Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Untergang des Römischen Reiches
#1
(20-01-2022, 17:55)Geobacter schrieb: Und 800 waren "die Römer" längst schon Geschichte.

Was auch ignoriert, dass schon damals, als das Christentum Staatsreligion wurde, die offizielle Hauptstadt des Roemischen Reiches Konstantinopel hiess und diesen Titel noch mindestens bis zum Kreuzzug von 1204, bzw. Fall 1453 behielt. Die Selbstbezeichnung des "Byzantinischen Reiches" (eine moderne begriffliche Erfindung westlicher Geschichtsschreibung) war Rhōmaïkḗ Autokratoría, also "Roemisches Imperium" auf Griechisch. Die Selbstbezeichnung "Roemer" war bis ins 19. Jhdt. ueblich. Die Haelfte der adeligen Familien Roms war auch dorthin uebergesiedelt. Dass das nicht nur bedeutungsloses Gerede ist, kann man ja daran sehen, dass das Roemische Reich dort ohne Bruch bis ins zweite Jahrtausend weiterexistierte.

Soweit nur dazu, da Sinai das aufgegriffen hatte.
Zitieren
#2
(20-01-2022, 18:27)Ulan schrieb: Die Selbstbezeichnung des "Byzantinischen Reiches" (eine moderne begriffliche Erfindung westlicher Geschichtsschreibung) war Rhōmaïkḗ Autokratoría, also "Roemisches Imperium" auf Griechisch. Die Selbstbezeichnung "Roemer" war bis ins 19. Jhdt. ueblich.

Diese alten Titel sind oft unglaublich. Kaiser Franz Joseph hatte auch den Titel König von Jerusalem und Herzog von Auschwitz
Zitieren
#3
(20-01-2022, 18:31)Sinai schrieb: Diese alten Titel sind oft unglaublich.

Was soll daran denn "unglaublich" sein? Wann ist das Roemische Reich denn untergegangen? Es hat bis 1453 existiert, und 330-1204 war Konstantinopel ohne Unterbrechung die Hauptstadt des Roemischen Reiches, und nochmal von 1261–1453. Nur der westliche Teil des roemischen Reichs ging zwischenzeitlich unter.
Zitieren
#4
(20-01-2022, 18:54)Ulan schrieb:
(20-01-2022, 18:31)Sinai schrieb: Diese alten Titel sind oft unglaublich.

Was soll daran denn "unglaublich" sein? Wann ist das Roemische Reich denn untergegangen? Es hat bis 1453 existiert

Meines Wissens nach existierte es bis zum Reichsdeputationshauptschluß 1803
Dann ging es wie ein stotternder Motor, der aber ein mächtiges Schwungrad hat, mit Unterbrechungen weiter
Zitieren
#5
Aendert nichts daran, dass das antike Roemische Reich im Osten bis ins zweite Jahrtausend ueberlebt hatte und im Westen nicht.
Zitieren
#6
@Sinai

OT entfernt!

Weder Stalin noch die Flagge der USA haben mit dem Thema was zu tun.
MfG B.
Zitieren
#7
(20-01-2022, 18:27)Ulan schrieb:
(20-01-2022, 17:55)Geobacter schrieb: Und 800 waren "die Römer" längst schon Geschichte.

Was auch ignoriert, dass schon damals, als das Christentum Staatsreligion wurde, die offizielle Hauptstadt des Roemischen Reiches Konstantinopel hiess und diesen Titel noch mindestens bis zum Kreuzzug von 1204, bzw. Fall 1453 behielt. Die Selbstbezeichnung des "Byzantinischen Reiches" (eine moderne begriffliche Erfindung westlicher Geschichtsschreibung) war Rhōmaïkḗ Autokratoría, also "Roemisches Imperium" auf Griechisch. Die Selbstbezeichnung "Roemer" war bis ins 19. Jhdt. ueblich. Die Haelfte der adeligen Familien Roms war auch dorthin uebergesiedelt. Dass das nicht nur bedeutungsloses Gerede ist, kann man ja daran sehen, dass das Roemische Reich dort ohne Bruch bis ins zweite Jahrtausend weiterexistierte.

