich von den heiligen Büchern trennt und sie als normale Bücher erkennt, wird ein Miteinander trotz der unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der Religion möglich sein. Dann sieht man nicht im Bruder einen Gotteslästerer, wenn dieser in der Bibel keine Trinität herausliest.
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#9
Ok, dann hab ich da was falsches verstanden, Sorry.

Aber zu deiner Frage: Das Problem an der Bibel ist, das sie das komplette Wissen und die Lehre über das Christentum enthält. Hätten wir die Bibel nicht, würden heute wohl keine Christen mehr existieren oder Organisationen wie die Kirche hätte die Lehre über die Jahrhunderte derartig umgeformt, das von der Ursprünglichen nichts mehr vorhanden wäre. Ich möchte damit nicht behaupten, das sie die reine Wahrheit ist- Es ist allerdings eine diskutierbare. Wo würden wir heute denn sonst als Christen stehen, wenn gar nichts über Jesus aufgeschrieben worden währe ? So wissen wir zwar nichts über deren Wahrheitsgehalt, aber dafür überhaupt etwas

Und egal was jetzt Jesus, ob jetzt Gott, Gottes Sohn oder Prophet, gelehrt hat, er hat bestimmt nicht Hass gegenüber Andersgläubigen gepredigt. Er hat Zusammenhalt und Toleranz gelehrt- Nur leider wird das immer wieder umgeformt. Und es stimmt, das man der Wissenschaft nicht mit Gewalt entgegentreten darf, Hass erzeugt immer nur wieder neuer Hass. Es benötigt Menschen, die aus dieser Hassspirale "herausbrechen" und wieder für ein Miteinander stehen

Nur leider habe ich über die Jahre begriffen das es viel zu wenig solcher Menschen gibt, die nicht nur ihre Wahrheit durchsetzten wollen, sondern auch für mehr Mensch stehen. Deswegen bin ich persönlich da inzwischen etwas resignierter geworden
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#10
Hallo Neal,

ich habe ja nicht gemeint, dass man die Bibel abschaffen soll - geht ja gar nicht -, sondern sie in ihrer geschichtlichen Entstehung studieren und dieses Wissen verbreiten soll. Dann wird der Zauberbann nämlich gebrochen, und man gehorcht nicht mehr blind diesem Buchgötzen. Das gilt für alle Religionen.

Übrigens sehe ich grade, dass wir in einem vollkommen falschen Thread diskutieren. Na dann, gute Nacht. Eusa_angel

Karla
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#11
Karla schrieb:[...] Gegenbewegung zu der unerträglichen Arroganz vieler Naturwissenschaftler, die ihr Weltbild für die einzige Wahrheit halten. Dieses Weltbild ist dermaßen dominant geworden, dass es die Entwicklung der gesamten Kultur in Europa lähmt bzw. sie zu beherrschen sucht und auf dem Wege ist, sie zu zerstören.
[...] das starre und dogmatische naturwissenschaftliche Menschenbild, dass alles am Menschen auf das biologische Gehirn reduzieren will. den Menschen zu einer manipulierbaren Maschine machen will. Es wird höchste Zeit, dass da was geschieht.
[...]
Diese jungen Fundamentalisten werden dann von den wirtschaftlichen Kräften eingespannt, die mit einem Schwur auf die Bibel Menschen ermordet.
[...]

Ups ... was ist denn in Dich gefahren ? Hört sich ja an wie ein Plädoyer für einen Kreuzzug gegen die finsteren Mächte der Naturwissenschaft (und der Wirtschaft ... ?!?) ... :icon_confused:

Darf ich vorsichtig fragen, welche Bücher Du so in der letzten Zeit gelesen hast ... ?

Gruß :icon_wink:
Sangus
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#12
Hallo Sangus,

Karla beschreibt hier nichts anderes als den vorherrschenden Materialismus in der Wissenschaft; die einsitige Sicht auf das Materielle. Da hat sie, glaube ich, durchaus Recht.
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#13
Hallo Sangus,

schön, mal wieder mit Dir zu diskutieren. :icon_wink:

Ich hab offenbar Schwierigkeiten, beim Beschreiben meiner Sicht den Balanceakt zwischen Scylla und Charybdis einzuhalten - werd von beiden Seiten leicht missverstanden.

