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Weichnachten am 24./25. Dezember
#1
Guten Abend,

kann mir jemand kurz erklären, warum wir das Weihnachtsfest am 24./25. Dezember feiern? Habe schon gegoogelt aber noch nicht wirklich etwas herausgefunden....

Mfg
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#2
gumbo schrieb:Guten Abend,

kann mir jemand kurz erklären, warum wir das Weihnachtsfest am 24./25. Dezember feiern? Habe schon gegoogelt aber noch nicht wirklich etwas herausgefunden....

Mfg

Hier ein Zitat von mir aus einem anderen Beitrag zu genau diesem Thema:

"Sicher wurde der Termin für das heutige Hochfest der Geburt unseres Herr Jesus Christus (in sollemnia nativitate domini nostri Jesu Christi bzw. dies natalis Christi) aus pragmatischen Gründen auf den Tag der Wintersonnenwende (25. Dezember) gelegt, aber es hat auch theologische. Und diese theologischen Gründe sind genuin christlich, wurden aber versucht durch das Datum dem römischen Volk leichter zu vermitteln und andere Kulte zu verdrängen.

Denn das Imerpium Romanum feiert am Tag der Wintersonnenwende den höchsten staatlichen Feiertag. Der Feiertag des unbesiegten Sonnengottes, der sogenannte sol-invictus-Kult.
Im Jahr 272 lies Kaiser Aurelian als Dank für einen Sieg über die Palmyrer in Rom einen Tempel zu Ehren des Gottes Sol bauen. Die Weihe dieses Tempels wurde am 25. Dezember des Jahres 274 vollzogen, dem Geburtstag des Gottes Sol (dies natalis Invicti).

Warum wurde nun aber dieser Kult christianisiert und warum gerade die Parallele zum Sonnengott?

Dies hat mehrere Gründe!
Die alte Kirche hat seit jeher Christus mit dem Licht gleichgesetzt in Übereistimmung mit folgenden Schriftstellen:

"Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen..." (Mal 4, 20)

"Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel" (Lk 2, 30ff)

"Als Jesus ein andermal zu ihnen redete, sagte er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8, 12)

So wird dann auch in der zentralsten Feier der alten Kirche, der Osternacht, in der Christus als der wiederkehrende Herr erwartet wird mit folgenden Worten gehuldigt:
lumen Christi - deo gratias (dreifach beim Einzug in die Abgedunkelte Kirche)

“Exsultet iam angelica turba caelorum exsultent divina mysteria et pro tanti regis victoria tuba insonet salutaris. Gaudeat et tellus tantis irradiata fulgoribus et, aeterni regis splendore illustrata totius orbis se sentiat amisisse caliginem. Laetetur et mater Ecclesia tanti luminis adornata fulgoribus: et magnis populorum vocibus haec aula resultet.[...]
Haec igitur nox est, quae peccatorum tenebras columnae illuminatione purgavit.[...]
Haec nox est, de qua scriptum est: Et nox sicut dies illuminabitur: et nox illuminatio mea in deliciis meis.[...]
Sed iam columnae huius praeconia novimus, quam in honorem Dei rutilans ignis accendit. [...]
Oramus ergo te, Domine, ut cereus iste in honorem tui nominis consecratus, ad noctis huius caliginem destruendam, indeficiens perseveret. Et in odorem suavitatis acceptus, supernis luminaribus misceatur. Flammas eius lucifer matutinus inveniat: Ille, inquam, lucifer, qui nescit occasum: Christus Filius tuus, qui regressus ab inferis, humano generi serenus illuxit, et vivit et regnat in saecula saeculorum."


"Frohlocket, all ihr seligen Chöre der Engel,frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König. Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel.Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle,töne von des Volkes mächtigem Jubel. [...]
Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat.[...]
Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: “Die Nacht ist hell wie der Tag”, und “wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.” [...]
So ist nun das Lob dieser Kerze erklungen, die entzündet wurde am lodernden Feuer zum Lobe des Höchsten. [...]
So bitten wir dich, o Herr: Geweiht zum Ruhm deines Namens leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel. Strahlend leuchte sie, bis der Morgenstern aufsteigt, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten auferstand, der den Menschen erstrahlt in österlichem Licht; der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit."
(Exultet, altkirchliches Osterlob bzw. -hymnus)

Wie man hier unbestreitbar erkennt, gehört es zu den ursprünglichen theologischen Deutungen des Christentum Jesus Christus als das strahlende Licht der Welt, dass alle Erlösungskraft in sich birgt zu verstehen. Und zu gleich dieses Motiv mit seinem eschatologisch-endzeitlichen Chrakter auf das Mysterium der Liturgie zu übertragen.

