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Pilgern macht lebendig...
#31
Theoretisch schon. Immerhin gibt es Meister (wie z. B. im
PlumVillage) die längere Wege an einem Teich entlang-kinhinnen.

Und wenn ich schon auf einem Waldweg pilgern kann, dann doch
auch an einem Teich entlang.

() Tao-Ho
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#32
Hi, noch ein Anmerk hierzu:
Zitat:Qilin: Nach dem Japan Statistical Yearbook gibt's 96 Mio. Shintoisten und 88 Mio. Buddhisten (1 Mio. Christen, und auch noch andere Religionen)
- und zusammengenommen ca. 200 Mio. Gläubige.
Da Japan aber nur
ca. 128 Mio. Einwohner hat, unter denen auch viele Atheisten sind,
muss jeder Japaner im Schnitt mindestens zwei Religionen anhängen...
Es ist aehnlich wie in China, man kann in Asien bequem auch 4 Religionen zugleich angehoeren, denn die dort heimischen Konfessionen schliessen einander von der Lehre her nicht direkt aus, also nimmt man an den Zeremonien je nach Situation teil.
Shintoismus ist die Staatskonfession des Kaiserhauses, was in China der Konfutsianismus als Staats-Philosophie leistete plus einer personell abstrakteren "theoretischen" Kultusuebung, deren Gebete sich an ein "Ministerium" des Donners - des Wind-und-Holz - des Wassers - des Feuers - etc richtete, die personifizierten 8-Grund-Elemente
- darin war 1 G"tt denn auch der Kaiserthron als juristische Person (und nur in diesem Rahmen war der Kaiser das G"tt "China", koennte man sagen, China selbst hiess aber nicht China, sondern "Reich der Mitte"). Das Volk widmete dem auch nicht allzuviel sonstige Bilderfreude oder Alltags-Zuwendung.
In diesem Sinne muesste ein Japaner, der ein "nicht-Shinto" ist, sich zum Nicht-Japaner umdefiniert haben. Dem Kaiser-Thron Japans als juristische Person "Sonne" wird aber in Japan kein Opfer-Rituale mehr erbracht seit nach dem 2.Weltkrieg, soviel ich weiss.
Als G"tt behandelt wurde KonfuTse auch erst ungefaehr zu Beginn des 20.Jhds - also 2'500 Jahre nicht - erst zuletzt erbrachte man an seinem Grab ene Art Opfer-Rituale wie fuer G"tter. Auch bei LaoTse dauerte es ziemlich lange, bis man ihm ein Opfer-Ritual darbrachte (Weihrauch insbesondere als Minimum einer Anbetungs-Handlung) (dieses "tse" an Namen bedeutet "Meister")
Dieser "Taoismus" wurde durch LaoTse sehr gestaltenreich und trug durch bildhafte Meditationen eine Unzahl an geistigen Personen zusammen, die imstande waren, in Tagtraeumen definierbar und unterscheidbar zu sein, sodass die alte Lehre von TAO, INN und YANG, die mehr ein Masstab zur halbquantitativen Erkenntnis von Naturgesetzen waren, darin im Grunde nicht mehr vorkommt.
KonfuTse und LaoTse waren ungefaehr Zeitgenossen, und damals wusste KonfuTse - wie er sagt - z.B.beim I-GING nicht mehr, um was das eigentlich ging, aber soweit er sich aus Pietaet der Traditions-Huetung verpflichtet fuehlte, schrieb er einen umfangreichen Kommentar dazu und bewahrte das Buch des Koenigs Wen zum ersten Taoismus damit fuer die Zukunft auf.
