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Prophezeiungen und Weltuntergang im heutigen religioesen Diskurs
#1
Abgetrennt aus War und ist Gott immer gut? - Ulan

(13-07-2022, 11:50)Reklov schrieb: Außerdem solltest Du noch unterscheiden lernen zwischen "wissenschaftsfeindlich" und "wissenschaftsskeptisch"!

Ulan
Tu ich ja. Du bist der wissenschaftlichen Methode gegenueber grundsaetzlich feindlich eingestellt, wie Du uns nun oft genug erklaert hast. Viel davon hat wohl damit zu tun, dass Du sie nicht verstehst, aber das aendert an dieser Feststellung nichts.

... keinesfalls "feindlich", sondern "skeptisch", weil ihre Ergebnisse lediglich "leere Richtigkeiten" im Rahmen materieller Wechselwirkungen hervorbringen können. Diese haben mir, das gebe ich jedoch gerne zu, aber auch schon oft im Leben wertvolle Dienste erweisen können.

(13-07-2022, 11:50)Reklov schrieb: Jesus - läge er noch in seinem Grab - hätte sich vor lauter Gram über den Missbrauch seiner Lehre, darin schon mehrmals umgedreht!

Ulan

Du meinst Deine persoenliche Vorstellung von Jesus. Die mag sich im Grab umdrehen - christlicherseits befindet er sich dort wohl nicht. Und bei einer durchaus realistischeren Vorstellung, dass es sich bei Jesus um einen Menschen handelt, der natuerlich irgendwo an einer letzten Ruhestaette geendet ist, fehlt uns die Information, um beurteilen zu koennen, wie er diese unsere Vorstellungen beurteilt haette. Persoenlich halte ich Jesus am ehesten fuer einen juedischen Reformer, der aber letztlich nie ueber die normativen Vorstellungen des Judentums hinausgedacht hatte und auch keinerlei Absichten in die Richtung hatte. Ich bezweifele aber, dass das mit Deinem Jesus- oder Gottesbild irgendeine Uebereinstimmung hat.

... Jesus hatte (laut Bibel) wenig Interesse am Weltlichen. Ihm ging es um die Menschen und deren Seelenheil.
Hierzu fallen mir 2 Zitate ein, welche ihm zugechrieben wurden:

>Mein Reich ist nicht von dieser Welt<  und  >Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist<

Ein korrektes Jesus-Bild hat sowieso kein Mensch, weil uns der "Messias" leider keine einzige, von ihm verfasste Zeile hinterlassen hat! Icon_rolleyes

Gruß von Reklov
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#2
(14-07-2022, 18:39)Reklov schrieb: ... keinesfalls "feindlich", sondern "skeptisch", weil ihre Ergebnisse lediglich "leere Richtigkeiten" im Rahmen materieller Wechselwirkungen hervorbringen können. Diese haben mir, das gebe ich jedoch gerne zu, aber auch schon oft im Leben wertvolle Dienste erweisen können.

Nein, da sprechen Deine Forenbeitraege eine ganz andere Sprache. Du sprichst Wissenschaftlern Kreativitaet ab, meinst, dass sie keine sinnvollen Fragen stellen, in festen Bahnen verhaftet sind, etc. Im Prinzip ist Dein Bild, das Du von der Wissenschaft zeichnest, diametral entgegengesetzt zu dem, was sie wirklich darstellt, und da helfen auch so ein paar nachgeschobene Lippenbekenntnisse zu "wertvollen Diensten" nichts.