Dies wird besonders dann relevant, wenn man bedenkt, dass der "8." Tage der Tag der Auferstehung ist, der Tag nach dem Sabbat. Der erste Tag der Woche - der "8." Tag - , im römischen Kalendarium der dies solis wird, dadurch dass es für die Christen der Tag des Herrn ist, dies dominicus, ebenfalls adaptiert und umgedeutet.

Insofern ist die Adaptierung des 25. Dezember als ursprünglich heidnisches Fest, dass dem Sonnengott und seiner Geburt gewidmet ist, religionsgeschichtlich nur folgerichtig und auch pragmatisch, sowie theologisch durchaus richtig.
Nun feiert man nicht mehr den Sonnegott, sondern die Geburt des Herrn, der das Licht der Welt ist (vgl. Joh 8, 12)

Somit entsteht eine ganz eigene Form der Chrisitanisierung, die es schafft unter Aufnahme gewisser kultischer Zeiten, dennoch ihre eigene Überlieferung zu erhalten und diese Anstelle der Paganen zu setzen. Wenngleich natürlich der Sol-Kult, zum Ärgernis vieler Bischöfe, sich noch bis ins 6. Jahrhundert gehalten hat.

Das Datum ist also weder willkürlich, noch falsch! Es ist nur nicht in einem streng historischen Sinne als reales Datum der Geburt Christi zu verstehen."
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#3
Dieselbe Geschichte, kürzer und etwas anders erzählt

Nachdem die Widerstände, den Geburtstag Christi zu feiern (Origenes, Arnobius), überwunden waren, beging man das Fest vorerst am 6. Jänner. Dieser Tag galt auch als der Geburtstag des Gottes Dionysos.

Die Idee, Christi Geburt auf den 25. Dezember zu verlegen, kam im frühen 4. Jahrhundert auf. Die Kirchenväter benötigten einen Feiertag, um den heidnischen Kult, des Sol Invictus (Mithras), der damals als Bedrohung für den Fortbestand des Christentums empfunden wurde, in den Schatten zu stellen bzw. zu überdecken.
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#4
Und gerade der Mithraskult hat derart grosse Ähnlichkeit(en), die im Zusammenhang mit der Geburt Jesus (Christus), Jeshua zu erkennen sind - und darüber hinaus.

Lea
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#5
Es ist, so wie Du sagst, Lea:

"Wer nicht von meinem Leib essen wird und nicht von meinem Blut trinken, sodass er sich mit mir vermischt und ich mich mit ihm, der wird das Heil nicht haben."

Die zentral-heiligen Worte aus der kultischen Mithrasverehrung.

Quelle: Franz Cumont: Les Religions orientales, 1929

Grüße v. Epicharm
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#6
Noch ein paar Zeilen zum Mithraskult

Wenn das Christentum in seinem Wachstum aufgehalten worden wäre, hätte die Welt der Mithrasverehrung gehört. Es gab Initiationsstufen und sieben Sakramente. Die wichtigsten Sakramente waren Taufe, Konfirmation und eine Zeremonie, die an das Abendmahl erinnert: Aus einem Gefäß wurde Wein, symbolisch das Blut des Mithras, getrunken, und man brach das Brot, das für den Leib des Mithas galt, und aß es. Den Getauften wurde die Unsterblichkeit versprochen und jenen, die ein gerechtes Leben auf Erden führten, das Paradies. Und für die Bösen gab es die Hölle.

Quelle: Ernest Renan: Histoire des origines du christianisme, Bd 2, Paris 1995

Epicharm
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#7
Epicharm schrieb:Dieselbe Geschichte, kürzer und etwas anders erzählt
Nachdem die Widerstände, den Geburtstag Christi zu feiern (Origenes, Arnobius), überwunden waren, beging man das Fest vorerst am 6. Jänner. Dieser Tag galt auch als der Geburtstag des Gottes Dionysos.
Die Idee, Christi Geburt auf den 25. Dezember zu verlegen, kam im frühen 4. Jahrhundert auf. Die Kirchenväter benötigten einen Feiertag, um den heidnischen Kult, des Sol Invictus (Mithras), der damals als Bedrohung für den Fortbestand des Christentums empfunden wurde, in den Schatten zu stellen bzw. zu überdecken.
Und das theologische Brimborium um das Datum wird dann richtig mit der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender sichtbar. Kurzerhand wurde das Datum um 10-13 Tage (heute) verschoben in allen westlichen Kirchen, in der Orthodoxie dagegen nicht ... also heute ZWEI Weihnachtsdaten.

