05-01-2022, 19:04
(03-01-2022, 19:35)Apollonios schrieb: Er war nämlich durchaus Lehrer, die Lehrtätigkeit spielte in seinem Auftreten und Wirken eine zentrale Rolle (Markus 4,1: "Wieder einmal begann er am See zu lehren", Lukas 4,15: "Er lehrte in ihren Synagogen", Lukas 13,10: "Am Sabbat lehrte er in einer der Synagogen", Matthäus 4,23: "Jesus durchwanderte ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen"). Vgl. die knappe Zusammenfassung in Wikipedia: "Jesu Predigt- und Argumentationsstil ist rabbinisch [...]. Seine ersten Jünger nannten ihn "Rabbi" (Mk 9,5; 11,21; 14,45; Joh 1,38.49; Joh 3,2; 4,31 u. a.) oder „Rabbuni“ („mein Meister“: Mk 10,51; Joh 20,16). Diese aramäische Anrede entsprach dem griechischen διδάσκαλος für „Lehrer“." Da er also als Lehrer auftrat, kann er als solcher kritisiert werden. Der Einwand, er sei "nicht als Lehrer inkarniert worden", zieht nicht. Meine Kritik bezieht sich auf das, was von der Lehrtätigkeit Christi überliefert ist und heute noch für Christen - unabhängig von der Konfession - maßgeblich ist. Daher besteht diese Kritik unabhängig von den unterschiedlichen Antworten auf die Frage, inwieweit die Überlieferung authentisch oder fiktional ist. Wenn die Jesusdarstellungen der Synoptiker fiktional sind, dann gilt die Kritik den Inhalten dieser Fiktion, die in der Lebenswirklichkeit sehr real ist, weil sie ja bei den Christen als historische Realität und Voraussetzung der Erlösung gilt.
Natürlich hat Jesus auch gelehrt. Er zog von Dorf zu Dorf und man brachte ihm alle Kranken. Aber erst sprach er zu ihnen. Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist.
Danach hat er alle Kranken geheilt, um dem, was er vorher gepredigt hatte, Glaubwürdigkeit zu geben.
So wenig wie das Denken der damaligen Menschen geschult war, hätte der beste Lehrer nichts genutzt. Auch die Apostel konnten sich ein Reich Gottes nicht vorstellen.
Somit ist Deine Kritik an Jesus als Lehrer was den Erfolg betrifft, sicher richtig - denn man begriff ihn nicht - und zudem kamen vermutlich noch die Pharisäer und haben dem Volk dann wieder das Gegenteil erzählt.
Von Jesus als dem inkarnierten Sohn Gottes müssen wir allerdings annehmen, dass er das Verständnis der damaligen Menschen schon vor seiner Geburt erkannte - und trotzdem inkarnierte er. Daher ist wirklich zu erkennen, dass sein Auftrag nicht in der Lehrtätigkeit lag - denn dafür hat er ja den Geist der Wahrheit versprochen und ab jenem Pfingstfest auch gesandt.