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29-05-2023, 20:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 20:45 von Sinai.)
In Bereich Judentum › die Verlorenen Stämme Israels > Beitrag #56 ist beiläufig von den Samaritern die Rede:
(19-08-2020, 13:32)Ulan schrieb: Der Tanach ist fuer Samaritaner nicht massgeblich. Samaritaner erkennen nur die Tora als autoritativ an.
Ist zwischen Samaritern und Samaritanern zu unterscheiden?
Lukas 10,33 f "Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn."
Merkwürdig, was darüber im Wikipedia zu lesen ist:
"Das Gleichnis gehört zum lukanischen Sondergut. Die Struktur des Gleichnisses entspricht der Midrasch-Einleitung des pharisäischen Judentums, allgemein also der traditionellen jüdischen Auslegung religiöser Texte"
Barmherziger Samariter - Wikipedia
Was ist mit 'lukanischem Sondergut' genau gemeint? Die Erläuterung in obigem Internet Artikel ist nicht sehr ausführlich.
Jedenfalls ist über die Samariter bekannt:
"Die Samaritaner oder Samariter sind eine Religionsgemeinschaft, die wie das Judentum aus dem Volk Israel hervorgegangen ist."
Samaritaner - Wikipedia
Heute:
"Heute gibt es etwa 840 Samaritaner (Stand 2022). Sie leben im Dorf Kiryat Luza auf dem Berg Garizim bei Nablus im Westjordanland und in der israelischen Stadt Cholon bei Tel Aviv."
Samaritaner - Wikipedia
800 Köpfe - das ist nicht viel. Gerade noch genug, um als Stamm zu überleben. Laut Karl May bestanden kleine Indianerstämme aus zirka 800 Menschen
In der Bibel ist immer auf die genaue Wortwahl zu achten. "Dann kam ein Mann aus Samarien"
Das muss nicht zwangsläufig ein Samariter gewesen sein.
Denn etwa Philon von Alexandria (hebräisch Yedidia HaCohen ידידיה הכהן; * um 15 vor Christus) war laut Wikipedia ein einflussreicher jüdischer Philosoph und Theologe aus Alexandria, und wohl keineswegs ein ägyptischer Gelehrter.
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29-05-2023, 21:40
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 22:04 von Sinai.)
Interessant zur antiken religiösen Welt Israels:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer XVIII:4,1
Es werden die Pharisäer und die Sadduzäer genau charakterisert.
Zu den Samaritern:
"Viertes Kapitel.
(1.) Unterdessen hatten auch die Samariter sich empört, aufgereizt von einem Menschen, der sich aus Lügen nichts machte und dem zur Erlangung der Volksgunst jedes Mittel recht war. Er forderte das Volk auf, mit ihm den Berg Garizin zu besteigen, der bei den Samaritern als heiliger Berg gilt, und versicherte, er werde dort die heiligen Gefässe vorzeigen, die von Moyses daselbst vergraben worden seien. Diesen Worten schenkten die Samariter Glauben, ergriffen die Waffen, sammelten sich in einem Dorfe mit Namen Tirathaba und zogen immer mehr Menschen an sich heran, um in möglichst grosser Anzahl auf den Berg rücken zu können. Pilatus jedoch kam ihnen zuvor und besetzte den Weg, den sie zurücklegen mussten, mit Reiterei und Fussvolk. Diese Streitmacht griff die Aufrührer an, hieb eine Anzahl von ihnen nieder, schlug den Rest in die Flucht und nahm noch viele gefangen, von welch letzteren Pilatus die Vornehmsten und Einflussreichsten hinrichten liess."
Aber heute praktizieren die Samariter laut Wikipedia tatsächlich noch das Tieropfer
Klar, ihr Tempel wurde ja nicht zerstört. Er ist seit alters her auf dem Berg Garizim
Sie leben heute eigentlich so wie die Israeliten zur Zeit Josuas und der "Richter"*
Denn sie akzeptieren nur die Thora
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*) Mit unserem Begriff des 'Richters' hat dies allerdings nichts zu tun, das ist ein aus dem antiken Orient fälschlich mitgeschleppter Begriff mit
anderer Bedeutung – ohne Gewaltenteilung
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(29-05-2023, 20:15)Sinai schrieb: Ist zwischen Samaritern und Samaritanern zu unterscheiden?