(13-07-2022, 11:50)Reklov schrieb: ... Jesus hatte (laut Bibel) wenig Interesse am Weltlichen. Ihm ging es um die Menschen und deren Seelenheil.
Hierzu fallen mir 2 Zitate ein, welche ihm zugechrieben wurden:

>Mein Reich ist nicht von dieser Welt<  und  >Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist<

Ich glaube nicht, dass diese Zitate irgendeinen Bezug zum realen Jesus haben, da sie sonstigen Anliegen widersprechen. Das angekuendigte Reich war schon weltlich; "nicht von dieser Welt" meinte in dem Zusammenhang nur, dass das erobernde Heer aus dem Himmel kommen wuerde (siehe seine Prophezeiungen in Mk etc.). Das zweite Zitat hat wohl einen anderen Hintergrund (die einzige erlaubte Tempelwaehrung zeigte kein Kaiser-Portrait, sondern das des phoenizischen Gottes Baal-Melkart).

Insofern halte ich beide Zitate fuer nachtraegliche Aenderungen, die das Christentum fuer die roemische Obrigkeit akzeptabel machen sollte, und um seinen Beginn als Sekte, deren Anfuehrer wegen aufstaendischer Umtriebe hingerichtet wurde, abzustreifen. Daneben ging es natuerlich auch darum, den Prophezeiungen den Glaeubigen gegenueber Sinn zu verleihen, nachdem sie offensichtlich gescheitert waren.
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#3
(14-07-2022, 18:39)Reklov schrieb: ... Jesus hatte (laut Bibel) wenig Interesse am Weltlichen. Ihm ging es um die Menschen und deren Seelenheil.
Hierzu fallen mir 2 Zitate ein, welche ihm zugechrieben wurden:

>Mein Reich ist nicht von dieser Welt<  und  >Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist<


Jesus ging es zwar um das Seelenheil des Menschen, aber er mischte sich auch massiv in weltliche Dinge ein:
Jesus heilte Kranke
Jesus verhinderte die Steinigung einer Ehebrecherin




(14-07-2022, 18:39)Reklov schrieb: Ein korrektes Jesus-Bild hat sowieso kein Mensch, weil uns der "Messias" leider keine einzige, von ihm verfasste Zeile hinterlassen hat!


Diese Aussage ist unrichtig.
Richtig ist dass uns keine von Jesus selbst geschriebenes Schriftstück erhalten blieb.

Anm.: Jesus war ein Angehöriger eines berühmten Schriftvolkes und war gerne im Tempel, unvorstellbar daß Jesus keine einzige Zeile geschrieben hätte - und wäre es nur ein Einkaufszettel für eines der vielen Abendessen.
Offensichtlich sind alle Handschriften Jesu in Verlust geraten, vielleicht sogar haben seine bekannt feigen Jünger (Paradebeispiel Petrus, der ihn drei Mal verleugnete ehe der Hahn krähteIcon_razz) alle von ihm verfassten Zettel weggeschmissen oder verbrannt aus Angst vor den Juden

Siehe hier:
Zürcher Bibel
"Es war am Abend eben jenes ersten Wochentages - die Jünger hatten dort, wo sie waren, die Türen aus Furcht vor den Juden verschlossen" Johannes 20:19

.
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#4
Solche Fantasien sind eher ruehrend, da mir niemand aus der Antike bekannt ist, der behauptet haette, Jesus haette irgendetwas Schriftliches hinterlassen. Wenn es dafuer auch nur den kleinsten Hinweis gegeben haette, waere das propagandistisch gross ausgeschmueckt worden, wie es sonst mit kleinsten Details passiert ist. Es gibt aber keinen Hinweis in die Richtung, und da bleiben solche Spekulationen haltlose Fantasien.

Und dass Jesus sich irgendwie laenger im Tempel aufgehalten haette, ist auch Wunschdenken. Das wird eh nur in den Kindheits-Maerchen behauptet.

Aber mal zurueck zum Thema, ob Gott immer gut war oder ist.
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#5
(14-07-2022, 18:39)Ulan schrieb: Nein, da sprechen Deine Forenbeitraege eine ganz andere Sprache. Du sprichst Wissenschaftlern Kreativitaet ab, meinst, dass sie keine sinnvollen Fragen stellen, in festen Bahnen verhaftet sind, etc. Im Prinzip ist Dein Bild, das Du von der Wissenschaft zeichnest, diametral entgegengesetzt zu dem, was sie wirklich darstellt, und da helfen auch so ein paar nachgeschobene Lippenbekenntnisse zu "wertvollen Diensten" nichts.n.

