05-02-2022, 14:00
(05-02-2022, 07:20)Helmuth schrieb:Der nicht klar definierte, etwas schwammige Status als Lehrer bedeutet zunächst einfach nur, dass er sich im Tanach gut auskannte, so wie seine pharisäischen Gegner auch, und daher befähigt war darüber zu lehren. Jedenfalls tat er das. Was er interpretierend der überlieferten Lehre, von der nach seinen Worten kein Jota aufgehoben werden sollte, als eigene Lehre hinzufügte, waren lauter Verschärfungen (Matthäus 5): Das Tötungsverbot wird dahingehend erweitert, dass schon der, der seinem Bruder zürnt und ihn beschimpft, deswegen der Hölle ebenso verfällt wie ein Mörder; wer eine Frau begehrend anblickt, hat schon Ehebruch mit ihr begangen; die Ehescheidung wird absolut verboten; das Verbot des Meineids wird zu einem Verbot des Schwörens überhaupt. Diese teils grotesken, lebensfremden Übersteigerungen sind weitere deutliche Belege dafür, dass er ein schlechter Lehrer war. Offenbar war ihm nicht klar, dass die maßlose Verschärfung einer Vorschrift nicht dazu führt, dass diese besser eingehalten wird, sondern ganz im Gegenteil die Autorität des Verhaltenskodex, zu dem die Vorschrift gehört, untergräbt und die Disziplin ruiniert, weil niemand sich an die verschärfte Fassung hält. Das ist eigentlich evident. Das Schwurverbot beispielsweise wurde, soweit bekannt, von den Christen niemals ernst genommen (von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen), obwohl es von den verschärften Geboten dasjenige ist, das sich noch am leichtesten einhalten ließe. Maßlose Vorschriften und maßlose Strafandrohungen sind ein Thema für Sonntagspredigten, darüber hinaus haben sie keine Relevanz - oder wenn doch (für einzelne penible Individuen), dann führt das in die Neurose. Wer so etwas lehrt, ohne die Folgen vorauszusehen, ist ein schlechter Lehrer.(05-02-2022, 04:59)Apollonios schrieb: Er war Lehrer und als solcher wohl anerkannt, aber eben ein schlechter Lehrer.
Immerhin ist das ein Fortschritt, wenn das einer schon erkennt, dass Jesus selbstverständlich ein Lehrer war. Schon allein die Tatsache für seine 12 Jünger, die er zu Aposteln ausgebildet hatte, kann nichts anderes bedeuten. Die Qualifikation der Lehre sehe ich hier aber nicht im Fokus der Betrachtung, da zuerst klar sein sollte, was er überhaupt lehrte.