09-12-2021, 01:04
Ja, in Leviticus wird bereits "Nächstenliebe" (immerhin nicht Feindesliebe) angeordnet. Auch hier gilt natürlich: Liebe ist nicht kommandierbar. Niemand hat je auf Kommando geliebt. Aber egal: Der Inhalt - befreit euch vom Hass, respektiert den Nächsten - ist natürlich in Ordnung. Was ich kritisiere, ist die Begriffswahl, die komplett verfehlte Verwendung des Verbs "lieben" im Imperativ. Nun mögt ihr fragen: Warum hackt der Apollonios ständig auf dieser Nebensächlichkeit herum, statt sich auf den respektablen Inhalt zu konzentrieren, gegen den kein vernünftiger Mensch etwas hat? Antwort: Weil die Bibel als Gottes Wort gilt und Christi Aussprüche ganz besonders. Von Gottes Wort erwarte ich, dass es nicht nur inhaltlich stimmt, sondern auch formal, in der Begriffsverwendung, sauber und korrekt formuliert ist. Gott sollte ordentlich formulieren können. Wenn da im Text ein evidenter Mangel ist, ein völlig unpassendes Wort verwendet wird, ist es nichts Göttliches. Ich unterstelle Gott, dass er über einen hinreichend reichhaltigen, differenzierten Wortschatz verfügt, um sich präzis auszudrücken. Was in diesem Fall gar nicht schwer ist. Er hat das aber nicht geschafft. Also ist er nicht Gott. Dass das hebräische אהב mit "lieben" zu übersetzen ist, ist unstrittig.