... "Sinn-Fragen" zu stellen, ist mehr den Philosophen (Geisteswissenschaftlern) überlassen, obwohl natürlich auch Naturwissenschaftler "sinnvole" Fragen stellen.
"Kreativ", im Sinne der Künste, sind Naturwissenschaftler (in der Regel) nicht. Ihr Erfindungsreichtum erstreckt sich auf andere Felder.
Dass aber die Arbeiten mancher Naturwissenschftler unbestritten auch zu großen Bedrohungen und Missständen geführt haben, kannst auch Du nicht schön reden!

(13-07-2022, 11:50)Reklov schrieb: ... Jesus hatte (laut Bibel) wenig Interesse am Weltlichen. Ihm ging es um die Menschen und deren Seelenheil.
Hierzu fallen mir 2 Zitate ein, welche ihm zugechrieben wurden:

>Mein Reich ist nicht von dieser Welt<  und  >Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist<

Ulan
Ich glaube nicht, dass diese Zitate irgendeinen Bezug zum realen Jesus haben, da sie sonstigen Anliegen widersprechen. Das angekuendigte Reich war schon weltlich; "nicht von dieser Welt" meinte in dem Zusammenhang nur, dass das erobernde Heer aus dem Himmel kommen wuerde (siehe seine Prophezeiungen in Mk etc.). Das zweite Zitat hat wohl einen anderen Hintergrund (die einzige erlaubte Tempelwaehrung zeigte kein Kaiser-Portrait, sondern das des phoenizischen Gottes Baal-Melkart).

Insofern halte ich beide Zitate fuer nachtraegliche Aenderungen, die das Christentum fuer die roemische Obrigkeit akzeptabel machen sollte, und um seinen Beginn als Sekte, deren Anfuehrer wegen aufstaendischer Umtriebe hingerichtet wurde, abzustreifen. Daneben ging es natuerlich auch darum, den Prophezeiungen den Glaeubigen gegenueber Sinn zu verleihen, nachdem sie offensichtlich gescheitert waren.



... nun, - wer seine Argumente mit "ich glaube nicht..." starten lässt, steht auf keinem so festen Boden!

Vom "realen" Jesus kannst Du auch nicht sprechen wollen, denn Du bist ihm ja nie begegnet!

"Gescheitert" ist das Christentum "offenschichtlich" nun auch nicht, denn trotz Zeiten langer und heftiger Verfolgung haben sich die "Worte Jesu" bis heute gehalten und in vielen Fällen bewahrheitet, während unzählige Parolen "weltlicher" Herrscher spurlos im Sand verschwunden sind.

Auch Deine persönliche Deutung zur damaligen "Tempelwährung" wurde schon völlig anders interpretiert.

Da die damaligen Münzen das Bild des Kaisers aufgeprägt hatten, soll dem Kaiser, nach den Worten Jesu, das gegeben werden, was ihm gehört. Damit wird zunächst nicht in Frage gestellt, dass Steuern gezahlt werden müssen.
Aber inwieweit die Höhe der Abgaben berechtigt ist, bleibt eine andere von Jesus unbeantwortete Frage. So entzieht sich Jesus geschickt der von den Pharisäern gestellten Falle. Hätte er sich eindeutig für den Kaiser und seine Tributforderungen ausgesprochen, wäre er bei den Juden verhasst gewesen.
Hätte er die Steuerzahlung in Frage gestellt, hätte man ihn wegen Untergrabung der Steuermoral und wegen Aufwiegelung gegen die Römerherrschaft inhaftieren können (Mt 22,15-22). Der mit salomonischer Weisheit geäußerte Spruch Jesu macht seine Gegner sprachlos.

