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Gott/Götter - heute eine soziale Aufgabe?
#1
Über die Natur des abrahamitischen Gottes (AT, NT, Koran) oder gar des pantheistischen All-Gottes wird allenthalben heftig gestritten. Aber was bewirken die Vorstellungen von Gott im sozialen Miteinander?

Bewirken sie überhaupt etwas?
Spornen sie Menschen an, achtsamer mit den "Mitgeschöpfen" umzugehen, Rechte einzuräumen oder sich selbst zurück zu nehmen? Oder ist eher das Gegenteil der Fall: Wirkt der Glaube, d. h. die Verselbstständigung der Gottesvorstellungen als ideologisches Alleinstellungsmerkmal, das intolerant macht?

Deshalb: Ist (irgend ein) Glaube noch zu retten, oder muss er durch Haltung ersetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#2
Ich denke, beides ist der Fall. Dass der Monotheismus zwangsweise Intoleranz gebiert, war eine der Haupthesen in Jan Assmanns Werk. Das weht einem auch immer wieder aus Forenbeitraegen entgegen.

Soziales Miteinander wird natuerlich genauso gefoerdert, aber halt nur innerhalb der eigenen Gruppe. Nun, die gestellte Frage muss ich fuer mich wohl nicht weiter beantworten. Es gab ja selbst christliche Autoren, die festgestellt haben, dass atheistische Humanisten in der Hinsicht oft genug die besseren Christen sind.
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#3
Die Energie, welche heutzutage  unser soziales und kulturelles Miteinander in einem größeren Umfang erlaubt, kommt zum größten Teil aus der Steckdose, bzw, hängt an Drähten und Kabeln und zum anderen Teil an Erdöl-und Gas-Pipelines. Wenn es da mal zu einem richtigen "Kuzschluss" mit längerfristigen Lieferengpässen kommen sollte, werden wieder die alten Götter und Gott die Macht übernehmen, um dann über die Gewissensfrage zu entscheiden, wer als überflüssiger Mitesser und frecher Konkurrent um die letzten Mittel unserer Grundversorgung, ausgesondert oder sogar selbst aufgegessen werden darf.
Solange das mit der Grundversorgung für alle recht gut klappt und sogar ein Überschuss an Futter zur Verfügung steht,  sehen wir halt viel  leichter nur die "romantische" Seite unserer immer schon sehr eifersüchtigen Gott und Götter.

Eifersüchtige "Gott und Götter", die sich ja ihrer Eifersucht erst durch die Aufmerksamkeit welche ihnen zuteil wird, (und überhaupt) ihrer selbst bewusst werden und von daher auch sehr empfindlich auf jedwede Kritik oder Zurückweisung reagieren....
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#4
(28-10-2021, 22:48)Ulan schrieb: Ich denke, beides ist der Fall. Dass der Monotheismus zwangsweise Intoleranz gebiert, war eine der Haupthesen in Jan Assmanns Werk. Das weht einem auch immer wieder aus Forenbeitraegen entgegen.

Soziales Miteinander wird natuerlich genauso gefoerdert, aber halt nur innerhalb der eigenen Gruppe. Nun, die gestellte Frage muss ich fuer mich wohl nicht weiter beantworten. Es gab ja selbst christliche Autoren, die festgestellt haben, dass atheistische Humanisten in der Hinsicht oft genug die besseren Christen sind.

Mir selber gefällt die  ver-Idealisierung dieses Humanismus auch nicht "sooo" besonders und und mit dem Glauben an den in letzter Zeit häufig angesprochenen "evolutionären Humanismus", als eine Art Ersatzreligion, kann ich auch nichts anfangen. Aber das ist halt eine Frage meines persönlichen Geschmackes, der nur für mich von Bedeutung und Belang ist.
Ich glaube lieber an die wundersame Wirkung von "Placebo" und damit auch an eine gewisse Heilkraft solcher "Glaubulis" wie Gott und Götter, Dogmen, Glaubenslügen..pardon... "Glaubenswahrheiten in allen Farben".. usw. usf.  Das alles hat ja auch einen evolutionären Hintergrund und damit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das psychische und leibliche Wohlbefinden. (Was heilt und tröstet ist halt heilig) Bei richtiger und vorsichtiger Dosierung und entsprechend achtsamer Anwendung, wie der von Antibiotika, ist das ganze nicht zu unterschätzen. Überdosierung führ natürlich schnell zur Gewöhnung und damit auch noch schneller zur einer chronischen Realitäts-Resistenz. Womit unser Belohnungszentrum im Gehirn, dann auch immer höhere Dosen braucht, und bei Entzug überall weise Mäuse sieht, die Wunder vollbringen...oder sollen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#5
Ich denke nicht, dass ich den Humanismus "ver-idealisiere". Da kannst Du mich gerne an meinen Ausserungen hier im Forum messen; so etwas wie ein bedingungsloser "Gutmensch" bin ich nun wirklich nicht. Manchmal braucht es auch mal schmerzhafte Schritte, um etwas Positives zu bewirken.

