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Eine Kleinigkeit zum Nachdenken
#16
Na, Mandingo, ich würd`hier mal ein wenig zwischen Meinung und Beurteilung trennen.... beurteilen tun wir hier, wenn wir uns über die Meinung der Autorin austauschen...

Und ich vertrete keineswegs die Ansicht, das die Autorin den gleichen Standpunkt wie die Attentäter vertritt. Es ist doch ein erheblicher Unterschied, ob man einen Werteverlust im Fernsehen beklagt oder Flugzeuge entführt, mit Geiseln `drinn als Waffe gegen andere Menschen benutzt.

Klar, wir können natürlich solche Begriffe wie "geistiger Terrorismus" einführen - sowas ist aber günstigstenfalls Polemik, ungünstigstenfalls begeben wir uns mit solchen Begriffen schnell auf die Ebene einer böswilligen Verunglimpfung.
Da gibt`s ein schönes, altes und zutreffendes Volkslied in Deutschland: "Die Gedanken sind frei......" ob die dann auch "frei" bleiben, wenn wir den uns nicht genehmen Meinungsbildern einen "geistigen Terrorismus" unterstellen, wage ich mal zu bezweifeln....
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#17
Der Text (der Mail) kommt völlig ohne Inhalt aus - trotz und mit den vielen Worten. Sehnsucht, nach welchen Werten? Selbstverständlich verdient jeder Mensch - in dem Fall die Autorin/oder Autor - dass man erstmal die Meinung usw... ernst nimmt; aber doch nicht für (alle) wahr und verbindlich. Wer sich öffentlich derart geistig vervielfältigt, sollte in dem Maße dialog und kritikfähig sein. Am Dialog mangelt es sowieso. Da braucht es keine monolitischen (leider auch undifferenzierte) geistigen Einwürfe, die weder etwas bewegen noch etwas zum Besseren beitragen; in dem Fall, eine Auseinandersetzung mit dem Zustand einer Gesellschaft. Mir fehlen Bezugspunkte wie z.B. soziale Aspekte, Ausgrenzung, Armut, Krieg und Rüstung, Materialismus usw...da gehen Werte verloren. Die Würde des Menschen ist immer und alle Zeit bedroht. Und mit diesem Verlorengehen, geht auch das Bewusstsein der Einheit verloren.
Ich habe nicht von allen Christen bzw. christlichen Gemeinschaften in den USA gesprochen, bezog mich jedoch auf den Inhalt und den Widersprüchen, auch Inhaltslosigkeit. In einem gewissen Sinne, verfällt der Autor auf eine verallgemeinernde Selbstanklage, indem der Plural "wir" gebraucht wird.
Die Frage kann an den Absender weitergegeben werden: Was ist dein Anteil an dem, was geschah und was gedenkst du zu tun?".
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#18
t.logemann schrieb:...Und ich vertrete keineswegs die Ansicht, das die Autorin den gleichen Standpunkt wie die Attentäter vertritt. Es ist doch ein erheblicher Unterschied, ob man einen Werteverlust im Fernsehen beklagt oder Flugzeuge entführt, mit Geiseln `drinn als Waffe gegen andere Menschen benutzt.
Bleib doch bei deiner Antwort endlich einmal bei dem,
was geschrieben wurde, Thomas!

Nicht die Autorin vertritt nach meiner Auffassung alle Standpunkte der Attentäter, sondern umgekehrt:
Die Attentäter vertreten verbal und in ihrer Lehre haargenau die Werte, die die Autorin aufzählt: z.B. das Wort "Gott" und Hl. Schrift-lesen in den Schulen, keine Abtreibung, Prügelstrafe oder andere harten Strafen, keine Kondome an die Bubis, Religion soll die Politik bestimmen, keine nackten Frauen in den Zeitschriften, keine obszöne TV-Unterhaltung, keine "schlimmen" Witze im Internet usw.. Das kannst du in jeder Koranschule genau so hören! Lies dir den Text lieber noch einmal durch oder frage einmal einen Imam.

Beide, Attentäter und die Autorin sind in ihrer religiösen Haltung stockkonservativ und entsprechend naiv.
Das Attentat hat also ganz andere Wurzeln, z.B. die, die oben von Lea angeführt werden. Einem solchen Attentat kommt man mit allgemein-religiösen Sprüchen nicht bei.

Hier waren religiöse und intelligente Menschen am Werk,
die sich als "heilige Krieger" vorkamen, die beteten bei ihrem Einsatz, sich vorher spirituell vorbereiteten usw., also gerade ausgerechnet das praktizierten und vertraten, was die Autorin vermisst in dieser schnöden Welt (siehe ihren Text!).
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#19
Ich bezweifle, Mandingo, dass die Attentäter "intelligente Menschen" waren. Intelligenz setzt voraus, das man sich nicht beeinflussen lässt und kritisch hinterfragt, was der Iman, der Mullah, aber auch der Priester oder Rabbi, Guru oder Yogi lehrt. Dieser Intelligenz muss natürlich auch erst gefördert werden - und fundamentalistisch-religiöse Schulen fördern diese Art der Intelligenz aus dem Grunde der Selbstsucht und des Strebens nach Machterhalt und Machterweiterung natürlich nicht.

Ich habe hier in Berlin einen guten Freund, des ist Iman einer sehr offenen muslimischen Gemeinde. Dem habe ich eine Kopie des Textes der Christin aus den USA zugemailt; er hat mich angerufen und gesagt: "Tom, wenn die Frau sich nicht auf die Bibel sondern auf den Qur`an bezogen hätte, könnte man auf den Gedanken kommen, man hätte auch eine konservative Muslima vor sich. Es ist sicher nicht falsch die menschlichen Fehler beim Verstehen des Wortes Allah`s offenzulegen - aber dazu gehört halt auch eine umfassende Kritik der menschlichen Fehler und ein Vorschlag, wie man`s besser macht. Die Kritik der Christin sehe ich, der kann ich zustimmen - aber ich sehe keine Lösungsvorschläge..."

