(13-12-2023, 14:50)Sinai schrieb: Höhere Mathematik ist in Österreich in allen Gymnasien Pflichtfach!
Da hilft es nichts, wenn der junge Mensch - seiner Begabung entsprechend - auch andere Fächer (Sprachen, Musik, Naturwissenschaft, Sport im Skigymnasium, . . . ) wählen kann, das Schreckgespenst Mathematik bleibt!
Ich kann gut verstehen, wenn viele Eltern in Österreich das abschaffen wollen. Sie müssen ein Vermögen für teuren Nachhilfeunterricht ausgeben
Anderes Beispiel: das Kind ist in Mathe interessiert, ist gut in Englisch, könnte ein guter Techniker werden, aber die zweite Fremdsprache (Spanisch, Französisch) macht Schwierigkeiten. Wozu das Kind damit quälen?
Die Idee der Allgemeinbildung ist ja sehr gut, aber man kann alles übertreiben
Eine Diskussion über den Fächermix und die detaillierten Anforderungen in diesen Fächern ist sinnvoll!
Es muss die Frage gestattet werden, ob der Subjonctif im Französischen zur Allgemeinbildung gehört
Man kann heute auch mit einer 5 in Mathe Abitur machen, wenn die anderen Fächer entsprechend ausgleichende Noten aufweisen. Wer also gut in Deutsch ist, aber schlecht in Mathe bekommt dennoch sein Abitur. Und die "höhere Mathematik" ist weit unter Uni-Niveau. Nicht umsonst bieten nahezu alle Unis in nahezu allen Nawi-/Ing-Fächern Brückenkurse vor Studienbeginn an. Weil das Niveau in der Schule bereits gesenkt wurde, um möglichst viele mitzunehmen.
Außerdem ändern sich Interessen: Bis zur 10. Klasse hat mich Mathe und Nawi kaum interessiert. Danach kam das Interesse und ich bin heute in einem solchen Beruf. Wenn ich bereits früh in meiner Schullaufbahn kein Mathe und Nawi gehabt hätte, da in einer jugendlichen Phase abgewählt, dann wäre dies nicht möglich und eine Option für mich verbaut gewesen.
Will damit sagen: Wer breit aufgestellt ist hat einfach mehr Optionen für seine spätere Zukunft.
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(13-12-2023, 15:06)Gundi schrieb: Wer breit aufgestellt ist hat einfach mehr Optionen für seine spätere Zukunft.
Das ist richtig, aber es geht nicht nur um die Breite, sondern auch um die Tiefe
Und da sollte manches entschärft werden
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13-12-2023, 15:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 15:31 von Sinai.)
In Österreich entscheidet der Lehrplan, eine von Menschen gemachte Rechtsvorschrift, die demokratisch zustande kam.
Und sie kann auch von der Mehrheit abgeändert werden.
Man nehme als Beispiel die Straßenverkehrs-Ordnung
In D ist auf Autobahnen keine Höchstgeschwindigkeit normiert, in Österreich 130 km/h und in den USA 80 Miles
Das sind keine gottgegebenen Werte und sie werden immer weder diskutiert und geändert
In Österreich diskutiert man nun "Tempo 100 km/h" auf Autobahnen.
Da gibt es gegensätzliche Meinungen, und es ist interessant, all diese zu lesen.
Jeder soll seine Argumente auf den Tisch legen und detailliert begründen, auch im heiklen Schulwesen
Machen wir uns nichts vor: das Schulwesen war schon immer ein politisches Thema
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(13-12-2023, 13:43)Sinai schrieb: Wozu also das ganze Paket Matura ?
Ich denke, die Matura soll erhalten bleiben, aber reduziert auf echte Kernfächer: Deutsch, Latein im Ausmaß des für das Studium verlangten Latinums, Geschichte, Geographie. Matura nach 7 Klassen Gymnasium so wie in der Monarchie. Oder schon am Ende der 6. KLasse. Keine Zeit vergeuden!
Und daneben freiwillige Wahlfächer ohne Prüfung: Mathematik, lebende Fremdsprache(n), Physik, Chemie, Biologie, Religion, Musik, Zeichnen, Darstellende Geometrie
...
Allgemeinbildung ist zweifellos wichtig, aber wenn man sich so manche Schulbücher der Gymnasium anschaut, kommen Zweifel an der Notwendigkeit des konkreten Lehrstoffs auf
mathematik usw. als wahlfach ohne prüfung - ja, klar - wer braucht schon techniker und naturwissenschaftler. auch fremdsprachen sind überflüssig, es gibt ja den google translator
so stellt sic der kleine sinai seine schöne neue bildungswelt vor
und der rest der welt lacht sich schlapp bzw. reibt sich die hände, denn alles, was bei uns dann ja nicht mehr entwickelt und erzeugt werden kann, kaufen wir halt in china
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Der Beitrag zum Bruttosozialprodukt der Berufe, bei denen Mathematikkenntnisse keine Rolle spielen, dürfte eher gering sein. Mit den MINT-Fächern wird das Geld und damit der Lebensstandard erwirtschaftet.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 15:46 von Sinai.)
(13-12-2023, 15:30)petronius schrieb: (13-12-2023, 13:43)Sinai schrieb: kommen Zweifel an der Notwendigkeit des konkreten Lehrstoffs auf
mathematik usw. als wahlfach ohne prüfung - ja, klar - wer braucht schon techniker und naturwissenschaftler. auch fremdsprachen sind überflüssig, es gibt ja den google translator
Die wenigen Kinder, die für Mathe begabt sind, werden dieses Fach mit Begeisterung besuchen und dann gute Techniker werden.
Und die wenigen Kinder, die für Französisch begabt sind, werden diese zweite Fremdsprache mit Begeisterung lernen, ohne Zwang, französisches Fernsehen ansehen und in den Sommerferien au pair nach Frankreich gehen und das Land genießen und die französische Kultur und Lebensweise in sich aufnehmen
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(13-12-2023, 15:34)exkath schrieb: Der Beitrag zum Bruttosozialprodukt der Berufe, bei denen Mathematikkenntnisse keine Rolle spielen, dürfte eher gering sein. Mit den MINT-Fächern wird das Geld und damit der Lebensstandard erwirtschaftet.
Mathematik ist nicht gleich Mathematik.
Schlußrechnungen und Prozentrechnen ist sicher in vielen Berufen erforderlich.
Aber das hier?
Die Gleichung der Ellipse lautet: x²/a² + y²/b² = 1
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 15:53 von Sinai.)
Ich denke, niemand in Österreich will die Matura abschaffen.
Aber eine Modifizierung dürfte sinnvoll sein
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(13-12-2023, 15:37)Sinai schrieb: Die wenigen Kinder, die für Mathe begabt sind, werden dieses Fach mit Begeisterung besuchen und dann gute Techniker werden
du verstehst es nicht, oder?
du brauchst noch nicht mal eine besondere begabung für mathematik, um techniker oder sogar (bereichsspezifisch) naturwissenschaftler zu werden. ich z.b. bin alles andere als mathematikbegabt und -interessiert (meine eigentlichen stärken liegen im sprachichen), kann aber doch auf eine erfolgreiche laufbahn als technischer naturwissenschaftler zurückblicken
im großen und ganzen war das mathematische rüstzeug, das mir im gymnasium mitgegeben wurde, ausreichend, um mich durch studium und beruf zu tragen. hätte ich aber wegen minderbegabung mathematik schon in der schule abgewählt, müßte ich jetzt vielleicht pakete ausfahren
wie bereits von exkath geschrieben, ist unsere gesellschaftliche mint-schwäche, wie ich das mal nennen will, schon jetzt ein internationaler wettbewerbsnachteil
Zitat:die wenigen Kinder, die für Französisch begabt sind, werden diese zweite Fremdsprache mit Begeisterung lernen, ohne Zwang, französisches Fernsehen ansehen und in den Sommerferien au pair nach Frankreich gehen und das Land genießen und die französische Kultur und Lebensweise in sich aufnehmen
wenn man dir so zuhört, sind es wohl überhaupt nur wenige kinder, die für irgendwas begabt sind. so ist das halt, wenn der eigene horizont am tellerrand endet
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 21:39 von Sinai.)
Zum Zauber der österreichischen Matura telephonierte ich heute mit einem alten Studienkollegen, der jetzt in Österreich lebt.
