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Blutschuld
#1
Was bedeutet Blutschuld im Judentum?
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#2
Tut mir leid, aber was meinst du mit Blutschuld? Ich kenne diesen Begriff nur aus der griechischen Antike, da bedeutet das, dass jemand einen anderen ermordet hat. Meinst du das, Mord?
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#3
Ja! Mord, Sterbehilfe...

Welche religiösen Konsequenzen folgen daraus für jemanden jüdischen Glaubens?
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#4
Mord und Sterbehilfe sind erst mal zwei verschiedene Kategorien.

Mord ist natürlich verboten! Es gibt nichts wichtigeres als das Retten von Leben.
Zu biblischen Zeiten stand m.E. auch die Todesstrafe auf Mord (welche jedoch so gut wie nie ausgeführt wurde, aus oben genanntem Grund).

Bei Sterbehilfe würde ich zwischen ativer (geziehlter Sterbehilfe) und passiver (Verzicht auf lebensverlängernder Maßnamen) unterscheiden.
Jedoch gilt das Tötungsverbot auch beim Suizid, da das Leben eine Leihgabe G'ttes ist und einen unendlichen Wert hat.
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#5
Die Frage des Threads bezog sich vermutlich auf die Erwähnung von "Blutschuld" im NT - da ist einmal berichtet, das Volk habe gerufen "sein Blut komme über uns und unsere Kinder" - was Unerleuchtete als Einladung zur grenzenlosen Blutrache an sämtlichen Nachkommen aufgefasst - und leider realisiert - haben, doch das NT selber gibt in der Apostelgeschichte die Lösung des Rätsels auf ganz andere Weise an - denn es ist ein Rätsel für Juden, die den Begriff nicht in der Lehre haben (und auch Blutrache kaum kennen, sie ist nicht geboten, sondern möglichst legitim zu verhindern)
Da sagt der Paulus öfter mal, wenn er seine Nachrichten überbracht hat, dass er nun frei sei von jedem Blut, weil er es vollständig berichtet habe, was er als Nachrichtenbote zu den genau so eine Nachricht erwartenden Völkern brachte. Damit kennzeichnet er es als Fachausdruck der Post-Boten-Dienste, welche über ihne Nachrichten nicht zu denken hatten, sondern sie nur gewissenhaft weiterzugeben verpflichtet waren.

Da kommt im Alltag "Blutschuld" infrage, wenn ein Leben daran hängen kann, ob die Nachricht schnell und korrekt weitergebracht wurde. Nehmen wir an, es ginge um einen vorbereiteten Aufstand, aber die Leitung der Sache hat sich friedlich einigen können - wehe, wenn dann diese Nachricht nicht ankam und dann irgendwo doch Metzeleien und Aufstand begannen, im Vertrauen darauf, dass die Sache juristisch gedeckt sei, im Moment, dass sie siegen. Es stand damals wohl ein Aufstand besonders der Hellenen-Juden des Reichs Rom an, falls Jesus zum König Israel ausgerufen worden wäre - mit Unterstützung des Heiligtums-Dienstes.

Sowie Paulus also die dafür riskantesten Gegenden informiert hatte, dass das mit dem König vertagt sei, war er für seine Begriffe "frei von jeder Blutschuld", falls die Besuchten dann eigenmächtig doch was unternähmen - es würde sie niemand juristisch decken, bei der "Zentrale im Hl.Lande".

Der Begriff spielt nochmal mit bei Pilatus, dem Prokurator, wenn er das Gesetz für einen festgestellten Fall ausgesprochen hat und sich anschliessend die Hände wäscht - er besagt damit auch nur, dass er nicht zu mehr verpflichtbar ist, als das Gesetz Roms zu sprechen, wie es vorliegt. Er erfand es nicht und es zu beurteilen ist nicht sein Job. Er hat also nicht persönlich Blutrache auf sich gezogen, wenn seine Verurteilten sterben. Er bekommt seine Richter-Gebüren und seine Meinung zu den Fällen ist unerheblich. Da er aber den höchsten Imperator vertritt, darf er Willkür sprechen wie jener. Der kleine Ritus drückt das eben aus: an seinen Händen klebt dieses Blut nicht, und triebe ihn persönlich auch die niederträchtigste Gier oder Rachsucht oder Sadismus - der Rechtsakt selber hat dazu keine Beziehung, er wusch sozusagen die Hände des Augustus rein. Das tat er tausendemale in seiner Amtszeit, wie alle Prokuratoren seiner Zeit.

Soweit dies.
mfG WiT :.)
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