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Flat schrieb:Was bleibt denn ohne die Vergötterung Jesus vom Christentum übrig? Na, die ersten, die von anderen "Christen" geschimpft wurden, waren Juden und blieben dies auch ihr Leben lang, ebenso alle Autoren des NT: Das NT ist so gesehen ein jüdisches Buch. Juden werden kaum auf das dünne Brett verfallen sein, gerade Jesus als Gott anzubeten. Dass Generationen später sich eine Theologie etablierte, die auf "CHRISTUS"-Verherrlichung setzte, kann imho nichts an berechtigten Zweifeln ändern, ob diese Aussagen genauso und extrem vereinfachend, JESUS zuzuschreiben sei. Resultat der vermutlich sehr heftigen Anfragen danach und des vermutlich gar nicht erfreulichen Streits ist das theologische Konstrukt der Trinitätslehre: Nicht Christus als Gottheit, sondern Gott in drei Vorstellungen als alleinigem Gott. Juden bauten ein goldene Brücke des freidlichen Miteinander durch die Schituf-Lehre. Nichtjuden zugestandenem (nichtgöttlichen) Mittler zwischen Menschen und Gott ...
Flat schrieb:Die Bergpredigt als moralischer Maßstab? Dafür brauche ich keine eigenständige Religion. Den Wertmaßstäben der Bergpredigt können auch viele Atheisten ohne Probleme zustimmen. Nicht nur das, auch für das Duplikat "Feldrede" im Lukas-Ev.: Es könnte ohne unüberwindliche Schwierigkeit auch jüdisch gedacht werden.
Flat schrieb:Auch sollte man sich überlegen, welchen Sinn es macht, sich verbal zu einer Gemeinschaft zugehörig zu zählen, hier aber den entscheidenden Glaubensgrundsatz nicht zu teilen. Ist es wirklich DER entscheidende Glaubensgrundsatz und wenn, dann genau in welcher Weise? Macht es Sinn, Menschen anderer Glaubensgemeinschaften von außen zweifel einzureden zwecks Entfremdung? Jüdisch und auch noachidisch doch wohl einigermaßen problematisch, im interreligiösen Dialog sowieso.
Fritz
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Flat schrieb:Fritz7 schrieb:Nach protestantischer Rechtfertigungsdogmatik begründen Werke allen noch gar keinen Anspruch auf Heil.
Da ich kein Protestant (mehr) bin, ist für mich diese Dogmatik ohne Bedeutung. Sie ist einer der (eher unwichtigeren) Gründe, warum ich kein Protestant mehr bin (inklusiv der interkonfessionellen Augsburger Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre aus 1999) Für mich einer der wichtigeren Gründe, dass ich Protestant bin und bleibe.
Fritz
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Flat schrieb:...Was bleibt denn ohne die Vergötterung Jesus vom Christentum übrig? Ich kann Fritz nur voll und ganz zustimmen.
Jesus als jüdischer Rabbi wäre nicht im Traum darauf gekommen,
sich als Gott oder gottgleich zu betrachten. Der römische Gedanke einer Vergottung (wie z.B. beim Kaiser) ist ihm als Juden fremd, was man später von Athanasius und Konstantin leider nicht sagen kann.
Dass wir bis in alle Ewigkeit an ein Dogma des 4. Jahrhunderts gebunden sein sollen, ist wohl ein Witz.
Die ev. Theologie fühlt sich zumindest nicht daran gebunden und lehrt das auch an den Unis.
Ich möchte dir deshalb entschieden widersprechen, Jörg:
Mit der Vergötterung Jesu bleibt vom Christentum nicht viel übrig,
denn der ganze Gedanke der Offenbarung Gottes im Menschen Jesus geht dann baden.
Die Nachfolge Jesu, die Jesu Vorbild den Weg zu Gott sein lässt, wird sinnlos, wenn Jesus vergöttlicht wird. Wer will denn schon als Mensch einem Gott nachfolgen, das ist doch albern.
Außerdem, Jörg, hast du noch nicht auf mein altes Argument, geantwortet, dass wir im Glaubensbekenntnis an Jesus, "der zur Rechten Gottes sitzt", glauben.
Zur Rechten Gottes sitzt aber kein Gott!!!
