(30-01-2022, 10:31)Farius schrieb: Deine Ausführung jedoch liest sich so, dass Du es durchaus in Ordnung findest, dass die christliche Lehre nach deren Vergewaltigung durch Kaiser und Konzilien kaum etwas mit Wahrheit zu tun hat.
Oder verstehe ich Dich da falsch?
Ich sehe das vom Standpunkt eines Beobachters. Ich versuche, soweit das geht, die Entwicklung der "Lehre Jesu" im katholischen Sinne nachzuvollziehen, aber das Ergebnis ist halt das Ergebnis. Die Spuren dieses Prozesses sind immer noch im NT zu finden. Dass das Christentum der direkten Anhaenger Jesu mit seinen wohl sehr anderen Ansichten irgendwann mal zwischen Juden und "katholischen" Christen zerrieben wurde, ist in der Hinsicht ein Kollateralschaden, den der Historiker bedauern mag, aber wo ich auch nicht sehe, dass dem jemand nachtrauern wuerde.
(30-01-2022, 10:41)Farius schrieb: Du kennst die Schriften ganz ausgezeichnet. Da muss ich nur staunen.
Danke. Ich informiere mich halt gerne ueber die Dinge, ueber die ich rede.
(30-01-2022, 10:41)Farius schrieb: Ist in den Schriften Wahrheit zu finden? Sind diese Schriften Deine Religion?
Welche Art von Wahrheit suchst Du denn? Ich suche darin Spuren der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Ist das eine Wahrheit? Und, wie viele andere Menschen finde ich darin natuerlich einige zeitlose Aussagen, die auch heute noch Relevanz haben; manche mehr, manche weniger. Und nein, die Schriften sind nicht meine Religion.
Letzlich interpretieren wir doch immer. Man sieht das ja an dem Beispiel, was schon oefter gebracht wurde (Mt 4, EU):
"17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich."
Und dann schaue man, was die meisten Christen daraus gemacht haben. Ich sage das nicht im Bedauern, aber ich denke, dass erst die "Verfaelschung" der Lehre Jesus diese zu dem Erfolg gefuehrt hat, den sie bis heute erfahren hat.
Da kommt dann die These von Apollonius letztlich doch wieder ins Spiel.