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Septuaginta
#1
Aus einem anderen Thread (im Bereich Christentum):

Christentum und Theologie › Adam und Eva oder Evolution > Beitrag #46
(18-07-2023, 18:55)Ulan schrieb: Wobei mich schon interessieren wuerde, wie die Septuaginta, auf der das Christentum aufbaut, eigentlich aussah. Wir kennen ja nur die bereinigte Version. Das ist hier aber bzgl. des Threadthemas nicht weiter wichtig.


Da das NT auf der Nomenklatur der griechischen Septuaginta aufbaut, ist es interessant zu erforschen wie die originale
(von den Evangelisten verwendete) Septuaginta ausschaute

"Im Christentum gab es zumindest eine Revision des Septuaginta-Textes, und zwar durch Origenes." Septuaginta - Wikipedia

Bibelhebräisch Malach מַלְאָךְ‎ in altgriechisch Angelos ἄγγελος umzuwandeln, war schon ein Fehler, denn ein Wort der altindogermanischen Begriffswelt kann kein kultisches Wort der altsemitischen Begriffswelt abbilden!

Und dann wurde der hebr. Scheol zum gr. Hades gemacht (altgriechisches Reich der Schatten!) und aus hebr. Nephesch wurde etwas ganz anderes, nämlich die gr. Psyche

Daher wäre die Urversion der Septuaginta interessant, wie 'Ulan' anmerkte.
Wahrscheinlich finden wir darin so manchen Leckerbissen zur besseren Interpretation auch der Apokalypse
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#2
Was willst Du mit diesem Thema eigentlich besprechen? Musst Du wirklich dauernd diesen Unsinn mit der angeblichen Bedeutungsverschiebung vom Hebraeischen zum Griechischen wiederholen?

(21-07-2023, 00:07)Sinai schrieb: Bibelhebräisch Malach מַלְאָךְ‎ in altgriechisch Angelos ἄγγελος umzuwandeln, war schon ein Fehler, denn ein Wort der altindogermanischen Begriffswelt kann kein kultisches Wort der altsemitischen Begriffswelt abbilden!

Und dann wurde der hebr. Scheol zum gr. Hades gemacht (altgriechisches Reich der Schatten!) und aus hebr. Nephesch wurde etwas ganz anderes, nämlich die gr. Psyche

Das ist, wie schon oft erwidert, ein vollkommen falscher Vorwurf. Scheol und Hades waren mehr oder weniger als Konzept identisch, und die Entwicklung zur Hoelle geschah innerhalb des Judentums durch persischen, nicht griechischen Einfluss. Fuer Malach gilt das aehnlich, da die alttestamentarischen Vorstellungen sich innerhalb der hebraeischen Welt von den typisch mesopotamischen Mischwesen bis hin zu von Menschen nicht zu unterscheidenden Wesen erstreckte. Nefesch mag mit Blut verbunden sein, aber halt auch mit Atem, genau wie Psyche, und beschreibt die "Lebenskraft" ohne transzendente Anteile.

Als Fazit kann man hier also feststellen, dass die hebraeischen und griechischen Woerter in diesen Faellen vollkommen aequivalent sind und dieselben Vorstellungen transportieren, weshalb das Problem, das Du hier und schon zig mal anderswo postuliert hast, nur in Deiner Fantasie existiert. Ein tatsaechlicher Unterschied besteht aber im Koerper/Seele Dualismus, den es in der juedischen Vorstellung nicht gab, was man noch bei Paulus sehen kann.

(21-07-2023, 00:07)Sinai schrieb: Daher wäre die Urversion der Septuaginta interessant, wie 'Ulan' anmerkte.
Wahrscheinlich finden wir darin so manchen Leckerbissen zur besseren Interpretation auch der Apokalypse

Origenes hatte ja diverse Versionen der Septuaginta. Leider hat die Kirche die nicht bewahrt, so dass wir nur auf wenige Quellen zurueckgreifen koennen. Was ich schon oefter angesprochen habe, ist, dass der Schiedsspruch waehrend des sogenannten "Apostelkonzils" in der Apostelgeschichte auf dem Text der Septuaginta beruht, der in diesem Fall erheblich vom hebraeischen Text abweicht.

Ansonsten ist da leider nicht viel zu sagen. Das Buch Daniel ist sicherlich ein anderer Fall, wo einige Textteile nur auf Griechisch existieren.


Grundsaetzlich sehe ich das Problem, dass Du israelitische bzw. juedische Vorstellungen aus irgendeinem Grund als eine Art monolithischen, alle Zeiten unveraendert ueberstehenden Komplex siehst. Nichts ist weiter entfernt von den tatsaechlichen Gegebenheiten als solch eine Vorstellung. Alle moeglichen Konzepte aenderten sich drastisch in der grossen Zeitspanne, die das AT umspannt. Dabei spielen sicherlich Kontakte mit den Nachbarvoelkern eine Rolle - griechische Philosophie und persische Religion haben da ihre Spuren hinterlassen - aber das hat nichts mit den Uebersetzungen zu tun.
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#3
(21-07-2023, 02:17)Ulan schrieb: Origenes hatte ja diverse Versionen der Septuaginta. Leider hat die Kirche die nicht bewahrt, so dass wir nur auf wenige Quellen zurueckgreifen koennen.