Hier hast du noch eine Latte von Textstellen, die klarstellen, dass Jesus einen Unterschied zwischen dem himmlischen Vater und sich selbst macht:
"Nicht jeder, der zu mir sagt Herr! Herr! wird ins Himmelreich kommen, sondern der, der den Willen meines Vaters im Himmel befolgt". (Mt. 7,21)
"Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; ...". (Mt. 10,32)
"Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter". (Mt, 12,50)
"... denn das hat dir nicht Fleisch und Blut geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel." (Mt. 16,17)
"Wenn euer zwei auf Erden um irgendeine Sache gemeinschaftlich bitten, so wird sie ihnen von meinem himmlischen Vater gewährt." (Mt. 18,19)
"Jede Pflanzung, die nicht gepflanzt hat mein himmlischer Vater, wird ausgerottet werden." (Mt. 15,13)
"So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder Bruder, von Herzen verzeiht." (Mt. 18,35)
"Mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke." (Mt. 18,35)
"... dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts aus mir selber tue, sondern nur rede, wie mich mein Vater gelehrt hat." (Joh. 8,28)
"Tue ich nicht die Werke meines Vaters, dann glaubt ihr mir nicht, tue ich sie aber, so glaubt, wenn ihr mir nicht glaubt, den Werken, damit ihr zur Erkenntnis kommt und einseht, daß in mir der Vater ist und ich im Vater bin." (Joh. 10,37 - 38)
"An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird geliebt werden von meinem Vater, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." (Joh. 14,20 - 21)
"Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner." (Joh. 15,1)
"Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater." (Joh. 15,23)
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06-12-2007, 22:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-12-2007, 22:30 von Alanus ab Insulis.)
Mandingo schrieb:Ich kann Fritz nur voll und ganz zustimmen.
Jesus als jüdischer Rabbi wäre nicht im Traum darauf gekommen,
sich als Gott oder gottgleich zu betrachten.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie einfach hier gewisse Elemente des Judentums dieser Zeit kategorisch ausgeblendet werden. Ich habe schon in meinem ersten Beitrag darauf hingewiesen, dass das Judentum der Zeit Jesu keineswegs so homogen war, wie ihr es hier zeichnet:
"Sicher Mandingo wird hier sofort einwenden wollen, dass sich schon hier eine Vermischung von pagan-griechischer Philosophie und monotheistisch-jüdischen Denken erkennen lässt, die das Leben und die Person Jesu verfälschen. Problematisch dabei ist nur, dass eine Hellenisierung des Judentum unlängst viel früher eingesetzt hat, wie sich an unzähligen griechischsprachigen Synagogen in Galiläa und auch in Judäa, selbst in Jerusalem belegen lässt und nicht zuletzt seinen einprägsamsten Niederschlag in der späten Weisheitsliteratur (die bibl. Bücher: Ijob, Weisheit, Kohelet, Jesus Sirach, Sprichwörter) findet.
Die Person Jesu hingegen in einem streng jüdischem Lichte sehen zu wollen ist daher wohl kaum möglich, vor allem wenn man bedenkt, dass die Abstoßung des Hellenismus, und so bedeutender Gelehrter wie Philo v. Alexandrien und Flavius Josephus, erst um 70 n. Chr., also mit der Zerstörung des zweiten Tempels geschieht. In diesem Sinne bin ich durchaus überzeugt, dass eine Auslegung der Person Jesu, so wie sie die kirchliche Traditon, nicht nur der römischen Kirche, kennt, durchaus legitim ist."
Von einem Paulus, der als JUDE, im Philliperbrief mit dem gleichnamigen Hymnus eindeutig die göttliche Natur Jesu betont, gar nicht zusprechen:
"Er war Gott gleich (wörtl.: Er, der Gottesgestalt war"), hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäusserte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. ..." (Phil 2,6.7)
Mandingo schrieb:Der römische Gedanke einer Vergottung (wie z.B. beim Kaiser) ist ihm als Juden fremd, was man später von Athanasius und Konstantin leider nicht sagen kann.
Auch das zeichnet die Darstellung Christi völlig falsch. Schon die Didache, eine syrische Gemeinderegel des 1.Jh., spricht von Jesus Christus als dem Kyrios. Und der Begriff Kyrios bedeutet auch hier nicht einfach nur Hausherr, sondern ist wie in der ganzen LXX die Gleichsetztung mit dem Adonai der biblica hebraica. Es ist daher auch nicht verwunderlich, wenn die Liturgien des 2. Jh. sehr schnell den Ruf Kyrie eleison, der dem Triumphator beim Siegezug zugerufen wurde, auf Jesus und die Auferstehung deuten. Daher brauchen wir gar nicht auf Athanasius und Konstantin zurückgreifen um die Verbindung hellenistischen Denkens im jüdischen Raum aufzugreifen.
Fritz7 schrieb:Juden werden kaum auf das dünne Brett verfallen sein, gerade Jesus als Gott anzubeten.
Und warum haben, dann die Juden die ersten Christen bis nach Antiochien verfolgt? Es scheint geradzu unglaublich zu sein, dass Juden andere Juden verfolgen nur, weil sie einem Messias anhangen. Vor Jesu hat es auch niemanden gestört, das etliche Person sich als Messias oder Propheten bezeichneten. Flavius Josephus berichtet sogar ganz konkret von solchen. Doch scheinbar sind nur die Christen zu einer Zielscheibe des frühen Judentums geworden, besonders aber nach der Tempelzerstörung und der Abstoßung des Hellenismus im jüdischen Denken.
Mandingo schrieb:Außerdem, Jörg, hast du noch nicht auf mein altes Argument, geantwortet, dass wir im Glaubensbekenntnis an Jesus, "der zur Rechten Gottes sitzt", glauben.
Zur Rechten Gottes sitzt aber kein Gott!!!
Lieber Mandingo, es ist gerade zu absurd mit den kanonischen Glaubensbekenntnissen die göttliche Natur zu bestreiten. Denn beim Nicäno-Constantinopolitanum wird eindeutig von der Wesenseinheit des Vaters und des Sohnes gesprochen, was deine Deutung natürlich völlig ad absurdum führt.
Und auch das Apostolicum kann nicht in deinem Sinne verstanden werden. Denn die Grundlage für das apostolische Credo ist die dreifache Tauffrage und Taufformel der frühen römischen Kirche. Diesen Tauffragen, liegt aber ebenso wie dem Credo selbst ein trinitarischer Gedanke zugrunde!
Desweiteren bezeichnet das "zur Rechten des Gottes, des allmächtigen Vaters" bzw. "er sitzt zur Rechten des Vaters" keine lokale Begebenheit, sondern eine Ontologische! Weshalb diese Fromulierung ebenfalls Ausdruck einer Einheit zwischen Vater und Sohn ist, denn sie bezeichnet vor allem die Einheit in der göttlichen Herrlichkeit.
In diesem Sinne hat auch deine Steinbruchzitation wenig beweiswert. Im Gegenteil einige deiner Schriftzitat lassen sich durchaus auch für die Wesenseinheit von Vater und Sohn verwenden. Besonders aber die johanneischen Stellen! Anscheinend ist dir dabei völlig egal, dass gerade Johannes von der Präexistenz und Einheit des ewigen Logos mit Jesus Christus ausgeht.
Daher hat deine Argumentation keinen einziges stichhaltiges Argument gegen die Gottheit Jesu geliefert, weder ein historisches, noch ein theologisches!
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07-12-2007, 12:15 von Mandingo.)
Presbyter schrieb:...Daher hat deine Argumentation keinen einziges stichhaltiges Argument gegen die Gottheit Jesu geliefert, weder ein historisches, noch ein theologisches! Mir reicht es,
die Botschaft des jüdischen Rabbi Jesus ernst zu nehmen und sein jüdisches Denken zu berücksichtigen, statt deinen frühkirchlich-hellenistischen Dogmen zu folgen.
Für mich ist der Weingärtner immer noch jemand anders als der Weinstock.
Für mich gilt immer noch die Bergpredigt, die kein Jota des Gesetzes verändert haben will, und da gibt es nur einen himmlischen Vater und keinen Sohn, den Kirchen-Konstrukteure dem Vater gleich machen wollen.
Außerdem hätte es keinen langen trinitarischen Streit zwischen den damaligen Kirchenvätern gegeben, wenn die Sache so leicht zu klären wäre, wie du, lieber Presbyter, es uns hier weismachen willst.