Soweit nur dazu, da Sinai das aufgegriffen hatte.
Wenngleich die ungebrochene staatsrechtliche Kontinuität unstrittig ist, war doch die Einführung einer modernen Bezeichnung unumgänglich; zu kritisieren ist nur, dass diese mit dem Rückgriff auf Byzanz nicht gerade eine besonders gut geglückte Wortschöpfung darstellt. Besser wäre die von manchen Byzantinisten favorisierte Bezeichnung Rhomäer gewesen, aber da sind nun die Weichen gestellt. Was den Westen betrifft - zwar waren die Römer im antiken Sinn um 800 längst Geschichte, aber Karl sprach immerhin von sich als Romanum gubernans imperium, die westlichen Kaiser betrachteten sich durchaus als römische Kaiser und das Kaiserkrönungszeremoniell sah eine Akklamation durch die Stadtrömer vor, d.h. formalrechtlich konnten nur diese Römer einen römischen Kaiser machen. Barbarossa missachtete das zwar, aber das Prinzip hatte Bestand. Überhaupt hielten die mittelalterlichen Stadtrömer in vielerlei Hinsicht an der Auffassung fest, dass sie die Erben der Rechte und Ansprüche der antiken Bewohner ihrer Stadt seien, demgemäß hatten sie auch einen Senat. Es gab also auch im Westen einen (stadt-)römischen Legitimismus, die westliche Reichsidee lebte fort und insofern kann man sagen, dass die westliche Anknüpfung an das imperium Romanum trotz des Kontinuitätsbruchs nicht weniger prononciert war als die östliche (was in Konstantinopel mit tiefem Missfallen bemerkt wurde) und "die Römer" somit im Mittelalter nicht nur "Geschichte" waren, sondern auch ideelle Gegenwart.
Zitieren
#8
Ja sicher. Mit dem Verlust der Levante nach der arabischen Eroberung wurde das Ostroemische Reich mehr oder weniger zu so etwas wie einem "griechischen" Nationalstaat, und dieser Entwicklung und dem Ende der Antike kann man schon begrifflich Rechnung tragen. Ich habe kein Problem damit, dass der Begriff "Byzantinisches Reich" erfunden wurde, sondern damit, dass dieser haeufig zu falschen Vorstellungen fuehrt. Ich wollte daran erinnern, dass aus deutscher Sicht - als ein Nachfolgerstaat des Fraenkischen Reiches durchaus verstaendlicherweise - ein gewisser Roehrenblick auf die Stadt Rom vorherrscht, der von Konstantin, zum ersten Mal in der roemischen Geschichte, ganz offiziell der Titel der Hauptstadt des Roemischen Reiches aberkannt wurde; davor gab es zwar auch faktisch andere Hauptstaedte, aber nie offiziell.

Derselbe Roehrenblick ist bei dem Blick auf die christliche Entwicklung zu erkennen, obwohl von den sieben allgemein anerkannten oekumenischen Konzilen sechs in Konstantinopel oder in der unmittelbaren Naehe stattfanden, und das siebte fand in Ephesos statt, also auch nicht so weit weg. Natuerlich ist die Entwicklung des Papsttums ein zentrales geschichtliches Ereignis, was aber nicht zuletzt durch das Machtvakuum im Westen verursacht wurde, waehrend die stadtroemische Bevoelkerung auf wenige zehntausend Einwohner zurueckgegangen war. Zumindest wird bei der Erzaehlung vom Untergang des Roemischen Reiches meist auf die Stadt Rom geschaut. Es ist aber sicherlich interessant, wie unterschiedlich die christliche Entwicklung in Ost und West war. Im Osten behielten die Kaiser eigentlich immer ihren direkten Einfluss auf die dortige christliche Kirche, bis zum Fall Konstantinopels.
Zitieren
#9
(21-01-2022, 02:57)Apollonios schrieb: ..., die westlichen Kaiser betrachteten sich durchaus als römische Kaiser...

Davon abgesehen waren Hochzeiten mit byzantinischen Prinzessinnen in westlichen Fürstenhäusern angestrebte, aber seltene erfüllte Gelegenheiten, die eigene Legitimation aufzubessern.

Bekanntermaßen hat es Otto I. mit viel Aufwand geschafft, eine solche Verbindung für seinen Sohn zustande zu bringen.
MfG B.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Rechtsstellung von Juden und anderen Ethnien im Römischen Reich Lelinda 25 29302 20-04-2014, 18:14
Letzter Beitrag: Harpya

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste