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Das Selbst
#1
Das als "Selbst" bezeichnete psychische Phänomen ist das Ergebnis eines dynamischen Systems. Charakterisch für das "Selbst" ist seine homeostatische Eigenschaft: Das "Selbst" produziert Ordnung [Erfahrung von Identität] durch eine riesige Komplexität von Umwelt-Infos und innere kognitive Zustände.
Das "Selbst" entwickelt sich, wenn Erkenntnis und Erkenntnis trifft [d.h. ein Individuum über seine Erkenntnisse nachdenkt] Diese Entwicklung wird getrieben durch soziale Interaktionen. Ebenfalls ist das "Selbst" als die Indentität eines Individuums ein Attraktor, welcher aus diesem Prozess resultiert. Durch wiederholende Selbstreflektion wird das "Selbst" erhalten.

was meint ihr dazu?
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#2
Zitat:Charakterisch für das "Selbst" ist seine homeostatische Eigenschaft: Das "Selbst" produziert Ordnung [Erfahrung von Identität] durch eine riesige Komplexität von Umwelt-Infos und innere kognitive Zustände.

So weit stimme ich noch zu. Man kann kein "Selbst" sein, wenn man die äußeren und inneren Informationen verarbeiten und differenzieren kann. Wenn ich das nicht vermag, kann ich logischerweise nicht zwischen Umwelt und mir selbst unterscheiden und weiß somit auch nicht das ich bin.

Zitat:Das "Selbst" entwickelt sich, wenn Erkenntnis und Erkenntnis trifft [d.h. ein Individuum über seine Erkenntnisse nachdenkt] Diese Entwicklung wird getrieben durch soziale Interaktionen.

Ich denke, hier wird es schon schwieriger... Damit Erkenntnis auf Erkenntnis treffen kann, muss es ersteinmal eine Erkenntnis geben. Und die wohl erste Erkenntnis, die man machen kann, ist die oben genannte... Doch dazu erfordert es bereits ein Selbst, laut oben genannter Definition. :?

Zitat:Diese Entwicklung wird getrieben durch soziale Interaktionen.

Besitzt ein Einsiedler weniger "Selbst" als ein Großstädter :?: (sofern man überhaupt von "besitzen" sprechen kann)


Zitat:Durch wiederholende Selbstreflektion wird das "Selbst" erhalten.

Hmmm... es gibt genügend Menschen, die ebendies nicht tun... besitzen sie deswegen kein Selbst? :roll:

Blessings,

Heiko
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#3
Hallo

nach dem Persönlichkeitsmodell von C.G.Jung ist das Selbst der übergeordnete Aspekt der Psyche. Es ist die Gesamtheit des individuellen Seins, welche dem Menschen nie komplett zugänglich wird.
Dessen Struktur entspricht einem Paradoxon, da es alle Gegensätze in sich vereint: „Gut“ und „Böse“, Unbewußtsein und Bewußtsein, Individualpsyche und Kollektivpsyche.
Ziel ist die Schaffung einer Einheit, in der die Gegensatzpaare im ausgewogenen Verhältnis zu einander stehen. Es muß eine Integration vom Unbewußtsein und individueller Persönlichkeit erfolgen. Dieses Streben könnte als „höhere“ Selbstverwirklichung verstanden werden.


In meinen Augen eine nachvollziehbare und gute Erklärung.
Widerspricht eigentlich auch nicht schwarze moewes Ansicht.

Zitat:Charakterisch für das "Selbst" ist seine homeostatische Eigenschaft
Anm.Die symbolische Ausdrucksform des Selbst findet sich in Mandalas und dem Yin und Yan Zeichen wieder.

Gruß
Lord
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#4
Ich finde die Untersuchung dieses Themas sehr interessant und auch notwendig. Vielen Dank Möwe!

Ich bin sehr sehr überweltigt von der Komplexität deiner Aussage Möwe. Diese Herangehensweise ist, muss ich ganz ehrlich zugeben, nicht gerade meine Stärke. Denn ich arbeite besser implizierend als deduktiv.

Nehmts mir nicht übel, aber ich brauche für dieses Problem etwas Zeit. Ich werde dann posten, wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin.

