01-01-2022, 11:00
(01-01-2022, 01:44)Apollonios schrieb: Ich habe eben erst gelesen, was Farius als Antwort auf meinen Eingangsbeitrag schrieb, immerhin die erste ausführliche Stellungnahme zu den einzelnen Punkten von christlicher Seite. Farius schrieb zum ersten Punkt: "Liebe ist zu verstehen, wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der den geschundenen Menschen am Boden liegend sah und eine ganz rationale Entscheidung traf, nämlich ihm zu helfen. Meines Erachtens geht da Deine Kritik an Christus viel zu weit. Nächstenliebe beginnt dort, wo man den andern so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte." Hier haben wir es mit der radikalen christlichen Neudefinition des Begriffs Liebe zu tun, wonach jemand, der die "rationale Entscheidung trifft", einem in Not Geratenen zu helfen, diesen "liebt". Dass Liebe eine rationale Entscheidung ist, ist mir ganz neu. Für Nichtchristen gewöhnungsbedürftig. Man kann ja umdefinieren wie man will, jede Definition ist willkürlich, aber höchst eigenwillig ist dieses Liebesverständnis schon. Außerdem verwenden Christen den Begriff teils im Sinne des normalen Sprachgebrauchs, teils im Sinne ihrer eigenen Definition, wonach normaler Anstand und Rücksichtnahme schon Liebe ist. Der Begriff wird so schwammig, dass er unbrauchbar wird. Christen verwenden ihn aber, um zum Zweck der Missionierung eine starke emotionale Wirkung zu erzielen - eine Wirkung, die der Begriff, wie ihn Farius hier auffasst, gar nicht hergibt. Bohrt man dann nach, entpuppt sich die vielgepriesene Liebe als "rationale Entscheidung" und triviale bürgerliche Tugend (Anstand, Rücksichtnahme).Srimmt, den rein rationalen Entscheid in Bezug auf Liebe war nicht ganz so gemeint, denn Liebe ist eine Herzensangelegenheit, ein inneres Bedürfnis, im Beispiel, dass der Samariter dem Verletzten hilft.
Liebe enthält Güte, Barmherzigkeit, Wohlwollen, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Vergebung, Geduld, Ertragen von Leid, Treue ...
Die Liebe löst alles auf, was ihr nicht gemäss ist, sie schliesst auch immer die Feinde ein. Liebe ist ohne Bedingung, selbstlos, ohne Erwartung.