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KIC 8462852 oder die Dyson-Sphäre als Lückengott
#16
Mal zurück zum Thema, der anscheinend allgemeinen Neigung, Wissenslücken durch "Äußerungen" eines Überwesens (Gott) oder einer "Hyperzivilisation" zu deuten - also ein Narrativ zu erfinden, welches die Wissenslücke überbrückt.

Dass unser Hirn durchaus diese Eigenschaft hat, kann man an den Blinden Flecken in unseren Augen ablesen: Was dort definitiv nicht gesehen wird, wird durch Hintergrund ersetzt. Enthält der Hintergrund an anderer Stelle Muster, wird sogar dieses ergänzt, selbst wenn es gar nicht dort ist, aber "eigentlich dort sein müsste".

Wir müssen also immer darauf achten, was real und was Narrativ ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#17
(19-01-2025, 00:15)Thomas der Ungläubige schrieb: Wissenschaftlich denkende Menschen überschreiten regelmäßig die Grenzen menschlicher Erkenntnis. Mein Standardbeispiel ist das menschliche Bewusstsein: Kein Mensch weiß, was es ist und wie es funktioniert. Trotzdem sind sich viele Szientisten sicher, dass alles determiniert ist und es keinen freien Willen gibt

ist das denn so?

mir begegne solche deterministen eher selten und nur sehr vereinzelt
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#18
(19-01-2025, 11:54)Ekkard schrieb: Mal zurück zum Thema, der anscheinend allgemeinen Neigung, Wissenslücken durch "Äußerungen" eines Überwesens (Gott) oder einer "Hyperzivilisation" zu deuten - also ein Narrativ zu erfinden, welches die Wissenslücke überbrückt.

Dass unser Hirn durchaus diese Eigenschaft hat, kann man an den Blinden Flecken in unseren Augen ablesen: Was dort definitiv nicht gesehen wird, wird durch Hintergrund ersetzt. Enthält der Hintergrund an anderer Stelle Muster, wird sogar dieses ergänzt, selbst wenn es gar nicht dort ist, aber "eigentlich dort sein müsste".

Wir müssen also immer darauf achten, was real und was Narrativ ist.

sehr guter hinweis!

wir sind sozusagen "von der evolution dahin getrimmt", nicht erst das ganze und vollständige bild in uns aufnehmen zu müssen, um zu entscheiden und reagieren (was im ernstfall viel zu lange dauern würde), sondern uns bereits bruchstücke der wahrnehmung genügen, welche wir (entsprechend unserer erfahrung) automatisch zum ganzen ergänzen

was natürlich insofern nicht ohne risiko ist, als wir damit zwar meistens richtig liegen, aber beileibe nicht immer richtig liegen müssen. wessen wir uns bewußt sein sollten

wozu es führt, wenn man diesen epistemischen selbstzweifel (krankhaft) übertreibt und sich in allem immer wieder rückversichern muß, hat stanislaw lem in seiner kurzgeschichte "anankaste" sehr anschaulich geschildert. spoiler: es ist keine gute idee...

wissenslücken durch gedankliche eigenleistung zu überbrücken, ist so gesehen in der tat zutiefst menschlich. dennoch bestehen unterschiede, zu welchem subjekt, zu welchem zweck und in welcher ausgestaltung das erfolgt. was durchaus diskutiert werden kann und darf
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#19
Menschen füllen Wissenslücken mit verschiedensten Theorien und Glaubensvorstellungen. Dies ist nicht nur bei religiösen Menschen so, sondern auch bei wissenschaftlich denkenden Atheisten. Ich meine weiterhin, dass sich der Mechanismus nicht nur bei randständigen Phänomenen wie KIC 8462852 zeigt, sondern eben auch bei fundamentalen weltanschaulichen Fragen wie der Frage nach der Willensfreiheit. Freier Wille bedeutet letztlich Transzendenz. Er ist etwas was außerhalb der Naturgesetze steht und aus einer außernatürlichen Sphäre auf die Welt der Dinge Einfluss nimmt. Man kann diese Vorstellung natürlich als Unsinn ablehnen. Diese Ablehnung beruht aber genauso auf einem subjektiven Glauben wie die Zustimmung. Mir sind bisher noch keine überzeugenden naturwissenschaftlichen Belege für die Nichtexistenz des freien Willen begegnet. Was ich sehe sind unzulässige Verallgemeinerungen und einen quantenphysikalisch überholten Determinismus.
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#20
(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Freier Wille bedeutet letztlich Transzendenz. Er ist etwas was außerhalb der Naturgesetze steht und aus einer außernatürlichen Sphäre auf die Welt der Dinge Einfluss nimmt. Man kann diese Vorstellung natürlich als Unsinn ablehnen. Diese Ablehnung beruht aber genauso auf einem subjektiven Glauben wie die Zustimmung.

