(28-01-2022, 16:50)Ulan schrieb: "Sohn des Menschen" bedeutet zunaechst einfach nur "Mensch" in der typischen Diktion der Gegend. Im uebertragenen Sinne kann es auch Sohn des ersten Menschen heissen, also des urspruenglichen Adam (Verdeutlichung, da "Adam" ja auch nur "Mensch" bedeutet), der manchmal als auf ewig im Himmel weilender "Prototyp" gedacht wurde, was dann weitere Assoziationen nach sich zieht. Davon steht aber natuerlich in den Evangelien nichts.
Davon steht in den Evangelien auch zurecht nichts, weil diese Auffassung, wie du sie wiedergibst, von Jesus auch nicht vertreten wird. Das wäre deine Lehre, nicht die von Jesus. Die Assoziation mit "Sohn des Menschen" bzw. "Sohn Gottes" geht unzertrennlich mit der Verheißung des Messias einher.
Damit assoziiert sich Jesus und verweist auf einschlägige Zitate aus dem AT. Auch die ihm feindlichen gesinnten Juden glaubten an einen solchen Messias für ihr Volk anhand derselben Weissagungen aus dem AT. Da sie Jesus aber feindlich gesinnt waren, so haben sie ihm den Anspruch nicht nur abgesprochen sondern ihn damit auch wegen Gotteslästerung verurteilt.
Eine Schlüsselstelle dafür bildet eine Weissagung des Propheten Daniels, die Jesus aufgreift und unmissverständlich auf sich bezieht:
[Mk 14,61-62]
Wieder fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Gepriesenen? Jesus aber sprach: Ich bin es. Und ihr werdet den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen.
Damit beruft sich Jesus auf diese Stelle aus dem AT, wie sie die Himmelfahrt des Messias beschreibt, mit der er seine ewige Herrschaft ankündigt und gemäß den Weissagungen Daniels antreten wird. Ich zitere aber nur den einen Vers dieser Schlüsselstelle, der die Assoziation deutlich anzeigt:
[Dan 7,13]
Ich schaute in Gesichten der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn; und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor ihn gebracht.
Ulan, was immer du glaubst oder nicht glaubst ist hier für mich kein Gegenstand, aber es ist wohl Fakt, dass dies eine Lehre Jesu war. Kein einziger Autor des NT stellt das in Frage, was immer sie dem NT sonst angtan hatten oder Texte vergewaltigt haben. Darin besteht bei ihnen kein Zweifel und daher ist diese Lehre so authentisch überliefert.
Und auch für mich gilt dasslebe, weil das nicht von uns abhängt. Also wiewohl ich daran glaube und dies dann auch bloß meine subjektive Auffassung ist, an dem objektiven Tatbestand als seine Lehre ändert das nichts.