In Indien war der Buddhismus schon rund 600 Jahre als "Weg" Religion aus dem Gedankengut des Hindu-Glaubens her und zu diesem parallel praktizierbar, und es war schon der "Grosse Wagen" geworden, mit vielerlei Zutaten. Es wird aus China ueberliefert, dass etwa im 2.Jhd ndZ ein Geruecht in China ankam, es gebe eine gute neue Konfession im Westen, jemand wurde losgeschickt, nach dieser zu forschen - vom Datum her koennte man meinen, es seien Fruehchristen gemeint gewesen, weil wie gesagt, Buddhismus ja nicht gerade neu war. Der Bote sei aber ueber Tibet - Indien gereist, lernte den Buddhismus dort kennen und brachte diese Kunde nach China.
Bei Hofe und im hoeheren Adel gefiel die praktizierte Lehre vielen - dem abhaengigen Volk aber nicht - es wurde aber lange Zeit ausschliesslich nur durch Inder unterrichtet.
Yoga Uebungen, Gelassenheit, Askese - das irritierte Chinas Voelker, denn niemand gewaehrte ihnen dazu die Zeit, und das kam auch als Fremdsprache an sie, wozu sie keine Chance hatten, das zu lernen - und als Ziel eine voellige Selbstaufloesung, das widerstrebte ihrer alten und bis heute konstant gepflegten Ahnen-Verehrungs-Religion. Man konnte sich doch gar nicht wuenschen, von all seinen Lieben und seinem Volke je ganz getrennt zu sein. - Selbst im Maoismus wurde die Ahnen-Verehrung dem Volke weiter gestattet, sie beizubehalten.
Eines Tages wurde dann - nach wieder ca 300 Jahren, ein Bote nach Indien geschickt, die Hl.Texte des Buddhismus zu besorgen, ohne einen Inder dran. Diese Texte wurden eifersuechtig gehuetet. Der Bote liess sich die dazu in Asien erforderliche lange Zeit von 20-30 Jahren und brachte die Texte geschmuggelt in seinem Wanderstab heim.
Der erste Uebersetzungs-Versuch ins Chinesische erfolgte, meine ich, in einem Christen-Kloster - die gab es inzwischen auch schon in China, teils katholische, teils nestorianische. Der Uebersetzungs-Versuch war nicht sehr perfekt, weil man dazu ja zwei asiatische Sprachen sehr gut haette beherrschen muessen, Dann uebernahm das Uebersetzungs-Projekt der Kaiserhof selbst.
Sie erfuhren, dass es 1 Stufe gibt, ehe der Mensch ein voelliger Buddha ("Erleuchteter") werde und sich aufloese, um nie mehr zu leiden, BoddhiSattwa genannt. Der bleibt noch in der Welt und ist aber schon sehr weise - ganz genau kenn ich mich da nicht aus, aber man fasste das so auf, dass ein BoddhiSatwa waehlen koenne, wann er seine letzte Wiedergeburt antrete, und westlich koennte man sagen, er ist sicher ein Seliger, aber identisch er selbst noch, Person. Das ist ein chinesischer "FU" (ein "Buddha" ist das also eigentlich nicht, sondern ein "BoddhiSatwa"). Ab nun wurde das auf Chinesisch fuer Chinesen gelernt, und bald interessierte das dann auch erst die Japaner.
Ich weiss nicht, ob dies der "Amidah-Buddhismus" ist, oder die naechste Reform, die sich an eine Frau knuepft, die nach ihrem Tod als so liebreizend und mitleidig bekannt wurde, dass die Unterwelt-Richter (man stellt sich da 10 Gerichtshoefe vor, bis zur Wiedergeburt) alle aus der 1. und 2.Station wieder frei und zurueck ins Leben liessen, in der 3.Station bekamen die Unterwelt-Gerichtshoefe Sorgen, sagt die Legende, ob ueberhaupt noch jemand da unten bleiben muesste, tot fuer dieses gehabte Leben zu sein.
