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System und Einpassung
#1
Hallo, hier mal ein paar Gedanken. würde mich auf eure Beiträge freuen.

System und Einpassung

Wenn man sich einer Gemeinschaft anschließen will, so erfährt man recht schnell, welche Strukturen und Hierarchieformen dort existieren. Natürlich ist man durch die neue Situation oft auch blind, bestimmte, tiefere Funktionsmechanismen zu durchschauen.

Der Wunsch nach Geborgenheit und einem sinnvollen Handeln ist oftmals so stark, daß man jegliche Zweifel beiseite läßt. Bei dem Anschluß an eine Gemeinschaft spielen dabei eine oder mehrere Vertrauensbeziehungen eine wichtige Rolle. Nach und nach findet eine Integrierung statt. Die Werte der Gemeinschaft werden immer mehr zur eigenen Identifikation übernommen. Und natürlich empfindet man eine Diskrepanz zwischen diesen Werten und der eigenen Verwirklichung, man erkennt verstärkt seine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten und hofft, durch immer stärkeres Engagement sie zu überwinden.

Gerade zu Beginn existiert durch das Neue, noch Unbekannte, eine sehr starke Faszination. So glaubt man, daß die anderen Mitglieder der Gemeinschaft auf dem Weg zum Ideal viel weiter fortgeschritten sind. Da jede Gemeinschaft ihr Ideal vorstellen und anderen vermitteln will, entsteht eine bestimmte, oft künstliche, Verhaltensweise, gerade gegenüber neuen Mitgliedern, gleich einer Werbekampagne, nach dem Motto "Hier sind wir wirklich richtig und daher glücklich". Es entsteht ein Insider-Kult, der in seiner inneren Aussage beinhaltet, daß nur jemand, der sich hier einsetzt, dem Ziel näherkommen kann. Sehr oft wird einen von den Leitern einer Gemeinschaft angeboten, daß sie bereit sind alle Verantwortung auf sich zu nehmen, wenn man nur nach ihren Anweisungen handelt.

Dies beinhalteltet natürlich eine Verlockung, da man so glaubt jegliche Verantwortung hinter sich zu lassen zu können. Man denkt man ist nicht mehr eigen verantwortlich für sein Handeln. Dies ist ein schwerwiegende Ilussion. Diese Illusion beinhaltet, daß wir uns nicht mehr wirklich weiter entwickeln können sondern uns gleich Schafen willenlos und unmündig herum kommerndieren lassen. Sollte jedoch der "Hirte" einmal nicht mehr sein, dann sind wir vollkommen unfähig auf "eigenen Beinen" zu stehen.

Natürlich glaubt man, wenn einem so ein Angebot gemacht wird, daß dies die Lösung aller Probleme wäre. Ein jeder weiß, daß ihn seine jetzige spirituelle Situation nicht wirklich glücklich gemacht hat. Und so scheint diese Lösung verlockend zu sein. Doch dies ist wie ein Abschluß mit einer Universalversicherung die den Preis deiner gesamten Lebensenergie einfordert.
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#2
Bingo 8)

So ist es. Freiheit ist schöööööön :!:

Lhiannon
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#3
Das Phänomen ist auch weit verbreitet - und nicht nur in Sekten u.ä.

Wir haben eine Regierung also brauchen wir uns um nichts mehr zu kümmern...


Blessings,

Heiko
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#4
Peter schrieb:Natürlich glaubt man, wenn einem so ein Angebot gemacht wird, daß dies die Lösung aller Probleme wäre.

Ein Angebot, daß wirklich alle Probleme löst gibt es hier auf Erden nicht.

Peter schrieb:Ein jeder weiß, daß ihn seine jetzige spirituelle Situation nicht wirklich glücklich gemacht hat.

Das ist erst ein mal eine Behauptung. Ich denke, es gibt auch wirklich glückliche Menschen, hat auch mit der Lebenseinstellung zu tun.

