Zitat:Ich glaue das nicht, liebe Lhiannon,
einfach weil man spürt, dass da der praktizierende Gaukler und Jongleur Lupus M. Richter aus vielen alten Original-Quellen der indianischen, buddhistischen, esoterisch-meditativen usw. Geisteswelt Gedanken kombiniert und im Allgemein-Unverbindlichen verharrt.
Ich glaube, dass ist eben der Kern freier Spiritualität. Sie hängt sich nicht an ein Gottesbild an und braucht keinen Dogmatiker wie z.B. den (Tischler und Nassauer

) Jesus, der zwar eine vorbildliche Soziallehre vertrat, aber eben auch die Menschen durch seine vermeintliche(!) Einzigartigkeit knebelte. Dieser Anspruch, dass einzige Tor zu Gott zu sein, gab seiner Soziallehre einen schalen Beigeschmack. Denn neben dem sozialen Handeln stellte er gleichwertig die Anbetung Gottes durch ihn. Seine Soziallehre funktioniert gekoppelt an seine gottgleiche Person. Ohne „rechten“ Glauben keine Anerkennung vor Gott.
Erst Paulus konnte aus dem Rabbi einen Propheten der Heiden machen und das auch nur gegen den Widerstand der jerusalemer Judenchristen.
Und nicht zu vergessen die, gerade in den abrahamitischen Religionen so beliebten Bilder von Teufel und Totenreich. Schreckgespenster, die Menschen zu besserem Handeln und kritikloser Gläubigkeit „verhelfen“ sollen und doch auch den Hexenwahn und unzähliges Leid geboren haben. Nicht zu vergessen die Gesetze gegen Hexerei im AT, die auch viel Leid verursacht haben.
Der Teufel und der Hades als Knebel eines zur Freiheit strebenden Geistes und als Ethikbremse.
Zitat:Wenn man sein Credo unter der von dir angegebenen URL liest, dann hat man nicht den Eindruck, auch nur einen einzigen neuen Gedanken zu entdecken.
Oh doch! Er führt die alte Ideale vieler Religionen unter einem Dach zusammen und schöpft aus allen. Ähnlich wirbt Hans Küng für den Weltethos.
Richter hat richtig erkannt, dass Ethik nicht an Religion, oder gar
die Religion gebunden ist. Im Gegenteil! Wenn wir uns nur der Ethik einer Religion oder Ideologie verschreiben würden oder besser noch, verschrieben hätten, dann wären viele, heute als christlich verstandene Ideale, gar nicht zu uns durchgedrungen. Wie etwa Tierschutz, oder auch die Errungenschaften des humanistischen und säkularen 20. Jahrhundert, nämlich Gleichberechtigung und Anerkennung der Homosexualität.
Für mich wird auch immer deutlicher, dass Menschen ethisch über Grenzen denken, auch wenn ihre Religion nur eine begrenzte Ethik und Inhumanes verbreitet.
Richter erkennt genau das an. Er spricht vom ethischen Gefühl der Menschen, die nur das aus ihrer alten Religion befolgen, und nur die „heiligen“ Texte ihrer Religion als wahr anerkennen, welche mit ihren ethischen Grundsätzen vereinbar sind.
Andererseits behindert manche Lücke in den alten Religionen auch eine Weiterentwicklung der Ethik. Ich habe mich mal über die Freude eines Freikirchlers am Quälen gefangener Mäuse gewundert und er sagte auf mein Nachfragen:
„Tiere haben keine Seele und sind dem Menschen untergeordnet.“
Ich sehe an den Diskussionen hier am Board über die Strafrechtsverse im Koran, wie schwerwiegend eine Despotie von Religionsstiftern und deren Schriften sein kann.
Da wird eine ethische Entwicklung sehr erschwert.
Ohne humanistische (atheistische) Ethik würden wir immer noch in der beliebigen, der Obrigkeit hörigen Christenethik der Paulusbriefe und Jesusworte verharren.
Zwar war Jesus unbestritten ein Vorkämpfer für Gerechtigkeit und Nächstenliebe, aber eben auch ein Despot, der widerspruchslose Nachfolge forderte und damit der Gerechtigkeit und Nächstenlieb Grenzen setzte.
Wahre Ethik ist ein Konglomerat aus vielen Ideologien und Religionen. Oder wo findet man ethisches Verhalten gegenüber Tieren im NT? Aber dafür findet man das bei Buddhisten, Jainas und auch bei Hindus.
Und die Idee von Demokratie ist ohne den atheistisch gefärbten Humanismus nicht denkbar.
