(19-01-2022, 08:44)Sinai schrieb: Irgendwie hat das NT ein ostasiatisches "Gschmäckle".
Tja, wenn man alles oestlich von Jerusalem als "Ostasien" definiert, wie Du das gerade tust, dann kann man die praegende Religion der westlichen Zivilisation, das Christentum, natuerlich als "ostasiatisch beeinflusst" definieren. Geht's noch? Der Naechstenliebe-Gedanke steht schon im AT.
Davon unabhaengig sind sicherlich indische Gedanken ins Roemische Reich, inklusive Judaea, gelangt. Das wissen wir sogar mit Sicherheit. Nur, Dein "unjuedisch" ist halt wieder mal eine Verkennung dessen, dass auch Glaubensvorstellungen stetiger Evolution unterliegen. Schon Deine "juedischen Gedanken" sind vielfach von persischen und griechischen umgeformt worden.
Selbst solche Geschichten wie die Heilung des blinden Bartimaeus durch Jesus haben wohl einen Hintergrund in griechischer Philosophie (Mk 10, EU):
"46 ... Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. [...] 51 Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte sehen können."
Die ausdrueckliche Wiederholung durch Markus, dass "Bartimaeus" "Sohn des Timaeus" heissen wuerde, deutet darauf hin, dass das mal wieder einer seiner versteckten Hinweise ist. Der "Timaeus" war eins der beliebtesten und verbreitetsten Werke von Platon, in dem es unter anderem darum ging, wie das Sehen funktioniert. Ein "Sohn des Timaeus" war dann wohl ein Anhaenger griechischer Philosophie. In dem Sinne geht's hier also um die angeblich "richtige" Form des Sehens, also einen philsosophischen Konflikt, nicht eine banale Wundergeschichte. Da hat das Evangelium einen "Reklov'schen" Moment .