13-02-2022, 13:26
(13-02-2022, 08:03)Helmuth schrieb: Apollonius, zur Info: Luthers in mehreren Bereichen fehlgeleitete Theologie interessiert mich nicht. Ich behandle hier die Lehre Jesu. Red doch besser über deine eigene Auffassung, denn an der kann man arbeiten. Luther reihe ich nicht anders ein also viele Kirchenväter aus den 2. 4. Jh. Sie sind alle eine Mischung aus dem was Jesus lehrt und dem was Jesus nie gelehrt hatte.Es stimmt schon, dass Luther hier off topic ist. Ich wollte keineswegs eine Debatte über Luther beginnen, sondern nur aus gegebenem Anlass begründen, warum ich das Prinzip sola gratia anders einschätze als Ulan.
Warum also immer zum Schmiedl gehen, wenn wir den Schmied haben? Wer die Texte des NT nicht anerklennt, nun dann gibt es keine weitere Diskussionsbasis, denn diese sind die für uns objektivsten Zugangsquellen. Nicht zu 100% perfekt, das weiß ich, aber es gibt in dem Bereich kein 100% Aber gut genug für alle Recherchen.
Wer sie nicht anerkennt, warum sollte man spätere verdrehte Texte mehr anerkennen? Erkennt man denn die Unlogik nicht? Alos wer meint der NT-Text wäre schon falsch, warum aber argumentert er mit danach noch mehr abgefälschten Variationen? Oder mit Werken eines Menschen, der sich später nachweislich zu einem Antisemiten entwickelt hatte? Kriegt das keiner in die Birne?
Als Nichtchrist beurteile ich sowohl das NT als auch Luthers Position aus kulturhistorischer und sozialgeschichtlicher Perspektive. Und da sehe ich in der neutestamentlichen Werkgerechtigkeit einen verhängnisvollen Impuls und in ihrer Abschaffung durch Luther einen Fortschritt. Mit der Einführung von sola gratia wurde das Prinzip von Lohn und Strafe im Jenseits als Motivation für das irdische Verhalten des Menschen aufgegeben. Dadurch wurde im Ergebnis die Autonomie des Individuums hinsichtlich seiner ethischen Entscheidungen gestärkt. Damit wurde auch Freiraum für die Entstehung ethischer Konzepte geschaffen, die wie dasjenige Kants die Vernunft zum Ausgangspunkt machen und nicht eine windige Spekulation auf himmlische Vergütung für irdische Bemühungen. Das heißt: Luther hat hier ein Verdienst, was auch immer man ansonsten von ihm halten mag. Dieses Verdienst ist auch aus nichtchristlicher Sicht real.