Nach dem Weltkrieg wurden in Österreich 1946 und 1947 zwei Verstaatlichungsgesetze beschlossen:
Ausführlich in:
Verstaatlichung in Österreich - Wikipedia
Besatzungszeit und Zweite Republik
Es wurde des gesamte Bankensektor und der gesamte Versicherungssektor, die gesamte Schwerindustrie, die Stahlindustrie Voest in Linz, die dazugehörigen Stickstoffwerke Linz, die Petrochemie ÖMV, alle Erdölfelder, die Steyr-Daimler-Puch mit den Traktorenwerken und der Waffenfabrik, der Steirische Erzberg, der Kohlebergbau, die Salinen, die Österreichiche Automobilindutrie, die Österreichische Lokomotivfabrik, die Österreichische Bundesbahn ÖBB, Siemens mit 15.000 beschäftigten, die Vereinigten Österreichischen Edelstahlwerke VEW, die Aluminiumhütte Ranshofen, die Semperit Werke, die Donauschiffahrt, die Donauwerften, das Telephon- und Telegraphennetz, die Post, die Postautobusse, die gesamte Elektrizitätserzeugung inklusive dem Kraftwerk Kaprun und später das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug, und vieles mehr verstaatlicht.
Daneben blieben die Handwerksbetriebe (Klempner, Schuhmachermeister, Friseur und ähnliches Kleinzeug) privat, ebenso die Bauernhöfe
Die Matura - als staatliches Zeugnis - wurde natürlich im riesigen verstaatlichten Sektor anerkannt. Ex lege
Mit Matura hatte man Anspruch auf eine Stelle im Gehobenen Dienst
Aber heute - nach der Privatisierung der 90er Jahre - sieht es mau aus. Der Staatliche Sektor ist zerschlagen, und Privatunternehmer würdigen nicht wirklich das Maturazeugnis. Die relativieren den Lehrstoff der Matura ob seiner Nützlichkeit
Daher sollte die abgewertete Matura auch leichter sein!
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 21:58 von exkath.)
(13-12-2023, 21:37)Sinai schrieb: Die relativieren den Lehrstoff der Matura ob seiner Nützlichkeit Wie infam, das war früher bestimmt anders.
Wer gute Zensuren in Deutsch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften hat, dürfte damit keine Probleme haben.
Wer in Singen, Hüpfen und Beten gute Zensuren hat, kann immer noch was mit Menschen und Medien studieren.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 22:16 von Ulan.)
Mathe, Naturwissenschaften, Deutsch, Geschichte und Englisch sollten Kernfaecher sein, da die fuer den Wohlstand einer Nation notwendige Grundlagen liefern. Beim Rest kann man dann Vorlieben entwickeln, so man moechte.
Ohne Mathe kann man heute nicht mal Lehrling im Handwerk werden.
Ich habe zwar das Grosse Latinum, aber das war eher, weil ich Latein und die alten Texte mochte, nicht weil ich das fuer nuetzlich gehalten haette (das war es damals schon so gut wie gar nicht). Ich hatte waehrend des Studiums kurz ueberlegt, ob ich einen Quereinstieg in die Medizin machen wuerde, was bei uns sehr einfach ging, und da braucht man ein wenig Latein und Griechisch. Da das Grosse Latinum keine Griechischkenntnisse vermittelt, haette ich also sowieso den einsemestrigen Kurs machen muessen, mit dem Leute ohne Vorkenntnisse in diesen Sprachen diesen Punkt abgleichen. Jura interessierte mich eh nicht, und Historiker wollte ich damals auch nicht werden.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 22:28 von Sinai.)
(13-12-2023, 22:07)Ulan schrieb: Mathe, Naturwissenschaften, Deutsch, Geschichte und Englisch sollten Kernfaecher sein
Da bin ich mit Dir d'accord. Und auch das kleine Latinum um keine Barrieren zu haben
Es geht aber um den detaillierten Prüfungsstoff, der zur Matura verlangt wird. Etwas Dampf ablassen wäre nicht schlecht
Denn der ganze Krampf der staatlichen Matura wird doch heute in der Privatwirtschaft nicht mehr im vollen Ausmaß honoriert
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Zu einem Exkommilitonen bemerkte ich mal:
Zitat:Bei mir auf der Arbeit kommt man mit den vier Grundrechenarten aus.
Die Erwiderung war:
Zitat:Wieso vier?
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-12-2023, 23:16 von Sinai.)
Lustiger Scherz
Aber dennoch gibt es immer mehr Kritik an der österreichischen Matura
Zigtausende Kinder sind schulgelangweilt, zigtausende Eltern sind frustriert und finanziell am Ende, die Wiener SPÖ versuchte nun, diese Kritik
zu artikulieren und nun das Interview mit dem Vorsitzenden der österreichischen Rektorenkonferenz Univ.-Prof. Mag. Dr. Oliver Vitouch
So super, wie die Lehrerschaft tut, ist das Programm nicht
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