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"Lohn- und Preisabkommen"
#16
(08-05-2023, 15:57)Reklov schrieb: ... es gab ja nicht nur hasserfüllte Wohnungsbesitzer!

Hat auch niemand behauptet. Der Hass auf die deutschen Fluechtlinge war dennoch weit verbreitet und ist gut dokumentiert, und auch, dass alliierte Truppen die Einquartierung der Fluechtlinge erzwingen mussten, war keineswegs selten.

Meine Mutter und Grossmutter waren erst drei Jahre lang in einem Lager in Daenemark interniert (das durften sie nur in Sonderfaellen verlassen) und wurden dann schliesslich in einen Zug gesetzt, der sich in langsamer Fahrt suedlich durch Deutschland arbeitete. Periodisch wurden Leute herausgelassen, was fuer eine Gruppe mit den Beiden in einer katholischen Ecke Wuerttembergs der Fall war. Die Bevoelkerung des Dorfes erwartete sie am Dorfeingang und teilte ihnen mit, dass sie andere Plaene fuer ihre Unterbringung haetten als die Einquartierung. Die Einwohner fuehrten sie dann ausserhalb des Dorfes an einen Bach, wo eine ein Stallgebaeude stand, das wegen Schimmels und Bauschaeden fuer Vieh nicht mehr zu benutzen war. Das war der Ort, an dem sie wohnen sollten, und Du kannst Dir wohl vorstellen, wie das ankam. Ich weiss nicht mehr, wer da jetzt agierte (der Pfarrer z.B. war durchaus auf Seiten der Fluechtlinge), aber jedenfalls rueckten spaeter franzoesische Truppen an und erzwangen die Einquartierung.

Dieser Ort hatte im Krieg keinerlei Schaeden erlitten. Da vor dem Krieg ein Drittel der Bevoelkerung juedisch gewesen war, gab es auch genug Platz, da die meisten Juden, die es nicht geschafft hatten, rechtzeitig das Land zu verlassen, in Konzentrationslagern ermordet worden waren. Gier ist anscheinend unersaettlich, und die Bewohner* hassten halt nicht nur Juden.


*natuerlich gab es auch ein paar Leute im Dorf, die Mitgefuehl hatten oder wenigstens nicht feindlich eingestellt waren. Tonangebend waren aber ein paar lautstarke Hassredner, die, wie so oft, von einer Menge Mitlaeufern begleitet wurden, die halt auch nichts abgeben wollten.
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#17
(09-05-2023, 09:21)Ulan schrieb:
(08-05-2023, 15:57)Reklov schrieb: ... es gab ja nicht nur hasserfüllte Wohnungsbesitzer!

Hat auch niemand behauptet. Der Hass auf die deutschen Fluechtlinge war dennoch weit verbreitet und ist gut dokumentiert, und auch, dass alliierte Truppen die Einquartierung der Fluechtlinge erzwingen mussten, war keineswegs selten.

Meine Mutter und Grossmutter waren erst drei Jahre lang in einem Lager in Daenemark interniert (das durften sie nur in Sonderfaellen verlassen) und wurden dann schliesslich in einen Zug gesetzt, der sich in langsamer Fahrt suedlich durch Deutschland arbeitete. Periodisch wurden Leute herausgelassen, was fuer eine Gruppe mit den Beiden in einer katholischen Ecke Wuerttembergs der Fall war. Die Bevoelkerung des Dorfes erwartete sie am Dorfeingang und teilte ihnen mit, dass sie andere Plaene fuer ihre Unterbringung haetten als die Einquartierung. Die Einwohner fuehrten sie dann ausserhalb des Dorfes an einen Bach, wo eine ein Stallgebaeude stand, das wegen Schimmels und Bauschaeden fuer Vieh nicht mehr zu benutzen war. Das war der Ort, an dem sie wohnen sollten, und Du kannst Dir wohl vorstellen, wie das ankam. Ich weiss nicht mehr, wer da jetzt agierte (der Pfarrer z.B. war durchaus auf Seiten der Fluechtlinge), aber jedenfalls rueckten spaeter franzoesische Truppen an und erzwangen die Einquartierung.

Dieser Ort hatte im Krieg keinerlei Schaeden erlitten. Da vor dem Krieg ein Drittel der Bevoelkerung juedisch gewesen war, gab es auch genug Platz, da die meisten Juden, die es nicht geschafft hatten, rechtzeitig das Land zu verlassen, in Konzentrationslagern ermordet worden waren. Gier ist anscheinend unersaettlich, und die Bewohner* hassten halt nicht nur Juden.


*natuerlich gab es auch ein paar Leute im Dorf, die Mitgefuehl hatten oder wenigstens nicht feindlich eingestellt waren. Tonangebend waren aber ein paar lautstarke Hassredner, die, wie so oft, von einer Menge Mitlaeufern begleitet wurden, die halt auch nichts abgeben wollten.

Hallo Ulan,

... leider war und ist es bis heute so, dass lautstarke Hassredner bei den oft mit ihrem eigenen Leben sehr unzufriedenen Zuhörern besser ankommen, lieber vernommen werden, als gemäßigte Redner! - Wer es dann noch schafft, z.B. die Juden für das Elend in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg verantwortlich zu machen, indem er u.a. eine "Dolchstoß-Legende" aufbaut, der trifft stets den Nerv seiner unzufriedenen, in Not geratenen Zeitgenossen, bereitet auf diese Weise auch heimtückische Kanäle vor, in welche der unkontrollierte Hass der Massen dann bedenkenlos einfließen kann.

Putin rechtfertigt ja aktuell bei jeder Rede seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine ebenfalls mit sprachlichen Attacken gegen das angegriffene Nachbarland und deren Verbündete, trägt notwenige Gründe für seine Befehle vor, welche seinen Landsleuten "einleuchten" sollen. Wieviele Russen da im Stillen jedoch nur "abwinken", ist leider nicht festzustellen.

Gruß von Reklov
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#18
Beitrag #5
(01-05-2023, 22:25)Ekkard schrieb:
(01-05-2023, 22:15)Ulan schrieb: Mieten sind ein etwas schwierigeres Thema. Ich halte es von politischer Seite fuer durchaus diskussionswuerdig, ob soziale Leistungen wie Wohngeld nicht eigentlich Subventionierung eines Mietniveaus darstellen, das markttechnisch eigentlich gar nicht zu erreichen waere, also letztlich ein Zuckerl fuer die Besitzer von Mietshaeusern.
Richtig! Die Frage ist nur: Wie anders?

Auch dieser Teilaspekt ("Mieten") wäre ein spannendes Thema

Intersubjektiv überprüfbare Lösung ist in dieser interessanten Diskussion naturgemäß nicht zu erwarten
Ist ja ganz klar: Wenn gesagt wird "Der Mietenmarkt hat sich erholt" so meint die Mieterseite, daß die Mieten sinken und die Vermieterseite versteht darunter, daß die Mieten steigen
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