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theoretischer/praktischer atheismus
#1
da binich wieder, der mensch mit der abiprüfung ^^

wollte euch fragen ob ihr mir sagen könnt was der unterschied und die merkmale des theoretischen und praktischen atheismus von nietzsche bzw schnurre sind

wäre euch sehr dankbar dafür
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#2
Schnurre kenne ich leider nicht. Bei Nietzsche kenne ich nur seine ablehnende Haltung dem allgegenwärtigen Chritentum seiner Zeit gegenüber. Dieses wollte er überwinden und hat nachgewiesen, dass die christliche Gottesvorstellung menschlicher Natur ist. Ferner hat er sich bemüht, christliche Wert-Aussagen "auf den Kopf zu stellen", umzuwerten. Diese Bemühungen zeigen, wie abhängig unser Werten, Entscheiden, Urteilen von impliziten Prämissen oder - schlimmer noch - allgemein akzeptierten  Vorurteilen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
stuhlman schrieb:da binich wieder, der mensch mit der abiprüfung ^^

wollte euch fragen ob ihr mir sagen könnt was der unterschied und die merkmale des theoretischen und praktischen atheismus von nietzsche bzw schnurre sind

wäre euch sehr dankbar dafür

war der schnurre nicht der von "Wickie" der immer gesagt hat: "ich bin entzückt " ?
oder hat der anders geheisen ?
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#4
Nietzsche hatte mit seiner Kritik an der christlichen Realität sicherlich Recht , nur ist er selber deutlich zu weit gegangen.

Eine allgemeine soziale Struktur ist für das menschliche Zusammenleben sehr wohl förderlich .
Die "Helden" , die moralische und soziale Gesetze überwinden ,und damit neue Wege gehen , gibt es sowieso .
Allerdings im positiven wie im negativen .

Vielleicht hätte Nietzsche Hitler und Stalin noch erleben müssen , um seine Aussagen zu verfeinern .
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#5
melek schrieb:Vielleicht hätte Nietzsche Hitler und Stalin noch erleben müssen , um seine Aussagen zu verfeinern .
Nietzsche hatte sie verfeinert. Menschen wie Hitler und Stalin waren ja gerade im Zielfeld seiner Kritik.
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#6
Karla schrieb:
melek schrieb:Vielleicht hätte Nietzsche Hitler und Stalin noch erleben müssen , um seine Aussagen zu verfeinern .
Nietzsche hatte sie verfeinert. Menschen wie Hitler und Stalin waren ja gerade im Zielfeld seiner Kritik.

Bist du sicher ? Er kritisierte die Herdenmentalität , aber nicht den "Helden".
Soweit ich mich an seine Schriften erinnern kann , hat er z.B. Napoleon als ganz großen bezeichnet .

Nietzsche ist 1900 gestorben.
Er hat also die Vorläufer von NS und Kommunismus mitgekriegt , aber nicht die "Helden" , die sich da ganz groß aufgeschwungen haben , und als Einzelpersonen ganz "große" Dinge vollbrachten .

Ich fragte mich eben , ob er auch solche "Helden" abgefeiert hätte .
Nicht , daß er durch Napoleon nicht auch die Negativseiten eines solchen "Übermenschen" sehen hat können , aber Hitler und Stalin spielen ja in einer noch ganz anderen Negativ-Held-Dimension .
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#7
melek schrieb:
Karla schrieb:
melek schrieb:Vielleicht hätte Nietzsche Hitler und Stalin noch erleben müssen , um seine Aussagen zu verfeinern .
Nietzsche hatte sie verfeinert. Menschen wie Hitler und Stalin waren ja gerade im Zielfeld seiner Kritik.

Bist du sicher ? Er kritisierte die Herdenmentalität , aber nicht den "Helden".
Ich bin da eigentich sicher. Nur kann ich das leider zur Zeit nicht belegen, weil ich Nietzsche seit langer Zeit nicht mehr in den Händen gehabt habe. Aber ich habe vor, na, zehn Jahren zum letzten Mal wirklich alles von ihm gelesen, was auf dem Markt, war, inklusive der Briefe, und mehr als einmal. Nur wäre es jetzt richtig toll, wenn ich Zitate parat hätte. Die äußeren Machtmenschen hat er verachtet. Das war nicht das, wonach er suchte, wenn er sagte (im "Zarathustra"): "Der Mensch ist etwas, das überwunden werden muss". Ihm schwebten keine Diktatoren vor, sondern sein einziges echtes Ideal war und ist Jesus - nicht der von der Kirche definierte, sondern der, der authentisch war in jeder Sekunde - alles aus der Hand gab und doch alles war. Und der "Held", das war eben der, der sich nicht mehr rächte. Der Verzicht auf Rache - ein Leitmotiv im "Zarathustra".
Mal wieder ein Grund, das alles noch einmal zu lesen... Dann kann ich auch zitieren.
Der "Übermensch" - das ist total missverstanden worden.