Danke,

Jazzter
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#5
schwarze-moewe schrieb:was meint ihr dazu?
Zuerst mal - 'Erkenntnis bringt Heil - kein Makel' würde das Yijing sagen ;). Kurz und prägnant auf den Punkt gebracht - ein Text zum Weiterverwenden. Buddhistische Texte sagen oft das Gleiche aus IMHO, sind aber für unsere Begriffe viel weitschweifiger. An ein paar Punkten möchte ich aber abklären, ob ich wirklich verstanden habe was Du meinst:

Zitat:Charakterisch für das "Selbst" ist seine homeostatische Eigenschaft: Das "Selbst" produziert Ordnung [Erfahrung von Identität]

Mit 'Selbst' meinst Du die Erfahrung des individuellen 'Ich' (im Buddhismus wird das oft einem über-individuellen 'Selbst' gegenübergestellt - deshalb meine Frage) - oder liegt die Erfahrung der Identität in der Ordnung selbst, die von diesem erst produziert wird - oder irgendwo dazwischen?

Zitat:Das "Selbst" entwickelt sich, wenn Erkenntnis und Erkenntnis trifft [d.h. ein Individuum über seine Erkenntnisse nachdenkt] Diese Entwicklung wird getrieben durch soziale Interaktionen.

D.h. (wie Heiko schon angemerkt hat) Erkenntnis ist primär nicht an die Ich-Erfahrung gebunden? (Auch das würde mit dem buddhistischen Ansatz übereinstimmen.)
Diese Entwicklung wird von sozialen Interaktionen angetrieben, ist aber nicht auf sie angewiesen - ein Einsiedler hat nicht notwendig ein schwächeres Ich als ein Großstädter, er hat aber weniger Anlaß dessen Stärke zu forcieren.

Zitat:Ebenfalls ist das "Selbst" als die Indentität eines Individuums ein Attraktor, welcher aus diesem Prozess resultiert. Durch wiederholende Selbstreflektion wird das "Selbst" erhalten.
Sobald sich ein Ich einmal gebildet hat, tendiert es zur Selbstverstärkung, besonders durch die Beschäftigung mit sich selbst.

Kommt das ungefähr hin?

() qilin
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#6
Wer bin ich?

Nach der Aussage der Bhagavadgita:
Kapitel 2 Vers 12
Niemals gab es eine Zeit, da Ich, du oder all diese Könige nicht existierten. Noch wird in der Zukunft einer von uns aufhören zu sein.

Vers 13
So wie die Seele in diesem Leben die körperlichen Veränderungen der Kindheit, Jugend und des Alters erfährt, ebenso geht sie nach dem Tod in einen neuen Körper ein. Die Weisen werden durch diesen Wechsel nicht verwirrt.

Anmerkung: Die Seele (atma) ist der spirituelle Funke und die eigentliche Identität eines jeden Lebewesens. Ihre Natur ist sac-chid-ananda: sat - ewig, chit - bewusst und ananda - glückselig. Gleich der Sonne erstrahlt sie den gesamten Körper mit Leben und Bewusstsein. Sie ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem Geist (Verstand), der ein Teil des feinstofflichen Körpers ist, zu dem auch die Intelligenz (Unterscheidungsvermögen) und das Falsche Ich (falsche Identifizierung) gehören. In den vedischen Schriften wird sie als atma bzw. jivatma oder das Selbst bezeichnet.

Vers 14
O Sohn Kuntis, die Beschäftigung der Sinne mit ihren Sinnesobjekten vermitteln uns die Empfindungen von Hitze und Kälte, Freude und Schmerz. Doch diese Wahrnehmungen sind zeitweilig - sie kommen und gehen. O Bharata, lerne sie zu erdulden.

Vers 15
O Edelster unter den Menschen, jemand, der eine stetige Intelligenz hat, und daher in Glück und Leid gleichmütig bleibt, ist ungestört durch sinnliche Erfahrungen und daher geeignet, Befreiung zu erlangen.

Vers 16
Die Weisen, die die Wahrheit sehen, haben das Veränderliche (den materiellen Körper) als zeitweilig und die Seele als ewig und unwandelbar erkannt. Zu diesem Schluss sind sie gekommen, nachdem sie das Wesen beider studiert haben.

Vers 17
Wisse, dass die Seele, die den gesamten Körper mit Bewusstsein durchdringt, unzerstörbar ist. Sie ist unveränderlich und ewig, und niemand kann sie vernichten.
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