Ist man bei der Septuaginta tatsächlich ausschließlich auf kirchliche Quellen angewiesen?

Alexandrinische Schule - Wikipedia
3.1 Judentum
"Auch die Juden, von denen zur Zeit des Augustus etwa eine Million in Ägypten lebten, hatten sich in Alexandria schon frühzeitig mit griechischer Sitte, Sprache und Gelehrsamkeit angefreundet. Hier entstand die bekannte griechische Übersetzung des Alten Testaments durch die „Siebzig“, die Septuaginta, hier bildete sich das Hellenistische Judentum, welches die griechische Philosophie mit den heiligen Büchern des Judentums durch allegorische Auslegung in Übereinstimmung zu bringen suchte. Der bedeutendste Lehrer dieser Schule war Philon von Alexandria."

Die in altgriechischer Sprache verfasste Septuaginta müsste doch in der weltweiten jüdischen Diaspora noch vorhanden sein.

Große jüdische Gemeinden befanden sich etwa laut Wikipedia in Sura und Pumbedita im Sassanidenreich
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#4
(21-07-2023, 12:46)Sinai schrieb: Ist man bei der Septuaginta tatsächlich ausschließlich auf kirchliche Quellen angewiesen?

Ich habe nichts dergleichen gesagt. Es gibt nur sonst nicht viel. Der Texttyp ist teilweise auch in den Schriftrollen vom Toten Meer (Qumran) repraesentiert, aber halt nur wenige Teile.

(21-07-2023, 12:46)Sinai schrieb: Die in altgriechischer Sprache verfasste Septuaginta müsste doch in der weltweiten jüdischen Diaspora noch vorhanden sein.

Nein. Es wird gerne vergessen, dass der Kitos-Krieg (115-117; auf Deutsch meist Diaspora-Aufstand genannt) fuer die Juden viel verheerender war als die Kriege in Judaea. Im Prinzip wurde damals die griechischsprachige juedische Diaspora komplett vernichtet, was mit ein Grund ist, warum die Septuaginta meist als christlich angesehen wird. Von vielen AT-Bibelteilen sind die aeltesten christlichen Manuskripte, die wir haben, aelter als die juedischen.

(21-07-2023, 12:46)Sinai schrieb: Große jüdische Gemeinden befanden sich etwa laut Wikipedia in Sura und Pumbedita im Sassanidenreich

Die waren Aramaeisch-sprachig. Das betrifft also bestenfalls die Targumim, nicht die Septuaginta.
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#5
Ich fand eine Anmerkung im Wikipedia:

Septuaginta - Wikipedia
Überblick und Bedeutung
" . . . gibt es viele jüdische Septuagintaforscher, und das Geleitwort zur neuen deutschen Übersetzung der Septuaginta unterzeichnete 2007 Landesrabbiner Henry G. Brandt für die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschlands . . . "

Dieser Rabbiner hat sicher in seiner Schulzeit Altgriechisch gelernt

Es gibt eine lange Liste Altsprachlicher Gymnasien:
Liste altsprachlicher Gymnasien - Wikipedia
"Altsprachliche Gymnasien legen bereits in der Sekundarstufe I Wert auf die Vermittlung der alten Sprachen Latein und Griechisch, selten auch Hebräisch."




____


(21-07-2023, 12:55)Ulan schrieb: Es wird gerne vergessen, dass der Kitos-Krieg (115-117; auf Deutsch meist Diaspora-Aufstand genannt) fuer die Juden viel verheerender war als die Kriege in Judaea. Im Prinzip wurde damals die griechischsprachige juedische Diaspora komplett vernichtet

Diasporaaufstand - Wikipedia
"Der Diasporaaufstand ( . . . ) war ein jüdischer Aufstand während der Herrschaft des römischen Kaisers Trajan in den Jahren 115 bis 117 n. Chr.
( . . . )
Im Unterschied zu den beiden Jüdischen Kriegen um 70 und um 135 scheint Judäa, das eigentliche Kernland der Juden, von den Kämpfen um 116 nicht direkt betroffen gewesen zu sein."

Griechischsprachige Juden (Händler) die sich während des Diasporaaufstandes in Judäa aufhielten, waren nicht betroffen. Ihre Bibeln wohl auch nicht
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#6
Zum Thema bietet sich das Unterforum "Bibeltexte" an. Nach Erwähnung einiger historischer Ereignisse eventuell auch das Unterforum "Religions- und Kulturgeschichte".

Thema in den Bereich "Bibeltexte" verschoben!
MfG B.
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#7
(21-07-2023, 00:07)Sinai schrieb: Bibelhebräisch Malach מַלְאָךְ‎ in altgriechisch Angelos ἄγγελος umzuwandeln, war schon ein Fehler,...

Das in der Regel mit "Engel" übersetzte Nomen hat in beiden Sprachen die Grundbedeutung (himmlischer oder menschlicher) Bote. Somit ist auch im Griechischen mit "angelos", woher Engel kommt, nicht wirklich das bezeichnet, wofür der Begriff heute im Deutschen steht. Engel existierten zunächst einmal nur in ihrer Botschaft bzw. Auftragsfunktion.
MfG B.
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