Echt jetzt? Man kann solche Vorstellungen einfach ablehnen, weil sie keinerlei Evidenz fuer sich haben. 

Zudem gibt's auch philosophische Begruendungen fuer die Ablehnung eines freien Willens; da muss man keine Naturwissenschaften bemuehen. Ich halte diese ganze Diskussion aber sowieso fuer reichlich muessig. Praktische Konsequenzen gibt es daraus nicht.
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#21
(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Menschen füllen Wissenslücken mit verschiedensten Theorien und Glaubensvorstellungen.
Korrektur: Theorien sind gesicherte Zusammenhänge, die für einen bestimmten Satz Parameter und ihre Grenzen gelten z. B. die Keplergesetze. Theorien füllen folglich keine Wissenslücke. Das Wissen ist schon vorher da in Form von Tabellen und Bahn-Kurven (im Beispiel).
Wissenslücken durch Glaube zu ersetzen, ist Unsinn. Denn das macht das, was den Glauben ausmacht unglaubwürdig, weil sich Wissenslücken irgendwann schließen.
Also ist Glaube etwas ganz anderes, als was du hier unterstellst. Glaube sind im weitesten Sinne die angelernten Vorstellungen, die wir gemeinhin zur Funktion einer Gesellschaft brauchen. Und man kann nur hoffen und beten, dass uns an dieser Stelle die Chefideologen keine Bären aufbinden zum Wohle ihrer Herrschaftsstrukturen.

(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Dies ist nicht nur bei religiösen Menschen so, sondern auch bei wissenschaftlich denkenden Atheisten.
"Wissenschaftlich denkende Atheisten" machen, wenn es um Glaube geht, nicht die oben monierten Denkfehler. Die von @petronius im Startbeitrag monierten Verhaltensweisen, nämlich momentan nicht vorhandenes Wissen durch Narrative zu ersetzen, machen alle Menschen. Nur die Fachwissenschaftler werden sich bemühen, ungeklärte Phänomene aufzuklären. (Ich bin Physiker, und habe trotzdem nicht die geringste Ahnung, was einen Stern so verdunkeln kann, wie das im Startbeitrag beschrieben wird. Das Phänomen ist real, eine Theorie steht noch aus.)

(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Ich meine weiterhin, dass sich der Mechanismus nicht nur bei randständigen Phänomenen wie KIC 8462852 zeigt, sondern eben auch bei fundamentalen weltanschaulichen Fragen wie der Frage nach der Willensfreiheit. Freier Wille bedeutet letztlich Transzendenz.
Wie kommst du darauf? Der "freie Wille" kann alles zwischen Freiheit und Zwang sein - aber mit transzendenten Vorstellungen hat er nichts zu tun.

(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Er ist etwas was außerhalb der Naturgesetze steht und aus einer außernatürlichen Sphäre auf die Welt der Dinge Einfluss nimmt.
Öhm - woher kommt diese Erkenntnis?

(Vor 5 Stunden)Thomas der Ungläubige schrieb: Man kann diese Vorstellung natürlich als Unsinn ablehnen. Diese Ablehnung beruht aber genauso auf einem subjektiven Glauben wie die Zustimmung.
Woher willst du das denn wissen? Zur Erinnerung: Du behauptest, der freie Wille sei etwas, was außerhalb der Naturgesetze stehe und aus einer außernatürlichen Sphäre auf unsere Welt Einfluss nehme. Diese Behauptung ist nachweislich falsch, es sei denn, unser Hirn ist nicht von dieser Welt. Das zu glauben, wäre bewusst ignorant. (Offensichtliches ist kein Gegenstand des Glaubens!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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