Meine "Erkenntnisse" stammen nicht aus Lektüre jüngster Zeit, sondern, wenn es um die jüngste Zeit gehen soll, aus Diskussionen mit entsprechenden Vertretern. Ansonsten beobachte ich das ganze Geschehen seit mehr als dreißig Jahren.
Was den Menschen als "manipulierbare Maschine" betrifft, so war das besonders heftig in meiner Referendarzeit, wo wir Referendare gelehrt bekamen, wie man die Schüler manipuliert. Der Behaviorismus war das Ideal, dieser zeigte auf - freu freu -, dass man Babys vom Daumenlutschen "befreien" konnte, indem man ihnen immer schmerzhaft auf den Daumen schlug, wenn sie daran lutschen wollten. Daraus schlossen die damaligen Schulpädagogen, dass man auch Schüler durch "Einüben" in Verhaltensformen in die gewünschte Richtung kriegte: Tadel-Lob-Prinzip. Uns wurde gesagt - und es wurde kontrolliert, ob wir das hinkriegten -, dass wir im Unterricht einen Schüler, der unsere Meinung vertrat, loben sollten, später darauf zurückkommen sollten ("Wie der Hans vorhin sehr richtig gesagt hat..."), einen, der unsere Meinung nicht vertreten hatte, eher ignorieren sollten, sodass am Ende einer Schulstunde das vorher vom Referendar aufgestellte Lernziel (das den Schülern natürlich unbekannt war, die Ausbilder aber auf Papier vor sich hatten und deren Erreichung sie überprüften) durchgesetzt war. Alle Schüler also am Ende "erkannten", dass Brecht ein böser Kommunist war oder was auch immer der Referendar für erkenntniswert hielt.

Das als Beispiel, wie mittels der Naturwissenschaft gewonnene Ergebnisse gewissensfrei auf Menschen übertragen werden.


Weiteres Beispiel, ich nehm mal den alten Hasen Jan Philipp Reemtsma (der, der 1996 entführt wurde). Er war bis vor kurzem aktiver Professor für Literatur, und ich hab mal einen Vortrag von ihm gehört, wo er sagte, dass er sich als Vertreter der Literaturinterpretation wie ein Kapitän auf einem sinkenden Schiff fühle, das er aber nicht vorzeitig verlassen werde. Damit meinte er, dass Literatur inzwischen immer weiniger geisteswissenschaftlich, sondern naturwissenschaftlich gedeutet werde. Ich selber kann dies nur vereinzelt bestätigen, neige da auch nicht zur Resignation, wollte aber nur noch eine weitere Stimme einbringen.
Literatur wird dadurch instrumentalisiert, kann für jede Weltanschauung eingespannt werden, wenn man nicht mehr akzeptieren kann, dass Literatur Kunst ist und als solche autonom. Als Kunst nämlich sperrt sie sich gegen Vereinnahmungen, als rein naturwissenschaftlich untersuchbares Ereignis kann ihre vielschichtige Intention ignoriert werden, weil die Vielschichtigkeit abgestritten wird (vergleiche Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch).

Und als drittes Beispiel: es wächst von naturwissenschaftlich geprägten Menschen der Vorwurf, dass religiöse Menschen einen Defekt im Gehirn haben. Der Schritt zu dem Gedanken, dass man diesen "Defekt" ja operativ beseitigen könnte, wird nie ausgesprochen, aber er hängt in der Luft. Das ist neueste Denke, Sangus. Ausgehend von der Naturwissenschaft.
Wer dermaßen die Gesamtheit Mensch auf seine Gehirnfuntkionen reduziert, nicht mehr in der Lage ist, Religiösität in ganz anderen Zusammenhängen zu sehen, eben auch als Revolte gegen die Einteilung in gesund und krank, je nach Maßgabe des erwünschten Volksbestandes: sieht den Menschen als eine manipulierbare Masse. Es geht hier insgesamt um die Anthropologie, um die Frage; Was ist der Mensch?
Wir können uns da nur annähern, müssen immer wieder Einseitigkeit ergänzen.
Wenn aber die pseudonaturwissenschaftliche Ideologie überwiegt, dann wird die Einseitigkeit Programm. Dann ist der Mensch nur noch ratio, gesteuert vom Gehirn oder den Manipulatoren, hat keine Autonomie mehr (alles Täuschmanöver des Gehirns), und das Unterbewusste ist eh nur Produkt der anderen, kann man am besten gleich steuern.
Ich plappere hier nur nach, was von der Naturwissenschaft Besessene so täglich in die Foren schreiben. Das ist genauso irrational wie das Gegenteil, dass wir alle von Adam und Eva abstammen und die Menschheit daher erst seit 6000 Jahren existieren kann.