Du gehst ja auch geflissentlich nicht auf die oben zitierten Bibelstellen ein, die dir nicht in den Kram passen. Jesus macht darin einen klaren Unterschied zwischen sich und seinem Gott, zu dem er betet.
Ich sehe auch keinerlei Gewinn für unseren Glauben darin,
Jesus als Gott oder gottgleich zu betrachten und so unseren Monotheismus in Frage zu stellen.
Was soll das denn bringen? Reicht dir ein Gott nicht?
Kannst du dich nicht damit abfinden, dass Gott sich in einem Menschen geoffenbart hat, und zwar in einem wirklichen?
Ich muss als Protestant auch nicht meinen Verstand malträtieren,
um mit vielen Kapriolen den Sohn zum Vater zu machen und Gott zum Schauspieler, der sich mal eben als Mensch verkleidet, kurz kreuzigen lässt, dabei sich von sich selbst verlassen fühlt, aber genau weiß, dass ihm der ganze Tod überhaupt nichts ausmacht, denn er ist ja der Herr über Leben und Tod. So viel Absurdität sollte man den Menschen von heute nicht zumuten, sonst gefährdet man die Botschaft Jesu.
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Aussagen, wie sie im NT zu finden sind "den Willen des Vaters tun, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe...", deuten doch etwas lebensnaher die Beziehung an, wie Jesus Christus zu verstehen sei. Eine geistige/geistliche Beziehung, die führt und bestimmt...
Der neue Mensch muß aus Wasser und Geist geboren werden.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07-12-2007, 12:24 von Mandingo.)
Presbyter schrieb:..Daher hat deine Argumentation keinen einziges stichhaltiges Argument gegen die Gottheit Jesu geliefert, weder ein historisches, noch ein theologisches! Was für ein "historisches Argument" hast du denn für die Göttlichkeit Jesu?
Was verstehst du überhaupt unter einem "historischen Argument" für oder gegen Göttlichkeit?
Den theologischen bist du in deiner Dogmenhörigkeit sowieso nicht zugänglich, weil bei dir die Kirchentradition und ihre Konstruktionen mehr gelten als die Botschaft Jesu, wie wir sie bei den Synoptikern finden.
Dass die johanneische Theologie eine andere ist, ist mir bekannt, ebenso wie die Johannes-Kommentare, die sie erläutern und in den hellenistischen Kontext einordnen.
Wir können Jesus ja fragen, wenn er wiederkommt.
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Mandingo schrieb:Wir können Jesus ja fragen, wenn er wiederkommt. und uns dann nahe zu ihm stellen und ins Ohr flüstern: "Sags nicht!"
Ich denke, die Unbeweisbarkeit und das gänzliche Fehlen göttlich-autoritativer Aussage tut uns bei theologischer Reflexion wie bei historischer Einordnung gut. Autoritätsvernarrte mögen Probleme haben, geschieht ihnen recht ...
Fritz
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Fritz7 schrieb:Na, die ersten, die von anderen "Christen" geschimpft wurden, waren Juden und blieben dies auch ihr Leben lang, ebenso alle Autoren des NT:
Moin,
ich beurteile nicht das Judesein von jemanden (außer wenn er es klar nach der Halacha nicht ist). Ob sie Juden blieben, ist meines Wissens unter Juden umstritten.
Zitat:Das NT ist so gesehen ein jüdisches Buch.
Nein. Schlicht nein.
das Buch Mormon ist von Christten geschrieben. Ist es ein christliches Buch?
Wenn ein Jude positives Buch über das fliegende Spaghettimonster schreiben würde, würde das Spaghettiminster dann jüdisch werden?
Wohl kaum. Wir können uns darüber einigen, dass es größtenteils von Juden geschrieben wurde. Jüdisch ist es damit nicht.
Zitat:Juden werden kaum auf das dünne Brett verfallen sein, gerade Jesus als Gott anzubeten.
Das sehe ich ähnlich. Viele Christen leider nicht.
