25-12-2021, 11:39
(07-12-2021, 22:01)Apollonios schrieb: Im Lauf der Zeit bin ich zu einer fundamentalen Kritik an der Rolle von Christus als Lehrmeister gelangt. Die möchte ich hier vortragen. Mich interessiert, wie Christen und Nichtchristen darauf reagieren. Es geht um folgende Punkte:
Christus lehrt: „Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe“, und „Ebenso wichtig ist das zweite Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ist mir unbegreiflich. Die Liebe ist ein Phänomen, das spontan auftritt und vom menschlichen Willen weder erzeugt noch vernichtet werden kann. Liebe auf Befehl, als Gebot, ist Unsinn. Wie kann Christus die menschliche Natur derart verkennen, dass er das Verb „lieben“ in den Imperativ setzt? Wer das tut, versteht nichts von einem zentralen Teil der menschlichen Natur. Wie kann er dann als Lehrer auftreten?
Apollonius, ein sehr interessanter Beitrag, aber was nun das Gebot der Nächstenliebe betrifft, so setzt das vor allem voraus, dass Du Dich selbst liebst, denn den Nächsten sollst Du lieben wie Dich selbst. In der heutigen Zeit, wo so viele gerade junge Menschen sich das Leben nehmen, ist dies keine Selbstverständlichkeit.
Dass Liebe nun ein spontan auftretendes Phänomen sein soll kann ich so nicht nachempfinden. Liebe ist zu verstehen, wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der den geschundenen Menschen am Boden liegend sah und eine ganz rationale Entscheidung traf, nämlich ihm zu helfen. Meines Erachtens geht da Deine Kritik an Christus viel zu weit.
Nächstenliebe beginnt dort, wo man den andern so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte.