(08-12-2021, 21:43)Apollonios schrieb: Ich meine folgendes: Jemand hat einen Feind und hasst den. Nun ist er aber Christ, und ihm wird gepredigt: Gott befiehlt, dass du deinen Feind lieben sollst! Oh je - was tun? Das geht ja überhaupt nicht. Aber Gott befiehlt es. Also muss ich irgendwie gehorchen. Ich muss irgendwie wenigstens so tun, als würde ich ihn lieben. Also tue ich ihm was Gutes, rede gut über ihn, verschaffe ihm einen Vorteil, wo ich kann, und verzichte darauf ihn zu bekämpfen, biete ihm Versöhnung an. Und dann kann ich mir einbilden, ich würde ihn "lieben". Was natürlich völliger Quatsch ist. Es hat mit Liebe nichts zu tun, überhaupt nichts. Feindesliebe ist ein weltfremdes Konstrukt. Und vor allem: Christus hat seine Feinde (die Verstockten, Pharisäer usw.) überhaupt nicht geliebt, ganz im Gegenteil - er sehnte sich danach, sie höchstpersönlich in die Hölle zu schmeißen!
Wie gesagt, lies das Gebot der Naechstenliebe in Leviticus (3. Buch Mose auf Lutherisch) nach; da ist erklaert, wie das gemeint ist. Du sollst schlicht fair sein. Das Gebot schliesst Strafe nicht aus, es fordert nur auf, nicht ungerecht zu strafen. Du sollst nicht aus Hass handeln. Du sollst Andere so behandeln, wie Du selbst gerne behandelt werden wuerdest.
Es ist also eher ein Fairness-Gebot als sonst etwas. Das Wort gab's damals noch nicht.
Was Sinai angeht, so hat er nur deshalb ein Problem mit dem Gebot, weil es ihn stoert, wenn er mal wieder ueber Migranten, berufstaetige Frauen oder andere Gruppen hetzt. Wenn es verursacht, dass er sich dabei schlecht fuehlt, hat es zumindest teilweise seinen Zweck erfuellt.