Zitat:Nicht Christus als Gottheit, sondern Gott in drei Vorstellungen als alleinigem Gott. Juden bauten ein goldene Brücke des freidlichen Miteinander durch die Schituf-Lehre. Nichtjuden zugestandenem (nichtgöttlichen) Mittler zwischen Menschen und Gott ...
Schituf-Lehre sagt mir nichts. Was meint das?
Zitat:Ist es wirklich DER entscheidende Glaubensgrundsatz und wenn, dann genau in welcher Weise?
Ja, es ist der entscheidende Glaubensgrundsatz, wenn wir hier aufs erste Gebot achten. Und das kann man nunmal nicht außer Acht lassen.
Zitat:Macht es Sinn, Menschen anderer Glaubensgemeinschaften von außen zweifel einzureden zwecks Entfremdung?
Sollte hier dieser Eindruck von mir entstehen, bitte ich um Entschuldigung.
Mir ist ja Deine theologische Überzeugung sehr sympathisch. Ich nehme mir in diesem Diskussionsforum trotzdem das Recht, sie zu hinterfragen. Sollte ich es dammit übertreiben, gibt mir einfach deutlich Bescheid.
Tschüss
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Mandingo schrieb:Ich kann Fritz nur voll und ganz zustimmen.
Jesus als jüdischer Rabbi wäre nicht im Traum darauf gekommen,
sich als Gott oder gottgleich zu betrachten.
Moin,
ja, das glaube ich auch. Ich glaube auch, dass es ihm nie in den Sinn gekommen wäre, eine Religionsgemeinschaft wie das Christentum zu begründen.
Er wirkte vor allem innerjüdisch und mit dem noachidischen Gedanken, der ja damals viel weiter verbreitet war als heute, sprach er eben auch Nichtjuden an.
Aber als Jude hätte er nie eine neue Religionsgemeinschaft gegründet.
Zitat:Dass wir bis in alle Ewigkeit an ein Dogma des 4. Jahrhunderts gebunden sein sollen, ist wohl ein Witz.
Die Entwicklung der Trinität war allerdings deutlich vorher.
Zitat:Die ev. Theologie fühlt sich zumindest nicht daran gebunden und lehrt das auch an den Unis.
Das ist sicher etwas differenzierter an den Unis
Zitat:Ich möchte dir deshalb entschieden widersprechen, Jörg:
Mit der Vergötterung Jesu bleibt vom Christentum nicht viel übrig,
denn der ganze Gedanke der Offenbarung Gottes im Menschen Jesus geht dann baden.
Die Nachfolge Jesu, die Jesu Vorbild den Weg zu Gott sein lässt, wird sinnlos, wenn Jesus vergöttlicht wird. Wer will denn schon als Mensch einem Gott nachfolgen, das ist doch albern.
Für viele Christen lieggt darin aber nunmal der Kern. Ich habe mir Jesus als Gott ja nicht ausgedacht.
Aber wozu eine Religion nach einem Vorbild ausrichten? Würdest Du eine Religion nach Ghandi begründen?
Zitat:Hier hast du noch eine Latte von Textstellen, die klarstellen, dass Jesus einen Unterschied zwischen dem himmlischen Vater und sich selbst macht:
Kenne ich.
Die Gegenantwort mache ich mir leicht. Ich verlinke einfach auf ein christliches Forum zum gleichen Thema:
http://neun.scm-digital.net/foren/read.php?f=4&forenframe=content&i=233756&t=233249
Wobei ich Deine Meinung diesbezüglich ja teile. Die stärkste Stelle hattest Du noch nicht mal genannt:
Joh 20,17:
"Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott."
(und das war nach der Kreuzigung)
Hier stehen verschiedene Stellen gegeneinander. Ich teile ja Deine Meinung, wenn auch aus einem anderen Grund. Mir wären Bibelstellen im christlichen Testament ziemlich egal. Wenn es der selbe G'tt sein soll, kann es diesen Bruch im G'ttesbild nicht geben.
Tschüss
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Mandingo schrieb:Für mich gilt immer noch die Bergpredigt, die kein Jota des Gesetzes verändert haben will,
Moin,
ein Gesetz, was so nicht für Dich gilt. Wie gehst Du damit um?