Im Sinne des Threadthemas ist fuer mich Humanismus nun wahrlich keine "Ersatzreligion". Ich sehe das eher als eine Aufforderung, auch mal an die Mitmenschen zu denken und als solches als einen praktischen Begriff, diesen auszudruecken. Dass der Begriff "Humanismus" darueber hinaus auch andere Bedeutungen traegt (das sieht man ja z.B. am Begriff "humanistische Bildung"), ist mir klar, aber das meinte ich jetzt nicht. Wenn's dann um Theosophie geht, nehme ich erst recht meinen Hut.

Das ist aber wohl das Problem mit dem Thema. Unsere zum Teil doch eher "konservativen" Forumsteilnehmer aus der glaeubigen Fraktion koennen damit wohl nur wenig anfangen, da die meisten davon in den Mythen verhaftet sind und Gottes Rolle darin recht eng sehen. Und die weniger Glaeubigen hier brauchen Gott auch nicht in der Funktion als sozialen Steigbuegelhalter. Den kann man dann bestenfalls in dieser Rolle akzeptieren.
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#6
(29-10-2021, 12:35)Ulan schrieb: Ich denke nicht, dass ich den Humanismus "ver-idealisiere".
..hab mich da nicht auf dich bezogen.. Falls doch der Eindruck entstanden sein sollte, entschuldige ich mich natürlich.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#7
Keine Entschuldigung noetig. Wo Menschen miteinander reden, gibt's Missverstaendnisse. Die kann man dann ausraeumen.
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#8
(29-10-2021, 12:35)Ulan schrieb: Das ist aber wohl das Problem mit dem Thema. Unsere zum Teil doch eher "konservativen" Forumsteilnehmer aus der glaeubigen Fraktion koennen damit wohl nur wenig anfangen, da die meisten davon in den Mythen verhaftet sind und Gottes Rolle darin recht eng sehen.
Das ist ja offensichtlich. Aber die Frage ist doch warum. Der Humanismus ist ja keine Sonderauszeichnung die uns Atheisten zu etwas Besonderem macht. Ich persönlich glaube eher, dass es gerade die Naturwissenschaften waren und sind, die uns da eine andere Perspektive auch auf uns selber öffnen. Eine etwas realistischere und nicht weniger erschrecklichere, wenn man sich traut zu sich selber ehrlich zu sein. Was dann in dieser einsichtigen Erkenntnis dann auch bewirkt, dass wir uns in ethischer Hinsicht etwas mehr anstrengen und darüber nachdenken, ob denn vielleicht unsere Glaubenslügen..die ja zu aller erst immer unserm Selbstwertgefühl am allermeisten schmeicheln müssen.. nicht doch die Hauptursache dafür sind, dass es in unserer Welt so "ungerecht" zugeht und zukünftig wohl noch viel ungerechter zugehen wird.

Vielleicht hab ich ja das Threadthema ganz falsch verstanden.. Aber ich hab immer noch das Gefühl, dass Ekkard darauf hinaus wollte.


