(15-01-2022, 19:31)Farius schrieb: An die Religion stelle ich den Anspruch, dass sie wahr, logisch und einfach ist - alles andere ist bestenfalls Kirche, die irgendetwas erzählt, um letztlich Macht und Vermögen zu vergrössern - wie zu Jesu Zeiten die Pharisäer.
Was den Wahrheitsbegriff angeht, habe ich ja bereits in dem Beitrag, auf den Du hier antwortest, gesagt, dass "Wahrheit" nichts mit "ist so tatsaechlich passiert" zu tun hat. Auch erfundene Geschichten transportieren "Wahrheiten" im religioesen Sinn. Mit der Logik habe ich im Christentum ernsthafte Probleme. Ich nannte ja schon Origenes, der schon im 3. Jhdt. als die erste christliche Figur, die in ihrer gedanklichen Klarheit an die heidnischen Philosophen heranreichen konnte, auf solche Logikprobleme hinwies und deshalb fuer den uebertragenen Sinn der Geschichten plaedierte (nun ja, Versuche, ihn zu exkommunizieren, gab's dann ja genug). Und einfach? Ja sicher, sie soll dem Zuhoerer einfache Loesungen fuer komplizierte Probleme suggerieren. Das mag beruhigend wirken, aber ist das auch erstrebenswert?
(15-01-2022, 19:31)Farius schrieb: Ich erwarte von "Religion" dass sie mir klar sagt, wo mein Ursprung und mein Ziel ist, wo das Böse herkommt, wieso der eine leidet und der andere nicht .....
Dass die Religion solche Antworten versucht, um die Gesellschaft zu steuern, wissen wir ja alle. Nur, welchen Wert hat das heute noch? Vor allem dieses angebliche Wissen, wo das Boese herkommt, hat doch ein enormes Potential, viel Leid zu verursachen, was man ja an der Geschichte der Christenheit zu genuege sieht.
(15-01-2022, 19:31)Farius schrieb: Anmerkung: ein bisschen erfunden reicht ist bereits zu viel. Das Dümmste, was ein Mensch meines Erachtens tun kann, ist hier auf Erden ein Leben zu absolvieren, ohne die geringste Ahnung, wozu!?? Nur wegen Geld Macht und Vergnügen?? das reicht nicht, da geh ich lieber wieder.
Ich denke, es gibt genuegend lohnenswerte Ziele in diesem Leben - also dafuer brauche ich Religion nun wirklich nicht, auch wenn ich nicht nach "Geld, Macht und Vergnuegen" strebe; okay, vielleicht letzteres hin und wieder, aber das versucht Religion ja auch irgendwie.
Und man kann sich das ja nicht aussuchen, ob da jetzt was erfunden ist oder nicht. Dass der christliche Mythos zumindest "ein bisschen erfunden" ist, sollte doch eigentlich auch den meisten Glaeubigen klar sein.
Ich habe das schon mal verlinkt, aber hier ist der Text von Origenes aus Buch X seines Kommentars zum Johannes-Evangelium, wo er schon den Christen der Antike erklaert, warum man die Evangelien wegen ihrer vielen Widersprueche "spirituell" lesen muss:
*https://www.newadvent.org/fathers/101510.htm
Falls Dir das als zuviel erscheint, lies erst mal die Ueberschriften der Punkte 2, 3 und 4; dann wird klar, worum es geht.