Gruß von Reklov
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#6
(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: ... "Sinn-Fragen" zu stellen, ist mehr den Philosophen (Geisteswissenschaftlern) überlassen, obwohl natürlich auch Naturwissenschaftler "sinnvole" Fragen stellen.
"Kreativ", im Sinne der Künste, sind Naturwissenschaftler (in der Regel) nicht. Ihr Erfindungsreichtum erstreckt sich auf andere Felder.

Geht's Dir darum, meine Ansicht von Dir zu bestaetigen? Wissenschaft ist ohne Kreativitaet nicht moeglich. Dass die meisten Wissenschaftler wohl keine Musik komponieren, stimmt schon. Instrumente spielen dagegen viele, da Musik viel mit mathematischer Begabung zu tun hat. Zwei meiner Kollegen in meiner letzten Arbeitsgruppe spielen in einem Symphonieorchester und geben haeufiger Konzerte. Aber, wie gesagt, darum ging's mir gar nicht: Wissenschaft ist schon von der Definition her kreativ. Ohne Kreativitaet schafft niemand neues Wissen.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: Dass aber die Arbeiten mancher Naturwissenschftler unbestritten auch zu großen Bedrohungen und Missständen geführt haben, kannst auch Du nicht schön reden!

Nun, wer kreativ ist, also wirklich etwas Substantielles veraendert, hat auch immer die Moeglichkeit, dass dabei etwas nicht so Positives herauskommt. Wieso sollte ich das schoen reden wollen? Da aber Wissenschaft immer weitergeht, kann das alles auch wieder korrigiert werden.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: ... nun, - wer seine Argumente mit "ich glaube nicht..." starten lässt, steht auf keinem so festen Boden!

Nun, dass Dir wissenschaftliche Sprache fremd ist, hast Du ja oft genug bewiesen; so auch hier. Mit Gewissheiten handeln normalerweise die Religioesen.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: Vom "realen" Jesus kannst Du auch nicht sprechen wollen, denn Du bist ihm ja nie begegnet!

Was voellig egal ist, da "meine" Interpretation nur auf dem ueberlieferten Text beruht. Und der sagt halt verschiedene Dinge, so dass Deine Gewissheit, Jesus waere nicht an weltlichen Dingen interessiert, auf sehr wackeligen Fuessen steht.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: "Gescheitert" ist das Christentum "offenschichtlich" nun auch nicht...

Knapp daneben ist auch vorbei. Gescheitert sind die Prophezeiungen Jesu in den Evangelien. Zu Lebzeiten seiner Zuhoerer begann nicht das Reich Gottes auf Erden, erkaempft durch die himmlischen Heerscharen. Das war meine Aussage.

Stattdessen machst Du aus meiner Aussage etwas Absurdes, wie dass das Christentum gescheitert sei. Im Strohmaenner Abfackeln bist Du gut.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: ... denn trotz Zeiten langer und heftiger Verfolgung haben sich die "Worte Jesu" bis heute gehalten und in vielen Fällen bewahrheitet, während unzählige Parolen "weltlicher" Herrscher spurlos im Sand verschwunden sind.

Oh, alle Beispiele, die von Dir bis jetzt kamen, in denen sich angeblich die "Worte Jesu" erfuellt haetten (bzw. Prophezeiungen der Bibel insgesamt), waren allesamt falsch.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: Auch Deine persönliche Deutung zur damaligen "Tempelwährung" wurde schon völlig anders interpretiert.

Das mit der Tempelwaehrung ist nicht meine persoenliche Deutung, sondern ein historisches Faktum. Die einzige, im Tempel erlaubte Waehrung war der Tyrische Schekel, also eine Muenze, die in der Stadt Tyros gepraegt wurde, von der Du auch mal vehement die gescheiterte Prophezeiung, sie wuerde nie wieder besiedelt werden, verteidigt hattest. Und da viele Tyrische Schekel aus der Zeit Jesu bis heute ueberdauert haben, wissen wir genau, dass dieser immer das Abbild des Gottes Baal-Melkart trug. Aus diesem Grund gab es die Geldwechsler im Tempel. So wuerde uebrigens auch das Randalieren Jesu im Tempel mehr Sinn machen.