Zitat:Nietzsche ist 1900 gestorben.
Er hat also die Vorläufer von NS und Kommunismus mitgekriegt , aber nicht die "Helden" , die sich da ganz groß aufgeschwungen haben , und als Einzelpersonen ganz "große" Dinge vollbrachten .
Geistig umnachtet war er, glaube ich, seit 1888. Seitdem hat er gar nichts mehr mitbekommen.
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#8
Karla schrieb:wirklich alles von ihm gelesen, was auf dem Markt, war, inklusive der Briefe, und mehr als einmal.

Nun gut , ich habe bisher nur zwei Bücher von ihm gelesen.Deshalb vertraue ich deiner Einschätzung erstmal.

Allerdings stimmt mich deine Aussage bez.Jesus und Nietzsche äußerst nachdenklich .
Kann es sein , daß du das alles durch eine bestimmte Brille hindurch gelesen hast ?
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#9
melek schrieb:Allerdings stimmt mich deine Aussage bez.Jesus und Nietzsche äußerst nachdenklich .
Kann es sein , daß du das alles durch eine bestimmte Brille hindurch gelesen hast ?
Huch? Meinst Du, ich kann das Wort "Jesus" nicht mehr buchstabieren? ;) Ich bin kein Christ, falls Du meinst, dass ein Christ statt "Satan" "Jesus" liest oder so. Ich habe Nietzsche bestimmt nicht gelesen, weil ich da nach christlichen Wahrheiten suchte. Niemand hat wie er das Christentum bloß gelegt, scharfsinnig wie er die Wurzeln christlichen Denkens (in vieler Hinsicht) freigelegt. Er hat dieses Christentum gehasst wie nur einer, und er ist nicht müde geworden, die Falschmünzerei - so wie er es nennt -, derer sich die Priester und "Pfaffen" bedienen, zu beschreiben und zu entlarven. Ich parapharsiere aus dem Gedächtnis: Wenn ein Christ sagt: "Ich bin gerecht" - dann klingt das leicht nach: "ich bin gerächt".
Und wenn man die heutigen Fundamentalchristen reden hört, dann passt das gar sehr... Rache ist nicht selten das movens einer Ideologie.
Das, was später Habermas, Adorno, auch Wittgenstein und dann die linguistischen Mythologen (Roland Barthes z.B.) etc. betreiben: ideologiekritische Arbeit, indem sie eine Ideologie auch auf ihre sprachliche Falschmünzerei hin untersuchen:
das hat Nietzsche schon vorweggenommen. Eines der Worte, das am meisten vorkommt bei ihm, ist "intellektuelle Redlichkeit". Er war in diesem Punkt dermaßen hochsensibel, dass er an sprachlicher Unredlichkeit dermaßen litt, dass er - so wie sein Zarathustra - immer wieder in die Berge ging, um sich wieder beruhigen zu können. Er litt ungeheuer unter dieser nachlässigen Sprache oder diesem nachlässigen Denken. Und er wurde dann polemisch. Das mag man ihm vorwerfen, war auch für mich nie leicht zu schlucken (obwohl ich ein bisschen auch dazu neige). Seine Schriften sind teilweise Pamphlete. Aber so war Nietzsche nun mal, er konnte sich nicht anders helfen. Und er, der Pfarrerssohn, kannte das Christentum von Kindesbeinen an, er sah in dieser Ideologie eine große Gefahr, weil hier der Mensch Ideale gelehrt bekam, die er, Nietzsche, für bremsend erachtete.

Als ich auf die Stelle stieß, wo er die Jesusgestalt erwähnte, die von den Christen selber nicht begriffen worden sei, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Ich kann darum Deine Nachfrage schon verstehen, melek. Ich hätte das vielleicht auch gar nicht erwähnt, wenn ich nicht zeigen wollte, dass Nietzsche nicht der Gewaltverherrlicher war. Es ging ihm um die Lauterkeit des Denkens, wohl auch um die Lauterkeit des Seins, und dies sah er merkwürdigerweise realisiert in der Jesus-Gestalt. Er hat das, glaube ich, nur einmal so zugegeben. Und aus dieser Lauterkeit erwuchs für ihn die "Macht", die ein Mensch dann besaß.

Im Übrigen frage ich mich manchmal, ob er mit Karl Marx doch so einiges gemeinsam hat. So verschieden ihre Denke ist. es geht beiden um die Ideologiekritik, und beide haben an der Sprache angesetzt.
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#10
Nietzsche setzt den Begriff "der Schaffende" in sein Werk Zarathustra ein, als die Antwort auf das Leben. Der Schaffende hält nichts zurück und wird Geber, - gibt dem Leben zurück, was zuvor das Leben dem Schaffenden schenkt(e).
Im Werk Zarathustra benennt er Tiere, wie z.B. der Adler, die Schlange der Löwe, die Taube. Vorallem der Adler (Freiheit) und die Schlange (Verwandlung, neues Leben) werden zu Anfang des Werkes als seine liebsten Tiere erwähnt.
Wenn die Worte/Ideen (gleich Samen) Theorie sind, ist das Schaffen (die neue Erde, Freiheit) das Praktische....im Schaffen wird der Mensch zum Übermensch oder anders ausgedrückt, er erkennt sein Lebensgeschenk und wird sich seiner/dieser Kraft bewusst. Aus dem Erkennen fliesst die Kraft des Schaffens.
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#11
Ok,ok, ich sehe schon : ich muss noch mehr von Nietzsche lesen .*g*

Welche Reihenfolge ist sinnvoll ?
Bisher habe ich nur Götzendämmerung und Ecce Homo gelesen .
Zarathustra wird wohl ein absolutes Muss sein , nehme ich an.
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#12
stuhlman schrieb:da binich wieder, der mensch mit der abiprüfung ^^

wollte euch fragen ob ihr mir sagen könnt was der unterschied und die merkmale des theoretischen und praktischen atheismus von nietzsche bzw schnurre sind

wäre euch sehr dankbar dafür

Ich halte die Unterscheidung zwischen theor. und prakt. Atheismus für unsinnig; ich weiß noch nicht mal so genau was prakt. Ath. bedeuten soll.Eine hedonistische Lebensweise? Dazu muß man kein Atheist sein.Eine Lebensweise die Gott herausfordern will? Dann ist man sicher kein Atheist!
@melek: Ich empfehle "Morgenröte" und "Die fröhliche Wissenschaft" und danach "Jenseits von gut und böse" (Du mußt Dich natürlich nicht daran halten)
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#13
(16-07-2008, 20:29)Weltmarionette schrieb: Ich halte die Unterscheidung zwischen theor. und prakt. Atheismus für unsinnig; ich weiß noch nicht mal so genau was prakt. Ath. bedeuten soll. Eine hedonistische Lebensweise? Dazu muß man kein Atheist sein. Eine Lebensweise die Gott herausfordern will? Dann ist man sicher kein Atheist!
Ich verweise mal auf den Startbeitrag zum Atheismus. Das wesentliche Merkmal im Überbau ist der Bezug auf humanistische Aufklärung zusammen mit der expliziten Ablehnung aller "erdachten Götterwelten". Diese Ideen bezeichne ich als "theoretischen Atheismus".
Im Gegensatz dazu kann der "praktische" (besser praktizierte) Atheismus in einer Welt voller Religionen (im engeren Sinn) und Glaubenszeugnisse äußerst anstrengend sein. Allerdings gibt es viele "gewordene Atheisten mit 'Glaubensallergie'", die es sich bequem gemacht haben in dieser Welt und beispielsweise "nicht mehr zur Kirche gehen" oder sich "sozial nicht engagieren", die eben einfach weltanschaulich "gar nichts" sind.

Ich bin nicht davon überzeugt, dass eine "hedonistische Lebensweise" (Lust um ihrer selbst willen) für den praktischen Atheismus kennzeichnend ist. Eher ist es das Engagement für "humanistische Ziele", die eben nicht mit einem Gottglauben begründet werden, aber im Übrigen auch von religiös (im engeren Sinne) geprägten Menschen verfolgt werden.
Religion/religiös "im engeren Sinn" bedeutet hier "mit Bezug auf traditionelle Religionen mit Gottesglauben oder eben Götterwelten".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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