Ich selber fühle mich als Wissenschaftler durch und durch. Die Vernunft muss Vorurteile und Manipulation durchleuchten, wie eh und je. Wenn die Vernunft baden geht - auf beiden geschilderten Seiten -, geht der Globus baden. Aber das irrationale Konzept der Neuen Religiosität ist eine Gegenbewegung zu dem irrationalen Konzept der ideologischen Naturwissenschaft - ich denke, das lässt sich historisch leicht nachweisen.
Und Wissenschaft ist nicht identisch mit Naturwissenschaft. Das seit Jahrhunderten ausgeklammerte Unter- und Überbewusste im Menschen - und zwar seit der von mir so geliebten Aufklärung - schlägt zurück, wenn man es nicht akzeptiert. Es geht wirklich um unsere Anthropologie. Da ist was massiv fehlgelaufen in den letzten dreihundert Jahren, und verstärkt in den letzten fünfzig Jahren. Den Salat kriegen wir jetzt präsentiert, die Weltanschauungen werden immer perverser. Wenn der Rationalismus alles bekämpft, was nach Mystik, Traum, Meditation riecht, dann schlägt das in Form von unkontrollierbarem Irrationalismus zurück.


Hallo Thomas,

t.logemann schrieb:Hallo Sangus,

Karla beschreibt hier nichts anderes als den vorherrschenden Materialismus in der Wissenschaft; die einsitige Sicht auf das Materielle. Da hat sie, glaube ich, durchaus Recht.

Ja, so ungefähr meine ich das. Wissenschaft kann nicht nur beschränkt werden auf die Natur, der Mensch als Ganzes kann nicht nur untersucht werden als Natur. Er beinhaltet auch das, was man seit altersher als Seele und Geist auffasst- auch wenn mir andere Worte dafür lieber wären. Aber sie als Bluff des Gehirns ansehen, als Illusionen, für die man sich zu schämen habe - das ist bereits Terror. Denn es ist nicht das Gehirn, das solches erzeugt, sondern unsere gesamte Kultur. Und es kann Utpie sein - was der Reduktionismus eben nicht erfasst. Immer wieder Ernst Bloch an dieser Stelle: der Mythos spricht nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft, die wir noch herzustellen haben.
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#14
t.logemann schrieb:Karla beschreibt hier nichts anderes als den vorherrschenden Materialismus in der Wissenschaft; die einsitige Sicht auf das Materielle. Da hat sie, glaube ich, durchaus Recht.
Natürlich hat sie damit recht.
Wissenschaft (genauer: Naturwissenschaft) funktioniert überhaupt nur auf Basis eines materialistischen Weltbildes: Alle materiell-physikalischen Zustände in der Welt sind Veränderungen, die gesetzmäßig aus vorhergehenden materiell-physikalischen Zuständen hervorgegangen sind - so etwa könnte man m.E. (etwas salopp natürlich) die weltanschauliche Haltung beschreiben, die den Naturwissenschaften zugrunde liegt.
Und die naturwissenschaftliche Erklärung eines Phänomens ist eben demzufolge entweder materialistisch - oder es ist keine Erklärung.

Dass man auf dieser Grundlage die Welt ganz und gar begreifen könne, ist aber nach meinem Empfnden eine Haltung, die ihren Zenit schon seit geraumer Zeit überschritten hat.
Die von Karla dargestellten Beispiele sind, soweit ich das einschätzen kann, entweder Schnee von gestern (Behaviourismus) oder aber eine Mischung aus - zugegebenermaßen - recht naivem Wissenschaftsverständnis einerseits und Reaktion auf bestimmte antiintellektuell-wissenschaftsfeindliche Strömungen aus religiösen Kreisen andererseits (Ein Buch wie den "Gotteswahn" von Richard Dawkins beispielsweise kann man nur verstehen, wenn man man sich ein bißchen mit der virulenten Wissenschaftsfeindlichkeit der religiösen Rechten in den USA beschäftigt hat).

Karla schrieb:Dann ist der Mensch nur noch ratio, gesteuert vom Gehirn oder den Manipulatoren, hat keine Autonomie mehr

Wenn man angesichts der - zugegebenermaßen bisweilen etwas aufdringlich wirkenden - Präsenz der Hirnforscher bei der Diskussion um unser aktuelles Menschenbild den Eindruck bekommt, der Mensch würde nun endgültig zur seelenlosen Maschine erklärt, dann übersieht man meiner Meinung nach, dass sich diese Diskussion mit einem Problem befasst, das gleichermaßen alt wie ungelöst ist: Wenn wir uns den "Geist" als eigenständige, nicht-materielle Kategorie von Phänomenen denken - wie haben wir uns dann eine Wirkung des Geistes auf die Materie vorzustellen, wenn doch allem Anschein und aller (naturwisenschaftlich geprägten) Erfahrung nach Materie immer nur von Materie verändert wird?
Das ist eine Frage, die schon seit Jahrhunderten als "Leib-Seele-Problem" diskutiert wird, nie abschließend beantwortet wurde und jetzt einfach nur zugespitzer und vor dem Hintergrund der neuesten Einsichten in den "Leib" sozusagen aktuell formuliert auf dem Tisch liegt.

