(20-02-2022, 18:58)Apollonios schrieb: Gott ist nach christlichem Verständnis ewig und ungeschaffen, alles andere ist geschaffen. Wenn Satan ein Teil Gottes wäre, wäre er wie dieser ewig, also kein Geschöpf, sondern Gott ebenbürtig.
Das ist immer noch an der im Zitat vorgebrachten Erklaerung vorbeiargumentiert. Wenn Satan ein Teil Gottes ist, ist er natuerlich ewig, aber nicht "Gott ebenbuertig", da er ja Gott selbst in einer bestimmten Funktion ist. Insofern wuerde ich uebrigens auch die Pruefung in der Wueste urspruenglich als ausschliessliche Pruefung des Menschen Jesus sehen, nicht des Geistes, der von ihm Besitz ergriffen hat.
Ich habe aber schon ein aehnliches Problem gesehen, als von der Idee des Geistes Gottes, der bei Markus bei Jesu Taufe auf diesen niederging, die Rede war. Sieh's einfach mal mit einem modernen Bild: Gott ist Multitasking-faehig. Er muss nicht unbedingt ein anderes Geschoepf bemuehen, um irgendeinen Akt auszufuehren.
(20-02-2022, 18:58)Apollonios schrieb: Er sagt "Hinweg von mir, Satan" (Markus 8,33; Matthäus 16,23) - das klingt nach einem Exorzismus. Die Dämonenaustreibung gehört ja zu den routinemäßigen Praktiken des kerygmatischen Jesus.
Moeglich, ja. Allerdings ist bei Markus auch zu sehen, dass er einen Exorzismus schon mal als "Lehren mit Macht" bezeichnet, was schon den Eindruck erweckt, dass er hier Metaphern benutzt. Dass Matthaeus nicht Metapher-faehig ist und den Text von Markus woertlich interpretiert, raeume ich natuerlich ein. Das ist alles Teil der Historisierung des urspruenglichen Evangeliums.