Peter schrieb:Und so scheint diese Lösung verlockend zu sein.

möglicherweise trügerisch

Peter schrieb:Doch dies ist wie ein Abschluß mit einer Universalversicherung die den Preis deiner gesamten Lebensenergie einfordert.

Eine Universalversicherung gibt es nicht. (Alle Versicherung dieser Erde können, wenn es optimal verläuft, trotzdem nur maximal finanzielle Folgen abdecken.)

Wenn die ganze Lebensenergie eingefordert wird, dann stimmt etwas nicht.

Gute Nacht und Gruß Gerhard
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#5
Hi Peter,

was Du hier beschreibst bezieht sich recht deutlich auf Sektenstrukturen - aber wie Heiko schreibt, ist es nicht an die gebunden, kommt zumindest auch bei 'Großreligionen' vor ;) - und besonders unter Proselyten aller Art - für die stimmt ja das 'nicht glücklich sein'.

Jede Gruppe hat die Tendenz, sich möglichst gut darzustellen, und wenn ich mich einer neu anschließen will, dann sehe ich natürlich ihre guten Seiten. Diese beiden Automatismen ergänzen einander aufs Prächtigste - und wenn dann noch ein Lehrer/Guru/Meister da ist, der all meine Probleme lösen kann, dann bin ich die ja ein für allemal los...

Daß gerade auch Religionsgründer dieses Problem auch gesehen und angesprochen haben, wird bei frommen Nachfolgern gerne verdrängt. Mir fällt gerade Paulus ein - "Prüfet alles, das Gute aber behaltet!" oder der Buddha - "Meine Worte sollt ihr prüfen, wie ein Bauer die Ochsen, oder ein Goldschmied das Gold, das er kaufen will, im Feuer prüft." - dazu ist es aber nötig, seinen kritischen Verstand nicht an der Garderobe abzugeben - oder zumindest ihn nach der Veranstaltung wieder abzuholen... Heißt es nicht dass man einen Guru sieben Jahre lang prüfen soll, bis man sich ihm anvertraut? (Aber viele haben ja sowieso schon nach sieben Wochen einen neuen gefunden ;))

Namaste
() qilin
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#6
Es ist leider nicht nur auf gewisse 'Sekten' oder Religionen zutreffend, sondern man findet es ja auch in der Gesellschaft / Deutschland / Schulen usw.
Vielen fällt es aber nicht mehr so auf, weil es millionen Mitläufer gibt, da muss es ja normal sein, wenn man so handelt wie die anderen. Jeder, der etwas anderes denkt, wird als verrückt erklärt. :?

Wir brauchen dringend ein paar „Verrückte“.
Seht nur, wohin uns die Normalen gebracht haben. :D
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#7
(28-01-2003, 14:30)Guest schrieb: Sehr oft wird einen von den Leitern einer Gemeinschaft angeboten, daß sie bereit sind alle Verantwortung auf sich zu nehmen, wenn man nur nach ihren Anweisungen handelt.

Dies beinhaltet natürlich eine Verlockung, da man so glaubt, jegliche Verantwortung hinter sich zu lassen zu können.
Manchmal lohnt es, alte Beiträge zu durchforsten. Ich stimme den Beiträgen (hier) weitgehend zu. Allerdings vermisse ich einen Aspekt, der sich mit der ideologischen Ausrichtung auseinander setzt. Letztere bewirkt, dass man sich auf der Seite der Guten wähnt, gleichgültig, welche Nachteile daraus für andere folgen. "Leiter", die so handeln, wie im Eingangsbeitrag beschrieben, also quasi jegliche Verantwortung an sich reißen, sind grundsätzlich kritisch zu sehen. Wir brauchen also nicht ein paar Verrückte, wie mein Vorredner meinte, sondern in der zweiten und dritten Reihe kritische Geister, die dem übrigen "Fußvolk" durchaus Verantwortung übertragen und zumuten und in der anderen Richtung (zur "Leitung" hin) Verantwortlichkeiten einfordern.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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