Es ist auch nicht "meine persoenliche Deutung". Was nicht nur manchmal, sondern fast immer anders interpretiert wird, ist natuerlich die Deutung dieses Satzes. Folgst Du den Katholiken, so hat Jesus hier gesagt, dass man der Obrigkeit bedingungslos folgen sollte, um nur eine von vielen zu nennen.

(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: Da die damaligen Münzen das Bild des Kaisers aufgeprägt hatten, soll dem Kaiser, nach den Worten Jesu, das gegeben werden, was ihm gehört. Damit wird zunächst nicht in Frage gestellt, dass Steuern gezahlt werden müssen.

Dass hier in der vorliegenden Version Jesus die an ihn gestellte politische Frage umschifft hat, ist zumindest mir klar. Das habe ich hier auch schon als wahrscheinlichste Deutung praesentiert.
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#7
(15-07-2022, 10:48)Ulan schrieb: Solche Fantasien sind eher ruehrend, da mir niemand aus der Antike bekannt ist, der behauptet haette, Jesus haette irgendetwas Schriftliches hinterlassen.

Daraus folgt aber nicht zwingend, dass er sein ganzes Leben nie etwas aufgeschrieben hat
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#8
(15-07-2022, 15:55)Reklov schrieb: [quote="Reklov" pid="234435" dateline="1657705858"]
... Jesus hatte (laut Bibel) wenig Interesse am Weltlichen. Ihm ging es um die Menschen und deren Seelenheil.
Hierzu fallen mir 2 Zitate ein, welche ihm zugechrieben wurden:

>Mein Reich ist nicht von dieser Welt<  und  >Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist<

Ulan
Ich glaube nicht, dass diese Zitate irgendeinen Bezug zum realen Jesus haben, da sie sonstigen Anliegen widersprechen. Das angekuendigte Reich war schon weltlich; "nicht von dieser Welt" meinte in dem Zusammenhang nur, dass das erobernde Heer aus dem Himmel kommen wuerde (siehe seine Prophezeiungen in Mk etc.).

Sehr richtig !
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#9
(15-07-2022, 16:51)Ulan schrieb: Die einzige, im Tempel erlaubte Waehrung war der Tyrische Schekel, also eine Muenze, die in der Stadt Tyros gepraegt wurde, von der Du auch mal vehement die gescheiterte Prophezeiung, sie wuerde nie wieder besiedelt werden, verteidigt hattest. Und da viele Tyrische Schekel aus der Zeit Jesu bis heute ueberdauert haben, wissen wir genau, dass dieser immer das Abbild des Gottes Baal-Melkart trug. Aus diesem Grund gab es die Geldwechsler im Tempel. So wuerde uebrigens auch das Randalieren Jesu im Tempel mehr Sinn machen.

Das ist wirklich sehr interessant, was Du vom Tyrischen Schekel mit der Abbildung des Götzen Melkart im Vorhof des Tempels schreibst, Ulan. Danke für den Hinweis!
Kleine Richtigstellung am Rande: Jesus randalierte nicht, sondern sah nach dem Rechten.
Ein heutiger Polizist, der mit dem Gummiknüppel freches Gesindel vom Bahnhof vertreibt, ist ja auch kein "Randalierer" Icon_cheesygrin Heart
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#10
Das hatten wir doch schon: die Geldwechsler arbeiteten im Auftrag des Tempels, weil der, wie gesagt, nur tyrische Schekel akzeptierte. Die Tempelsteuer fuer den Tempelschatz wurde in dieser Form erhoben. Auch Jesus musste seine Steuer an den Tempel mit diesem tyrischen Schekel bezahlen. Insofern hatten die Geldwechsler das Recht auf ihrer Seite und Jesus beging hier Rechtsbruch, inklusive taetlichem Angriff. Der Kirchenschriftsteller Origen hatte ja schon im Altertum gemutmasst, dass das der eigentliche Grund fuer die Festnahme Jesu war.