Da wurde die liebe Seele der Dame der Gerichte enthoben - noch ehe sie ein BoddhiSatwa war, also Mitleid leidet sie noch und ist nicht zu weise dafuer - bleibt aber auch da, wo ist, eine konstante Geist-Person ist (ein G"tt) - seitdem konnte der arme Landmann, auch wenn er nie im Leben Yoga praktizieren konnte, in letzter Not zu ihr rufen, und sie wuerde einen trotzdem aus dem Kreislauf der Wiedergeburten sofort raushelfen. Sie heisst nun "Barmherzigkeit" und wird in China stark verehrt in Darstellung als fliiegende Schönheit im Wind. Auch das kam bald auch in Japans Buddhismus mit hinein.
Man ahnt es schon: Buddhistische Riten macht man also bei Thema Tod und Sterben mit.
In Nepal z.B.gibt es Lamas (Buddhismus-Gelehrte, Geistliche), die zugleich Jhankri ("Schamanen") sind, das ist noch eine Konfession, die sich ueber das bildhafte Meditieren in ein mehr oder weniger regional-genormtes Jenseits-von-Hier versetzt, um Rat zu finden oder Krankheiten auf eine stark soziale symbolische Ebene zieht und darin bekaempft.
Wenn Menschen krank sind, rufen sie diesen Geistlichen "mit Buch" (dann soll er als Lama im buddhistischen Amt fungieren), dann nimmt man an, es folge ohnehin das Sterben und moechte fachkundige Begleitung da hinein - oder "ohne Buch" (dann soll er als Jhankri kommen und heilen). Zu Letzterem muss man eine Naturbegabung mitbringen, zum Lama-Werden besucht man einfacher eine Schule.
Als Buddhist toetet man keine Tiere - als Hindu oder Jhankri allerdings opfert man Ziege, Huhn und Speisen
- im heutigen Nepal wird das beides in den Heiligen Staetten bestimmter Hindu-G"tter praktiziert:
Dann beten und fasten die buddhistischen Moenche in ihrem Gebaeude um eine gute und freundliche hoehere Stufe der Wiedergeburt dieser Opfertiere, und ihr Chef (Abt) setzt sich als Hueter der Staette abseits hin und schaut den Tier-Opfern von ferne zu - Hinduismus ist in Nepal naemlich die Staats-Konfession und Buddhisten in Mengen fanden in ihren Klostergebaeuden Asyl, nachdem sie aus Tibet und Myanmar vor den Verfolgungen ihres Glaubens flohen. Weil das zugleich aber uralte Verehrungs-Staetten fuer *Schiwa und *Kali sind, haette man sich andernfalls streiten muessen, aber in asiatischer Sicht der Dinge kann derselbe Glaeubige eben mehreren dieser Konfessionen zugehoeren.
Am meisten Altaerchen an allen Ecken und Zaeunen hatten im 19./ 20.Jhd. die Buddhisten, ein ganz anderer Buddhismus als der, was im Westen als Yoga-Kunde praktiziert wird, voller Alltags-Rituale und Tabus (von Europaeern "aberglaeubische Ruecksichten" genannt). Mit 10'000 kommt man nicht aus, alles zu zaehlen, wer angebetet werden kann, sowohl die Gruppe der Staats-Religion, als auch die Vielzahl der konkret charakterisierten G"tter (viele eher Heilige und Selige im westlichen Sinne) mit gehabter Biografie eines bestimmten Menschenlebens - bei Hindu-Buddhisten und dem LaoTse-Taoismus.

Sie waren auch an manchen Aspekten des Christentums sehr interessiert, das zusaetzlich zu praktizieren - ohne Bibel - zum Beispiel wegen der sozialen Gleichheit aller Menschen und der Sozial-Fuersorge-Pflicht - und dem Recht auf Gerechtigkeit ohne Richter-Bestechung - aber es wunderte sie sehr, dass man als Christ dann keine andern G"tter mehr bedienen sollte, und das auch nicht braeuchte. Aber dann kam auch immer wieder das profane westlich-politische Verhalten der Gast-Europaeer in Asien dazwischen und zerbrach alles, was an echtem Interesse schon aufgekommen war, diese Dinge genauer zu erfahren.

mfG WiT :)
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