Und weiter: Natürlich sind die Thesen einiger Hirnforscher recht unangenehm und auch bisweilen vielleicht etwas zu selbstsicher formuliert. Aber es sind nach wie vor Hypothesen, die zur Disposition stehen und sehr kontrovers diskutiert werden. Wenn man etwas genauer hinsieht, stellt man m.E. relativ schnell fest, dass die von Euch kritisierte, allzu vereinfachende "klotzmaterialistische" Haltung eigentlich schon länger kein Mainstream mehr ist und die Akzeptanz von nicht (oder zumindest nicht verlustfrei) reduzierbarer Komplexität (sprich: Vielfalt) in der Welt auch in nicht-religiösen Kreisen viel verbreiteter ist, als es vordergründig vieleicht den Anschein hat.

Karla schrieb:es wächst von naturwissenschaftlich geprägten Menschen der Vorwurf, dass religiöse Menschen einen Defekt im Gehirn haben
Dieser Vorwurf ist natürlich im Grunde völliger Blödsinn.

Aber mal ganz unter uns, Karla:
Wenn man so manches religiös motivierte Posting liest ... dann denkt man doch bisweilen, es könnte doch 'was dran sein ... oder ? :icon_wink:

Gruß
Sangus
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#15
Sangus schrieb:Aber mal ganz unter uns, Karla:
Wenn man so manches religiös motivierte Posting liest ... dann denkt man doch bisweilen, es könnte doch 'was dran sein ... oder ? :icon_wink:

Ich gebe zu, wenn ich in einem richtigen christlichen Fundi-Forum mitdiskutiere, ich oft genug das Gefühl habe, in einem Irrenhaus zu sein. Ich schäme mich dann sofort dafür, tue Buße und les die posts von bornierten Materialisten, die mir dann nicht minder von einer fixen Idee besessen zu sein scheinen, die dasselbe Phänomen erzeugt, das ich im Gegenlager beobachte: das logische Argumentieren geht dabei flöten. Es ist schlechterdings unmöglich, mit ihnen zu diskutieren, weil sie andere Meinungen als die eigenen gar nicht intellektuell erfassen können.

Und dieses Phänomen hätte ich wirklich gerne mal begriffen.

Grundlegend anderer Meinung als Du bin ich in dem Punkt, dass ein Naturwissenschaftler automatisch eine materialistische Weltsicht haben muss. Das halte ich tatsächlich für vollkommen falsch. Es wäre sogar ein Elend. Der Psychotherapeut übt doch auch seinen Beruf auf der Grundlage der Psyche aus, ohne davon überzeugt sein zu müssen, dass es nur Psyche gibt und keine Materie. Wenn ich Bäcker bin, bin ich doch nicht davon überzeugt, dass es außer Brötchen keine sinnvolle Nahrung gibt.


Zitat:Dass man auf dieser Grundlage die Welt ganz und gar begreifen könne, ist aber nach meinem Empfnden eine Haltung, die ihren Zenit schon seit geraumer Zeit überschritten hat.

Das stimmt, Sangus. Aber der Gegenschlag kommt erst jetzt. Und zack, raffen sich halb-gegarte Naturwissenschaftler wieder auf und vertreten wieder den Mechanismus des 19. Jahrhunderts. Auch da habe ich oft das Gefühl, in einem Tollhaus zu sein.

Leider kann ich mehr im Moment und wohl auch in den nächsten Tagen dazu nicht schreiben, weil ich bis zum Wochenende was durchpowern muss. Aber vielleicht habe ich die wesentlichsten Punkte zumindest schon mal berührt.

Ich bin übrigens immer bereit dazu, meine Erkenntnisse bezüglich der Ursachen und Zusammenhänge zu erweitern. Ich habe nicht alle Materialien zur Hand, um dieses ja doch weltweite Phänomen des bornierten Dogmatismus in den richtigen Gesamtzusammenhang einzuordnen.

Grüße, Karla
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