Du hast selbst gerade betont, dass es hier um juedische Fragen geht. Jesus ein Recht auf seine Randale einzuraeumen, ist nur vom christlichen Punkt aus ersichtlich. Dass Juden gegen die Muenzen irgendwelche Einwaende gehabt haetten, obwohl sie den Gott Melkart auf der einen und den ptolemaeischen Adler als Symbol fuer Zeus auf der anderen Seite zeigten, ist nicht ueberliefert. Der Text darauf lautete "von Tyros, der Heiligen und Unverletzlichen".
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#11
(15-07-2022, 23:53)Ulan schrieb: Das hatten wir doch schon: die Geldwechsler arbeiteten im Auftrag des Tempels, weil der, wie gesagt, nur tyrische Schekel akzeptierte.


Schwer zu glauben. Gerücht? Beweise?
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#12
(15-07-2022, 23:53)Ulan schrieb: Jesus beging hier Rechtsbruch, inklusive taetlichem Angriff. Der Kirchenschriftsteller Origen hatte ja schon im Altertum gemutmasst, dass das der eigentliche Grund fuer die Festnahme Jesu war.


Mutmaßungen gibt es viele.
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#13
(16-07-2022, 02:13)Sinai schrieb:
(15-07-2022, 23:53)Ulan schrieb: Das hatten wir doch schon: die Geldwechsler arbeiteten im Auftrag des Tempels, weil der, wie gesagt, nur tyrische Schekel akzeptierte.

Schwer zu glauben. Gerücht? Beweise?

Hier zum Beispiel eine Erlaeuterung des katholischen Theologen und Universitaetsprofessors an der Universitaet Wien, Martin Stowasser:

"Die Tempelsteuer im Wert eines halben Schekels wurde in der Diaspora ebenso eingehoben wie in Palästina und Jerusalem.38 Zu zahlen war die Abgabe allerdings mit einer tyrischen Doppeldrachme,weshalb es der Wechsler bedurfte. Diese Währung wurde sehr wahrscheinlich aus finanztechnischen Gründen gewählt. [...] Bedenkt man den ausgeprägten ideologischen Charakter des antiken Münzwesens, ging die Priesterschaft mit ihrer Wahl jedoch einen gewagten religiösen Kompromiss ein.
Die von der Tempelaristokratie monopolisierte tyrische Didrachme stand nicht nur in eklatanter Spannung zum Bilderverbot des jüdischen Gesetzes (vgl. Ex 20,4; Dtn 5,8), sondern zum monotheistischen Grundbekenntnis überhaupt. Sie trug auf der einen Seite das Bild des tyrischen Stadtgottes Melkart, meistens in Gestalt des Zeus-Sohnes Herakles dargestellt, und auf der anderen Seite den ptolemäischen Adler, der ebenfalls als Vogel des Zeus galt. Die Priesteraristokratie hat sich bei ihrer Entscheidung für die tyrische Didrachme ausschließlich vom monetären Gesichtspunkt leiten lassen und die religiöse Komponente ignoriert. Jesu Vorgehen gegen die Geldwechsler kann daher als Parteinahme für einen reinen und makellosen Kult aufgefasst werden. Der Schandfleck heidnischen Geldes sollte aus dem Tempel verbannt werden."

Frei nachzulesen hier: *https://www.ibaes.de/ibaes7/publikation/stowasser_ibaes7.pdf

Dass die Tempelaktion Jesu, wie sie in den Evangelien geschildert wird, so wie geschildert nicht historisch sein kann, sagt er gleich im ersten Kapitel des Artikels.
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#14
(16-07-2022, 02:15)Sinai schrieb:
(15-07-2022, 23:53)Ulan schrieb: Jesus beging hier Rechtsbruch, inklusive taetlichem Angriff. Der Kirchenschriftsteller Origen hatte ja schon im Altertum gemutmasst, dass das der eigentliche Grund fuer die Festnahme Jesu war.