(29-10-2021, 12:35)Ulan schrieb: Und die weniger Glaeubigen hier brauchen Gott auch nicht in der Funktion als sozialen Steigbuegelhalter. Den kann man dann bestenfalls in dieser Rolle akzeptieren.
Es verstößt wahrscheinlich wieder etwas gegen die Forumsregeln.. aber dass unser Gläubigen hier im Sinne dessen was gesunden Glauben angeht, der noch immer auch ein bisschen mit Skepsis enhergeht und auch ein wenig Selbst-Zweifel beinhaltet ... nicht mehr so ganz in der Wirklichkeit leben.. lässt sich kaum übersehen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#9
(28-10-2021, 22:20)Ekkard schrieb: Über die Natur des abrahamitischen Gottes (AT, NT, Koran) oder gar des pantheistischen All-Gottes wird allenthalben heftig gestritten. Aber was bewirken die Vorstellungen von Gott im sozialen Miteinander?

das wird wohl von der jeweiligen gottesnatur sowie der charakterlichen disposition des gottgläubigen abhängen. man findet in der geschichte sowohl die blutrünstigen rächer und henker im namen gottes wie auch die, die im namen (unter umständen sogar desselben) gottes vorbilder an sozialem miteinander sind. und am häufigsten natürlich ein dazwischen oder sogar sowohl als auch - menschen, die sich für andere selbstlos aufopfern, in manchen punkten aber trotzdem eiskalt dogmatisch sein können

Zitat:Bewirken sie überhaupt etwas?

ich denke schon, daß nachhaltiger gottglaube etwas bewirkt. er gibt dem gläubigen das gefühl, "richtig" zu handeln, eine stärke, dieses "richtige" auch gegen widerstände durchzusetzen - weil es eben einem höheren zweck als nur dem eigennutz diene. was nun das "richtige" konkret und im einzelnen jeweils ist, ist eine frage eben des charakters und natürlich auch der religiösen sozialisation (des vermittelten gottesbilds). oder, anders herum: der entsprechende charakter wird sich sein passendes gottesbild suchen/konstruieren

gleichgesinnte findet man ja für alles (und auch das gegenteil), in einschlägigen religiösen gemeinschaften am einfachsten (die strukturen sind ja da, und in der regel erstaunlich gut organisiert). gemeinschaft gibt geborgenheit, verstärkt das gefühl, dem "richtigen" zu dienen und übt natürlich auch mehr oder weniger subtilen gruppendruck aus

Zitat:Ist (irgend ein) Glaube noch zu retten, oder muss er durch Haltung ersetzt werden.

haltung (die "richtige" natürlich  Icon_cheesygrin , gilt auch für nicht gläubige) ist ausreichend. glaube mag sie verstärken, aber ein glaube, der nicht zu einer bestimmten haltung steht, ist sozial nutzlos (vielleicht persönlich tröstlich - keine ahnung)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
(29-10-2021, 16:19)petronius schrieb: haltung (die "richtige" natürlich  Icon_cheesygrin , gilt auch für nicht gläubige) ist ausreichend. glaube mag sie verstärken, aber ein glaube, der nicht zu einer bestimmten haltung steht, ist sozial nutzlos (vielleicht persönlich tröstlich - keine ahnung)

Altruismus (als Haltung) scheint was mit dem Hormonspiegel zu tun zu haben und weniger mit dem Glaube an Gott und Götter. *https://www.geo.de/wissen/altruismus--weshalb-dahinter-auch-egoismus-steckt-30437258.html

Nicht weil ich mir das eh schon immer dachte, sondern weil uns körpereigenes Chemielabor tatsächlich einen sehr großen Einfluss darauf hat, wie wir uns selber und unsere Umwelt wahrnehmen.. und ganz ohne dass der freie Wille da eine besondere Rolle spielt. Wir "wollen was wir tun".. was aber nicht heist, das wir dabei auch immer tun können was wir wollen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#11
Beitrag #1
(28-10-2021, 22:20)Ekkard schrieb: Über die Natur des abrahamitischen Gottes (AT, NT, Koran) oder gar des pantheistischen All-Gottes wird allenthalben heftig gestritten. Aber was bewirken die Vorstellungen von Gott im sozialen Miteinander?

Bewirken sie überhaupt etwas?
Spornen sie Menschen an, achtsamer mit den "Mitgeschöpfen" umzugehen, Rechte einzuräumen oder sich selbst zurück zu nehmen? Oder ist eher das Gegenteil der Fall


(28-10-2021, 22:48)Ulan schrieb: . . . Dass der Monotheismus zwangsweise Intoleranz gebiert, war eine der Haupthesen in Jan Assmanns Werk. Das weht einem auch immer wieder aus Forenbeitraegen entgegen.


Meiner bescheidenen Meinung nach habt Ihr beide Recht
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