Die einfachsten "Lösungsvorschläge" sind die der Kreationisten, der Fundamentalisten, der Wortgläubigen: Alles buchstabengetreu so machen, wie es in den Heiligen Schriften steht - und damit dem Wort Gottes auch wirklich Folge geleistet wird und der allmächtige Gott uns nicht verdammt, ernennen wir unsere "religiöse Stasi".... Daran zu glauben, dass das funktioniert, bedeutet auch ein Grossteil an eigener Naivität offen zu legen...

Fakt ist doch, dass mit der zunehmenden Verherrlichung eines neo-liberalen und hoch kapitalistischen Materialismuses den Menschen der "innere Wert" fehlt. Fakt ist, das wir dem "Götzen Geld" unsere Seele geopfert haben - in den USA ebenso wie im Iran, in China, in der EG, in Südafrika. Fakt ist, dass die Seele des Menschen entwurzelt ist.

Der fehlende innere Wert, die fehlende "Erfüllung/Erleuchtung" muss mühsam gesucht werden - "einfache" Methoden wie die Rückkehr zum Urchristentum/Urislam werden der Komplexität der Suche sicher nicht gerecht. Das Verständnis für die Komplexität einer solchen Suche muss dem Mensc hen auch gelehrt werden - lehrt man es nicht, dann haben wir eben Menschen, die mit Gebet und dem Ruf AllahùÀkbar - sich und andere umbringen, wir haben dann Menschen die in einem hochtechnisierten und hochzivilisierten Umfeld zurück in die Antike fallen wollen, wir haben dann eben Fundamentalisten, Kreationisten, Wortgläubige. Warum wohl legen mittlerweile selbst in vierter Generation lebende Muslime in Deutschland Wert auf die Verschleierung ihrer Frauen? Weil es der Iman oder Mullah "so sagt" - oder weil sie erleben, dass die Frau zunehmend nach ihren "Qualitäten als Sex-Objekt" beurteilt wird?
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#20
t.logemann schrieb:Ich bezweifle, Mandingo, dass die Attentäter "intelligente Menschen" waren.
Das Entsetzen sitzt tief in ihren Seelen. Habe sie denn nicht immer alle Gebote ihres Glaubens gehalten. Wo bleiben Lohn und Erfolg? Welche Opfer haben sie noch nicht gebracht? Was machen sie falsch? Die bärtigen Männer murmeln Gebete, dass Gott sie endlich erhören möge.
Die Öllampe verbreitet schauerliches Licht. Sie sind arm, sie haben Angst vor einer Zukunft, von der sie Gerüchte aus einer anderen Welt gehört haben. Dorthin fließen alle ihre Bodenschätze, ihre Nahrungsmittel und sonstigen Landesprodukte. Verdienen daran tun andere. Gelegentlich sieht man jene Geschäftsleute, wie sie mit ihren Autos protzen, wie sie sich Frauen kaufen und heimlich alles tun, was der gute Glaube verbietet.
Das kann doch nicht so bleiben! Schließlich hat einer die Idee: "Man müsste ihre Handelszentren angreifen und auslöschen, was sie und ihre Glaubensbrüder arm macht!"
Jene führen einen versteckten Krieg, sind böse, ungläubige Menschen, deren Krieg zu erwidern heilige Pflicht ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#21
Genau das ist das Problem, lieber Ekkhard!

Gäbe es umfassende Bildung, für die gläubigen alten Männer genauso wie für alle anderen Gläubigen aller anderen Religionen - wäre dem Terrorismus der Boden entzogen.

Das Problem das wir hier jedpch haben ist, dass die alten Religionen nahezu komplett auf "Schuld und Sühne", "Belohnung und Bestrafung" aufgebaut sind. Es ging ja auch ein paar Jahrhundeerte gut, mit diesem System: "Befolge was der Papst, die Pharisäer, das Kalifat von Dir verlangt - und Du erhälst reichen Lohn im Himmelreich.... " Und der Kameltreiber war zufrieden damit, das sein Essen aus Datteln und Hirse bestand, der Leibeigene war zufrieden damit,. das ihm und seiner Familie nur Getreideschrot und ein Ei in der Woche blieb, der Handwerker in Jerusalem war zufrieden damit, das er in einem Jahr soviele Schekel zum Leben hat, wie der König in einer Stunde ausgibt. Und die Oberhäupter der Religionen beklagen: "Ach Gott, früher was schöner - da waren unsere Schäfchen noch "fromm"...".Das Spielchen funktioniert dann nicht mehr, wenn die Menschen lesen und verstehen können - wenn die alten Männer, die treu alle Gebote des Propheten gehalten haben, selbst den Heiligen Qur`an lesen und nicht mehr auf die Worte des Iman und des Mullah hören müssen. Wenn der Christ sagt: "Hör mal Pfarrer - wieso trinkst Du den Wein und mir bleibt abgestandenes Wasser? Jesus hat doch was ganz anderes gepredigt". Wenn Samuel in Tel Aviv sagt: "Hör mal Rabbi - in der Thora steht, wir sollen die Fremden freundlich behandeln - warum sperren wir dann die Palästinenser hinter Mauern und Stacheldraht ein...?"
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#22
Die "alten Männer" in meiner Parabel sind nicht alt. Sie haben eine gute Schulung und sind auf dem neuesten Stand. Es sind die Ungläubigen, die nicht auf diesem Stand sind - und sich auf ihren Reichtum und Kommerz so irrsinnig (!) viel einbilden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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