(02-01-2022, 00:16)Apollonios schrieb: Das bekräftigt die These meines Eröffnungsbeitrags: Jesus (gemeint: der Jesus der Evangelisten) ist ein miserabler Lehrer. Er predigt dem Volk, aber er versucht nicht einmal, sich verständlich zu machen, und das bedeutet: Er hat keinen Respekt vor seinen Hörern. Er nimmt sie nicht ernst, sondern hält sie zum Narren. Was das mit Nächstenliebe zu tun hat, bleibt sein Geheimnis.
Du bist hier unnoetig auf moderne Art und Weise psychologisierend. Das, und Deine These, dass alle Evangelien dieselbe Jesusfigur darstellen wuerden, die ich als nicht haltbar sehe. Dass die spaeteren Evangelien (Du hast die Lukas-Version gebracht) Schwierigkeiten hatten, die Begruendung fuer das Reden in Gleichnissen zu erklaeren, ist offensichtlich. Dabei weise ich darauf hin, dass sich das aus den Umstaenden des allgemein als aeltesten angesehenen Evangeliums, dem nach Markus, relativ einfach ergibt. Hier wird Jesus ganz deutlich:
Mk 4 (EU): 10 Als er mit seinen Begleitern und den Zwölf allein war, fragten sie ihn nach dem Sinn seiner Gleichnisse. 11 Da sagte er zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; für die aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen; 12 denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht bekehren und ihnen nicht vergeben wird.
Jesus predigte also nicht, um die Zuhoerer zu retten, sondern um sie der Vernichtung preiszugeben. Sie hatten die Chance auf Errettung bereits verpasst. Das ist fuer das spaetere Christentum eine Kroete, die schwer zu schlucken ist, aber erklaert sich aus den speziellen Umstaenden, in denen das Markus-Evangelium geschrieben wurde (das Strafgericht war eingetreten), im Zusammenhang mit der alttestamentarischen Bibelstelle, die hier "nachgespielt" wird. Das erklaert, warum die Jesus-Figur spaeter mehrfach "neu erfunden" werden musste.