(10-12-2021, 16:54)Ulan schrieb: Und ja, ich kenne einige der schwurbeligeren Interpretationen, die versuchen, das Problem irgendwie wegzureden. Davon gibt's ja genug.
Ich denke nicht, dass du dich mit mir messen willst wie man die Evangelien auslegt. Ich bin darin nicht mehr ganz unerfahren. Ich habe das zuvor in Bezug auf einen Lukas-Text eher ausnahmsweise gemacht. Ich wollte sehen wer darauf eingeht und habe es auch kommentiert.
Aber ich werde kein Bibelstellen und Auslegungs Ping-Pong Spiel betreiben. Dazu wurde de Schrift nicht verfasst, denn dessen Ausgang steht meist fest, Jeder bunkert am Ende seine Auffasung. Des bringt nix! Ich gehe auch nur einmal auf deine Mt. 24 Stelle ein.
Dass die Wiederkehr Jesu nicht im 1. Jh stattgefunden hat, zumindest das sehen wir gemeinsam als klaren Fakt weil alles andere historisch gesehen Blödsinn wäre solches zu behaupten. Dass sie damit nicht aufgehoben ist, was gem. deiner Interpretation bloß falsche oder "unerfüllte" Prophetie ist, gilt für mich hingegen weiterhin als Fakt. Es steht nach meiner Interpretation seine Erfüllung bloß noch aus und er kommt schon noch.
Zur Auslegung kommen hier auch rein sprachliche Probleme hinzu. Da wäre z.B. die Übersetzungsvariante, ob man γενεά – genea mit Generation oder Geschlecht übersetzt. Beides wäre rein sprachlich legitim.
Das kann enorme Unterschiede ausmachen. Z.B. verstehst du unter Generation die gerade lebende Menschheit. Und ich verstünde das auch so. Geschlecht meint aber die gesamte Sippschaft, d.h. das gesamte Volk Israel, das einst aus Abraham hervorgegangen ist. Und die exisitert heute noch. Welches Wort soll der ÜS in Mt 24:34 nun wählen?
Meine Antwort (nennt sich bei mir Regeln der Exegese):
1. Der Kontext steht über dem Buchstaben.
2. Eine Mehrfach-Bezeugung hat Vorrang.
Weiters kommen die menschlichen Unschärfen hinzu. Das Mt-Ev meint Jesu ritt in Jerusalem mit zwei Eseln ein, die anderen sagen, es war doch nur einer. Was nun? --> hier entscheide ich z.B. nach der Mehrheitsbezeugung, weil drei übereinstimmende Zeugen eher Recht haben sollten als ein vierter, der davon abweicht.
All das ändert aber an Jesus nichts. Denn er lebte nun mal so wo er lebte, egal was O815-Maxi-Müller-Mensch sich dazu nun denkt oder nicht denken will.
Daher ist es sogar wichtiger als alles andere, was insbesondere auch für jede Form der Theologie gilt, die jeweiligen Zusammenhänge in ihrem Kontext möglichst breit zu erfassen und nicht als reiner Buchstabenklauber zu agieren.
Am Ende wir ein solcher nichts von der Wahrheit erfahren und lediglich in seiner Dogmatik ersticken. Oder er steht allem von vorherein überkritisch gegenüber, weil er gar nicht glauben will, egal was geschrieben steht. Hierzu spielt unser Herz eine zentrale Rolle.
Soweit mal dazu. Deine Stellungnahme dazu?