(03-01-2022, 19:35)Apollonios schrieb: Es gibt aber durchaus unter den Synoptikern einen umfangreichen Grundstock von gemeinsamen Überzeugungen und gemeinsamem Überlieferungsgut, und es gibt auch eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit, dass manches davon auf den historischen Jesus zutrifft, etwa die Gewohnheit in Gleichnissen zu reden und die scharfe Trennung zwischen der Elite (seinen Jüngern und sonstigen Verehrern) und den hoffnungslos unverständigen Volksmassen. Wenn ich also über Jesus als Lehrer schreibe und eine Diskussion darüber eröffnet habe, dann beziehe ich mich auf das Jesusbild, das sich aus dem gemeinsamen Überlieferungsgut der Synoptiker und den Gemeinsamkeiten ihrer Konzepte ergibt und mutmaßlich einen nicht ganz falschen Eindruck von den Aktivitäten der historischen Person vermittelt. Dazu gehört insbesondere die Lehrtätigkeit.
Das Markusevangelium ist z.B. ganz offensichtlich auf zwei Ebenen geschrieben, die alles, was Du hier im Zitat gesagt hast, verbinden. Z.B. die Daemonenaustreibung in der Synagoge im 1. Kapitel ist so, als Bild, an die etwas einfach gestrickteren Zuhoerer gerichtet, die man mit drastischen Bildern erreicht. Wer genauer zuhoert, sieht, worum es geht. "27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl." Er lehrt also und treibt den "unreinen Geist" aus. Das zeigt, was Markus hier eigentlich beschreibt, naemlich dass Jesus ein charismatischer Lehrer war. Irgendwie bleibt da nicht mal das Wunder uebrig.
Markus arbeitet ueberhaupt mit sehr vielen Andeutungen. Ich gehe davon aus, dass seine Bearbeiter (Matthaeus, Lukas) das nicht immer ganz verstanden haben.