Tschüss
Jörg
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Flat schrieb:ein Gesetz, was so nicht für Dich gilt. Wie gehst Du damit um? Mit Gesetz ist wohl genauer die Thora gemeint. Dass diese in allen Teilen NUR an Juden gerichtet sein soll, müsstest du schon mal genauer begründen.
Mir kommt dabei die Frage, wieso du als Noachide dann den Gottesnamen und anscheinend nicht nur den apostrophiert. Die Gesetze der Thora wären doch auch für dich irrelevant. Zu den 7 noachidischen Geboten gehört das imho NICHT ... und selbst die sind in der Thora wiedergegeben.
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Mandingo schrieb:Mir reicht es,
die Botschaft des jüdischen Rabbi Jesus ernst zu nehmen und sein jüdisches Denken zu berücksichtigen, statt deinen frühkirchlich-hellenistischen Dogmen zu folgen.
Nur mal ein Gedanke dazu :
Es ist aus heutiger Sicht schwierig festzustellen , wieviel historische Wahrheit in den Schriften des NT steckt ,und ob der Rabbi Jesus all die ihm zugesprochenen Aussagen tatsächlich gemacht hat.
Ich sehe das so , daß die Schreiber der Texte des NT gemäß ihrer persönlichen Überzeugung geschrieben haben , und damit den theologischen Inhalt hineingelegt haben , der ihrer Meinung nach der Wahrheit entsprach.
Damit will ich die religiöse Bedutung dieser Texte keineswegs schmälern.
Die Schreiber haben da nichts verfälscht ,sondern handelten aus tiefer Überzeugung.
Aber genau das haben auch die frühen Kirchenväter gemacht , denen du die "Dogmen" zusprichst .
Deine Vorstellung ,daß die Kirchenväter die "wahre Botschaft " Jesu verfälscht haben , ist somit nicht haltbar.
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melek schrieb:Deine Vorstellung ,daß die Kirchenväter die "wahre Botschaft " Jesu verfälscht haben , ist somit nicht haltbar. Du übersiehst, dass protestantisch ein entscheidenden Rangunterschied besteht zwischen biblischen Theologien und dem nichtkanonisierten danach ...
Als verlässliche Quelle von allgemeingültigen Gottesoffenbarungen gilt bis auf weiteres nur die Bibel.
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melek schrieb:...Deine Vorstellung ,daß die Kirchenväter die "wahre Botschaft " Jesu verfälscht haben , ist somit nicht haltbar. Von "verfälscht" war bei mir nicht die Rede, melek.
Die Kirchenväter haben ihre Theologie für ihre Zeit und nach ihren Kenntnissen formuliert, und das Recht dazu wird ihnen niemand bestreiten.
Genau so wenig kann man uns heute das Recht bestreiten,
nach unseren Erkenntnissen und unserem Welt- und Gesellschaftsbild dieselben Texte zu deuten und aus ihnen Lösungen für unsere aktuellen Probleme zu suchen und zu formulieren.
Die "Substanz" Jesu ist nun mal für uns heute kein Problem.
Es ist ziemlich egal, ob jemand ihn Gott nennt, als gottgleich ansieht oder nicht. Wichtig ist, dass wir seinen Geist in unserer Ethik und unserer Nachfolge in die Tat umsetzen. Nur so wird er für uns zum "Weg, zur Wahrheit und zum Leben."
Wir vergotten nun einmal nicht so schnell,
wie es in der Zeit des Späthellenismus und der griechisch-römischen Antike Gang und Gäbe war (siehe röm. Kaiser als Gott).
Es brächte uns auch nicht die Bohne, denn wir nehmen das Wort vom Bildnisverbot anders ernst als die lieben Kirchenväter. Wir haben kein festes Bild von Gott. Warum sollten wir dann den jüdischen Rabbi Jesus zu einem solchen erklären?
Wir haben auch nicht mehr das Bedürfnis,
uns gezielt von den Juden abzusetzen wie die frühe Kirche. Wir können den jüdischen Geist und die jüdischen Wurzeln Jesu wieder unvoreingenommen für uns heute auswerten und uns Jesus dadurch verständlicher werden lassen.
Die trübe Brille des frühkirchlichen Antijudaismus ist uns zum Glück fremd geworden.
Nutzen wir also unsere Chance. Die Kirchenväter haben ihre ja auch genutzt. Gott habe sie selig!
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