Bin mal gespannt, wie da Presbyter betonköpfig-kirchentreuen theologischen Zuckerguss drübertun bemüht sein wird ... zur allgemeinen Erheiterung ...

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#8
Als ich die Zusammenhänge und Übereinstimmungen der beiden religiösen Ideen wahrnahm, erschreckte mich das Ganze. Sind beide "Stränge", Teile eines Ganzen - nur zeitverschoben und unter einem anderen Stern (Kultur, Mythologie usw...)? Eine Einheit, die sich in Teilen, zu verschiedenen Zeiten und Orten offenbart hat? Und heute? Laufen die Stränge heute zusammen und es ist an der Zeit, sie miteinander zu verknüpfen....
Danke für die Literaturhinweise. Merci.
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#9
Fritz7 schrieb:Und das theologische Brimborium um das Datum wird dann richtig mit der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender sichtbar. Kurzerhand wurde das Datum um 10-13 Tage (heute) verschoben in allen westlichen Kirchen, in der Orthodoxie dagegen nicht ... also heute ZWEI Weihnachtsdaten.

Bin mal gespannt, wie da Presbyter betonköpfig-kirchentreuen theologischen Zuckerguss drübertun bemüht sein wird ... zur allgemeinen Erheiterung ...

Was sollte es da an dieser historischen Entwicklung mit Zuckerguss versüßt werden. Die beiden Weichnachtsfest bestehen bis heute in der kath. Kirche. Und streng genommen nimmt Epiphanie, das Hochfest der Erscheinung des Herrn (6. Januar), sogar einen höheren Rang ein, als das Hochfest der Geburt des Herrn ein (25. Dezember). Dabei akzentuieren die beiden Feste je ein anderes Moment des Weichnachtsfeste, das der Geburt des Herrn eher die erste Ankunft Christi, das der Epiphanie eher die zweite Ankunft und damit die eschatologisch-endzeitliche Dimension des Glaubens und des Weihnachtsfestes.
Übrigens ist die Entstehung der beiden Festdaten gar nicht so homogen wie man aus Epicharms Beitrag herauslesen könnte. Zum Beispiel ist das erste weihnachliche Fest, das der Taufe des Herrn (heute: Sonntag nach Epiphanie), welches bei einigen Gnostikern gegen Ende des 2. Jh. am 6. Januar gefeiert wird und von dem uns Clemens von Alexandrien berichtet.
Ausserdem kennen zum Beispiel einige westliche Kirchen, so auch die Augustins in Hippo Regius, auch im 4. Jh. kein Fest am 6. Jannuar, sondern nur das spätere am 25. Dezember. Während hingegen einige syrische Kirche wiederum den 25. Dezember als Festtag nicht kennen und bei den Galliern und Germanen sogar beide nicht bezeugt sind, sondern erst viel später erwähnt werden.

Das Ergebnis dieser Verwirrungen ist ganz unterschiedlich, je nach Tradition kennen die Ortskirche, also je eines der beiden Feste (Epiphanie oder Gebrut des Herrn) bzw. sogar beide Feste in ihrem liturgischen Festkalender. Für die römische Kirche die z.B. beide kennt, bedeuten die Feste aber keine Doppelung, sondern sind wie oben schon angedeutet, das unterschiedliche Akzentuieren ein und desselben Mysterium.

Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#10
vielen dank
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#11
Epicharm schrieb:Noch ein paar Zeilen zum Mithraskult
... und noch ein interessanter Hinweis mit vielen Quellenangaben:
http://www.basiswissen-christentum.de/de...skult.html
Ist ne ganz gute Darstellung zum Mithraskult. Fast alle hier angesprochenen Themen werden dort behandelt und erklärt.
Ich fand die Seite echt interessant und mir hat das sehr geholfen.
Außerdem gibts dazu noch ein forum zu diesem Thema: http://www.basiswissen-christentum.de/fo...um.php?f=3
Hab mich da auch mal angemeldet, obwohl da noch nicht soviel los ist.

Stefan
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