Mutmaßungen gibt es viele.

Ja sicher. Origen war einer der intelligenteren Vertreter der fruehen Christenheit. Da die Bibeltexte miteinander unvereinbare Angaben machen, die dazu noch gegen alle bekannten geschichtlichen Umstaende verstossen, muss halt eine andere Erklaerung her. Dass die Tempelaktion Jesu ungesuehnt bleiben wuerde, war fuer ihn und ist auch fuer die meisten Bibelwissenschaftler heute nicht glaubhaft. Die Tempelaktion war eine weithin sichtbare Tat an einem normalerweise schwer bewachten Platz, die sich direkt gegen die Interessen des Tempels richtete. Dies als einen Grund fuer die Festnahme anzunehmen, macht zumindest Sinn.

Das geht jetzt aber endgueltig in NT-Fragen und hat mit dem Threadthema rein gar nichts mehr zu tun.
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#15
(15-07-2022, 23:53)Ulan schrieb: Du hast selbst gerade betont, dass es hier um juedische Fragen geht. Jesus ein Recht auf seine Randale einzuraeumen, ist nur vom christlichen Punkt aus ersichtlich. Dass Juden gegen die Muenzen irgendwelche Einwaende gehabt haetten, obwohl sie den Gott Melkart auf der einen und den ptolemaeischen Adler als Symbol fuer Zeus auf der anderen Seite zeigten, ist nicht ueberliefert.


(16-07-2022, 08:21)Ulan schrieb: Hier zum Beispiel eine Erlaeuterung des katholischen Theologen und Universitaetsprofessors an der Universitaet Wien, Martin Stowasser:

"Die Tempelsteuer im Wert eines halben Schekels wurde in der Diaspora ebenso eingehoben wie in Palästina und Jerusalem.38 Zu zahlen war die Abgabe allerdings mit einer tyrischen Doppeldrachme,weshalb es der Wechsler bedurfte. Diese Währung wurde sehr wahrscheinlich aus finanztechnischen Gründen gewählt. [...] Bedenkt man den ausgeprägten ideologischen Charakter des antiken Münzwesens, ging die Priesterschaft mit ihrer Wahl jedoch einen gewagten religiösen Kompromiss ein.
Die von der Tempelaristokratie monopolisierte tyrische Didrachme stand nicht nur in eklatanter Spannung zum Bilderverbot des jüdischen Gesetzes (vgl. Ex 20,4; Dtn 5,8), sondern zum monotheistischen Grundbekenntnis überhaupt. Sie trug auf der einen Seite das Bild des tyrischen Stadtgottes Melkart, meistens in Gestalt des Zeus-Sohnes Herakles dargestellt, und auf der anderen Seite den ptolemäischen Adler, der ebenfalls als Vogel des Zeus galt. Die Priesteraristokratie hat sich bei ihrer Entscheidung für die tyrische Didrachme ausschließlich vom monetären Gesichtspunkt leiten lassen und die religiöse Komponente ignoriert. Jesu Vorgehen gegen die Geldwechsler kann daher als Parteinahme für einen reinen und makellosen Kult aufgefasst werden. Der Schandfleck heidnischen Geldes sollte aus dem Tempel verbannt werden."

Na siehst du. Es dürfte auch aus jüdischer Sicht ein Makel gewesen sein.
Martin Stowasser gehört einer wiener Gelehrtendynastie an, die viel Liebe zu Rom und Hellenismus, zu Judentum und Christentum hat, sein Vater war in Wien Professor für Römisches Recht, dessen Publikationen an allen deutschen Universitäten geschätzt waren und sind!

Von seinem Vater siehst Du ein Buch im Amazon, in dem alles was gut und teuer ist in der Alpenrepublik, vorkommt:
Stowasser, Hausmaninger, Hölder-Pichler-Tempsky, Ouldenburg
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