Nur im Deutschen. Wenn hier jemand von Samaritern redet, meint er normalerweise Krankenpfleger.
(29-05-2023, 20:15)Sinai schrieb: Was ist mit 'lukanischem Sondergut' genau gemeint?
Das sind die Verse, die nur im Lukasevangelium vorkommen. Das Lukasevangelium hat unter den drei synoptischen Evangelien die meisten Verse, die nur in diesem Evangelium und nicht auch in mindestens einem der anderen vorkommen (immerhin 35%). 41% der Verse des Lukasevangeliums kommen in allen drei synoptischen Evangelien vor, 23% sind nur gemeinsam zwischen Lukas und Matthaeus, 1% nur zwischen Lukas und Markus. Einen Grossteil des lukanischen Sonderguts machen offensichtlich die Anfangskapitel (Geburt und Jugend Jesu, etc.) aus, dann die nachoesterlichen Erlebnisse mit Jesus, und der Barmherzige Samariter ist ein anderes Beispiel.
(29-05-2023, 20:15)Sinai schrieb: 800 Köpfe - das ist nicht viel. Gerade noch genug, um als Stamm zu überleben. Laut Karl May bestanden kleine Indianerstämme aus zirka 800 Menschen
Die meisten Samaritaner sind zum Islam konvertiert, ja.
(29-05-2023, 20:15)Sinai schrieb: In der Bibel ist immer auf die genaue Wortwahl zu achten. "Dann kam ein Mann aus Samarien"
Das muss nicht zwangsläufig ein Samariter gewesen sein.
Da die Geschichte sonst keinen Sinn machen wuerde, kann man den Gedanken verwerfen.
(29-05-2023, 20:15)Sinai schrieb: Denn etwa Philon von Alexandria (hebräisch Yedidia HaCohen ידידיה הכהן; * um 15 vor Christus) war laut Wikipedia ein einflussreicher jüdischer Philosoph und Theologe aus Alexandria, und wohl keineswegs ein ägyptischer Gelehrter.
Es sollte allgemein bekannt sein, dass Alexandria die groesste juedische Stadt der Welt war damals. Zwei von fuenf Stadtvierteln waren juedisch, in hellenistischer Zeit auch unter vollstaendiger Selbstverwaltung. Aber, wie gesagt, das ist fuer die Geschichte egal. Dass es um Samaritaner geht wird auch an anderer Stelle im Lukasevangelium klar.
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29-05-2023, 22:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 22:22 von Sinai.)
(29-05-2023, 22:09)Ulan schrieb: Dass es um Samaritaner geht wird auch an anderer Stelle im Lukasevangelium klar.
Lukas 9:51-56 (Einheitsübersetzung)
"Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf."
Hier - in dieser Bibelstelle - ist tatsächlich wörtlich von einem samaritischen Dorf die Rede.
Das hat aber nichts mit der Geschichte des unbekannten barmherigen "Mannes aus Samarien" zu tun
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 22:19 von Ulan.)
(29-05-2023, 21:40)Sinai schrieb: Klar, ihr Tempel wurde ja nicht zerstört. Er ist seit alters her auf dem Berg Garizim
Natuerlich wurde ihr Tempel zerstoert. Nicht von den Roemern, sondern von den Juden, genauer 112/111 v.Chr. auf den Befehl von Koenig Johannes Hyrkanos I., was den Hauptgrund fuer den gegenseitigen Groll darstellte. Die Opfer finden halt auf dem Berg oder an dessen Fuss statt. Da oben gibt's nur noch ein paar Ueberreste.
Johannes Hyrkanos I. verfolgte eine Politik der Zwangskonversion zum Judentum. Die Idumaeer (das alte Edom) wurden damals Juden, ebenso ein Grossteil der Bevoelkerung Galilaeas. Die Samaritaner widersetzten sich, aber ihr Tempel wurde halt zerstoert.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 22:25 von Sinai.)
(29-05-2023, 22:15)Ulan schrieb: Die Samaritaner widersetzten sich, aber ihr Tempel wurde halt zerstoert.
Dennoch finden laut Wikipedia nach wie vor oben am Berg Garizim Tieropfer statt. Der Tempelbetrieb geht weiter!
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-05-2023, 22:31 von Sinai.)