Darum ist die Idee von Wildrose eine Idee mit Zukunft.
Zitat:Für mich kommt diese Denkweise schon deshalb nicht in Frage,
weil ich nicht glauben kann, dass "alles Eins ist", dass es "kein Falsch und Richtig, nützlich und unnütz, gerecht und ungerecht gibt, dass alles gleichberechtigt zum großen ganzheitlichen Leben beiträgt, wie Lupus in seinem Credo formuliert:
Richtig. So überspitzt wie Richter es darstellt, glaube ich es auch nicht. Ich habe auch klarere ethische Prinzipien. Werde mich darüber wohl mal mit ihm unterhalten.
Im übrigen gibt er seine Ansichten zur Diskussion frei.
Wo steht eine solche Aufforderung im AT, NT oder im Koran? Buddha fordert zwar zur Diskussion auf, wird aber in den buddhistischen Schriften soweit ich weiß, dann immer als überlegener Sieger dargestellt.
Richter erklärt sich nicht zum, gegen jede Kritik durch Gottes Gnaden geschützten Propheten, Rabbi oder Gottessohn, nicht zum Übererleuchteten oder Sektenguru. Sondern er fordert zur Diskussion heraus.
Sollte er wieder erwarten, sich zum Guru hochstilisieren, würde ich ihn kritisieren oder ihm den Rücken kehren. Auch muss das Wort Frucht bringen.
Zitat:Da bleibe ich lieber in meinem ständigen Kampf
gegen Hass und Egoismus, Heuchelei und Privilegien auf der Seite der Schwachen, beim Einsatz gegen das, was Menschen das Leben zur Hölle macht für den Geist der ethisch lebendigen Geschwisterlichkeit usw..
Das sei dir belassen. Wildrose tritt nicht als Feind des Christentums auf, wie Jesus als Gottestor alle Juden und andere abwertete, die ihn nicht anerkennen wollten, oder wie der wahre(?) Prophet Muhammad.
Wir sind doch alle unter Gottes Dach und jeder wirkt an seiner Stelle für seine Klientel.
Zitat:Auch der aktuelle Riesen-Erfolg z.B. der Pfingstkirchen in Brasilien lebt vom gezielten Einsatz gegen die Armut, gegen falsche Privilegien usw..
Genau.
Gleiches taten die Muslimbrüder in den islamischen Ländern. Und später öffneten sie dem Wahabismus Tor und Tür.
Zitat:Ein "göttlicher Geist" im Innern aller hilft da wenig, wenn er nicht Partei ergreift, sondern alles gleich wichtig findet.
Das sehe ich genauso.
Im übrigen kann ich nicht beurteilen, ob sich Mitglieder von Wildrose nicht schon längst sozial engagieren.
Es gibt ja nicht nur christlich motivierte Hilfe im sozialen Bereich, sondern auch humanistische oder Hilfsangebote von anderen Religionen.
Im übrigen ist es für mich schon ein Fortschritt, Menschen weitestgehend die Angst vor Leben und Tod zu nehmen durch das Vorleben der Liebe eines überreligiösen Gottes, der nur
Gutes denken,
Gutes Reden,
Und Gutes Handeln will
Und jeden Neuanfang zum besseren Denken, Reden und Tun bejubelt, jeden Rückschlag des eigenen Charakters in Liebe und Verständnis erträgt und den Menschen in seiner lebenslangen Entwicklung begleitet.
Auch wenn der Mensch sich leider zum Despoten entwickelt. Selbst dann. Die Chance zur Verbesserung der eigenen Fehler endet für mich auch nicht mit dem Tod.
Denn Gott ist Verstehen, verzeihen, belehren in Liebe, der den Menschen in Leben und Tod beisteht, egal was sie glauben oder spüren, wie verroht oder verzweifelt sie sind.
Ist Verzweiflung an den Grenzen der Menschen und des Lebens nicht der Anfang von Gleichgültigkeit und Verrohung?
Ist Krankheit und falsche Erziehung nicht ein Grund für Sadismus?
Gott macht (mir) Mut zu kämpfen, auch auf die Gefahr des Verlustes hin. Sich trauen Risiken der Nächstenliebe einzugehen.
Denn wir fallen nicht tiefer als in Gottes Hand. Egal welcher und ob wir einer Religion angehören.
ER ist da, wir müssen nicht siegen, bestehen, erster sein, alles können. Wir dürfen uns entspannen, um dann das in Angriff zu nehmen, was wir an Werken der Nächstenliebe bewältigen können.