28-01-2022, 12:36
(28-01-2022, 08:09)Geobacter schrieb:(28-01-2022, 04:10)Apollonios schrieb: Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem hier mehrfach angesprochenen Begriff "Erlösung". Auch hier wird aneinander vorbeigeredet. Die Menschheit zerfällt grob gesagt in zwei Gruppen: Für die einen ist Erlösung (im religiösen Sinn) ein existenzielles Bedürfnis, und sie halten es für sicher, dass jeder Mensch ein solches Bedürfnis hat, wenngleich vielleicht nur unbewusst, latent, verdrängt. Die anderen haben das Bedürfnis überhaupt nicht, und es ist ihnen so fremd, dass sie gar nicht verstehen, was das soll. Daher deren Frage: Erlösung wovon?
Hm... eine Erlösung von allen Schuldgefühlen, Minderwertigkeitskomplexen, von allen Ungewissheiten und Existenzängsten, der ständigen Sorge etwas falsch zu machen und Schuld/Karma auf sich zu laden - wissend, dass man sich bezüglich der Moral und all den ganzen anderen Regeln welche man seinen Mitmenschen gerne predigt, auch selber nur sehr lauwarm daran hält, oder oft auch gar nicht, wenn keiner zuschaut, oder wenn sich gekränkter Stolz nach unchristlicher Sühne sehnt...
Ich sehe hier im Forum eher Angst vor dem Tod, Unzufriedenheit mit dem jetzigen Leben und Hoffnung, dass im Jenseits alles besser wuerde, und natuerlich die Ueberbewertung des eigenen Ichs.
Da der Tod den Menschen um hunderte Millionen Jahre vorausgegangen ist, gibt es fuer mich keine logische Moeglichkeit, den Tod an sich als Strafe fuer irgendetwas zu begreifen (von einer absichtlichen Toetung durch einen Menschen mal abgesehen). Es kann sich auch jeder selbst ausmalen, was mit der Welt passieren wuerde, gaebe es keinen Tod. Oder anders ausgedrueckt: das ist ein Feature, kein Bug. Da auch die Religionen, die an staendige Wiedergeburt glauben, von einem Ausloeschen des Ichs bei jedem Zyklus ausgehen, sehe ich jetzt auch keine besondere Belohnung in der Unsterblichkeit. Wie auch immer, mit dem christlichen Mythos dazu kann ich persoenlich jetzt nicht besonders viel anfangen, ich sehe das mehr als Auswuchs unseres Ueberlebensinstinkts, der auf unseren Verstand trifft, wenn der mal nichts Wichtigeres zu tun hat.
Verstehen tue ich solche Sehnsuechte natuerlich auch. Auf den ersten Blick ist ewiges Leben ja was Schoenes, aber bitte nur reich, jung und schoen (mit entsprechenden individuellen Anpassungen des eigenen Wunschkonzerts). Aber letztlich finde ich mich damit ab, dass wir halt eine oder ein paar wenige Chancen haben, etwas zu bewegen; dann ist jemand anderes dran.
Uns soviel hat Jesus dazu nun auch nicht versprochen. Man ist selig und sitzt irgendwie zur Rechten von jemand. Die Beschreibung koennte auch auf eine Irrenanstalt plus entsprechender Pille passen.