In Jerusalem hat sich das aufgehört seit dem Jahr 70
Allerdings wird die Züchtung der 'red heifer' vorangetrieben, und auch über die Moschee oben am Tempelberg wird nachgedacht
Das riecht nach einem neuen Konflikt.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 07:40 von Ulan.)
(29-05-2023, 22:24)Sinai schrieb: Dennoch finden laut Wikipedia nach wie vor oben am Berg Garizim Tieropfer statt. Der Tempelbetrieb geht weiter!
Ohne Tempel gibt's auch keinen "Tempelbetrieb".
Der Rest hat nichts mit dem Thema zu tun.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 21:29 von Sinai.)
"Die Samaritaner haben alte Bräuche bewahrt, die sie teilweise auf die Zeit vor dem babylonischen Exil zurückführen. So kennen sie bis heute das Hohepriestertum sowie das Tieropfer"
Samaritaner - Wikipedia
Der heilige Berg Garizim ist halt ihr "Tempel". Die heilige Stätte zählt
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Ja sicher; das steht ja da oben schon. Was es nicht gibt, ist ein Tempelbetrieb.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 21:34 von Sinai.)
(30-05-2023, 21:28)Ulan schrieb: Ja sicher; das steht ja da oben schon. Was es nicht gibt, ist ein Tempelbetrieb.
Ist reine Definitionssache oder Konventionssache wie man einen Betrieb nennt der Tieropfer praktiziert
Bei einigen antiken Völkern der Kelten war der "Tempel" ein heiliger Hain, eine heilige Bergkuppe, eine heilige Wiese . . . oder man denke an Stonehenge
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 21:43 von Ulan.)
Whatever.
Thema?
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 22:09 von Sinai.)
(30-05-2023, 21:32)Ulan schrieb: Ein Tempel ist per Definition ein Gebaeude.
lat. templum, ja.
Aber im antiken Orient war die Definition gelegentlich nicht so streng. Jesus war den Samaritern eher wohlgesonnen, siehe das Gleichnis vom barmherzigen Samariter oder eigentlich vom barmherzigen "Mann aus Samarien".
Und bei den Urchristen galt gelegentlich sogar der Mensch als Tempel.
"Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" 1 Korinther 3,16 (Einheitsübersetzung)
Im Übrigen bin ich kein antiker jüdischer Hohepriester, dass ich mich darum kümmere, ob der wahrhafte Standort des Tempels der Tempelberg von Jerusalem oder der Berg Garizim ist
Ich wies lediglich auf das Wikipedia Zitat hin, dass die Samariter auch heute noch Tieropfer auf ihrer heiligen Stätte machen
Es geht mir nicht um der Ort, sondern um den Charakter des Opfers
Aber auch das Judentum macht heute große Anstrengungen, die red heifer für das Tieropfer zu züchten, da ist viel Genforschung und wohl auch Geld dahinter
Aber kehren wir zum Thema "der barmherzige Samariter" zurück
Ganz so eindeutig ist die message nicht. Warum heisst die Geschichte nicht "der barmherzige Grieche" oder "der barmherzige Ägypter" ??
Warum wurde gerade ein "Mann aus Samarien" gewählt ??
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30-05-2023, 21:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 22:01 von Ulan.)
Jesus war den Samaritern nicht "wohlgesonnen". Du hast die Stelle aus Kapitel 9 zitiert.
Die Geschichte vom "barmherzigen Samariter" lebt ja gerade davon, dass hier ein von Juden verachteter Mensch menschlicher handelt als die ach so Rechtglaeubigen. Um Samariter geht's dabei nicht - der dient hier nur als Kontrastschablone - sondern darum, dass es nicht reicht, formal dem richtigen Glauben anzugehoeren, sondern dass eine richtige Einstellung und richtiges Handeln wichtiger ist. Die Interaktionen von Jesus mit "Heiden" in den Evangelien haben meist aehnliche Aussagen.
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30-05-2023, 22:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-05-2023, 22:32 von Sinai.)
(30-05-2023, 21:58)Ulan schrieb: Die Geschichte vom "barmherzigen Samariter" lebt ja gerade davon, dass hier ein von Juden verachteter Mensch menschlicher handelt als die ach so Rechtglaeubigen.
Die Samariter standen in der Rangfolge zwischen den Sadduzäern und Pharisäern einerseits und den auf der untersten Wertskala angesiedelten Griechen und Römern etc.
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