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(Zitat Petronius)
"also ziemlich banal
was dein buddha hier sagt, ist schon richtig - aber jetzt wirklich keine umwerfende erkenntnis"
Weißt Du, sowohl mir als auch dem Buddha ist es herzlich egal, ob er "mein" Buddha ist. Als der Buddha dahinschied, wies er seine Jünger darauf hin, dass die Lehre allein nun sein wahrer Nachfolger sei. Auch, wenn er nicht mehr da sei, sei die Lehre ihr wahrer Lehrer und Wegbegleiter.
Hätte er das mitgelesen: "was dein buddha hier sagt....", er hätte wahrscheinlich geschmunzelt. Ist ja auch ein Gefundenes-Fressen-Stoff für Satiriker.
Der Ausdruck "banal" ist sehr interessant (ich habe ihn ebenfalls einmal benutzt).
Erstens: es ist eine Wertung aus subjektiver Sicht. Und eine Wertung kann ein Hindernis auf dem spirituellen Weg sein, im Sinne von Schubladendenken.
Zweitens: daraus folgt, dass das einzig Ausschlaggebende die [eigene] Sichtweise ist.
Beispiel:
Einer sagt: "Hast du den heutigen Sonnenaufgang gesehen? Er war einfach überwältigend!"
Der Andere antwortet: "Ein Sonnenaufgang ist ein Sonnenaufgang. Es scheint so, als ob die Sonne sich um die Erde bewegt, aber in Wirklichkeit dreht sich die Erde um sich selbst. Und das permanent. 24 Stunden später kommt der nächste Sonnenaufgang. Alles banal."
Welchem der beiden Gesprächspartner geht es besser damit?
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(Zitat Sinai)
"Eine Geige zu stimmen, bedarf großer Übung. Ich habe einmal bei einem Schülerkonzert zugeschaut.
Der Schüler konnte die Geige nicht stimmen, war hilflos. Da stand die Lehrerin auf und stieg auf die Bühne und setzte sich vor dem Publikum in Szene, sie nahm dem Schüler Geige und Bogen aus der Hand und stimmte die Geige mit wenigen gekonnten Handgriffen"
Das finde ich entsetzlich, wie die Lehrerin vor dem gesamten Publikum den Schüler bloßgestellt hat.
Das war für den Schüler mit ziemlicher Sicherheit eine traumatische Erfahrung.
Die Lehrerin dagegen setzte sich vor all den Leuten in Szene. Einfach furchtbar, da krampft sich mein Herz zusammen.
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(02-06-2025, 06:54)dorjesempa schrieb: Einer sagt: "Hast du den heutigen Sonnenaufgang gesehen? Er war einfach überwältigend!"
Der Andere antwortet: "Ein Sonnenaufgang ist ein Sonnenaufgang. Es scheint so, als ob die Sonne sich um die Erde bewegt, aber in Wirklichkeit dreht sich die Erde um sich selbst. Und das permanent. 24 Stunden später kommt der nächste Sonnenaufgang. Alles banal."
Welchem der beiden Gesprächspartner geht es besser damit?
Die Implikationen hier gehen tief, denn diese Beobachtung, so richtig sie sein mag ist, hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen.
Einerseits, halte ich es fuer ein lebenswertes Leben fuer notwendig, nie den Sinn fuer die Schoenheit und das Erfreuliche um sich herum zu verlieren und solche Aspekte aktiv wahrzunehmen, anstatt sich immer nur auf die Probleme und negativen Aspekte der Umgebung zu konzentrieren; dies ist fuer die psychische Gesundheit unerlaesslich. Andererseits, sollte man sich nicht in solchen Betrachtungen verlieren, denn die Probleme (nicht im konkreten Beispiel, sondern generell gesehen) gehen ja nicht weg, ohne dass man taetig wird. Insofern finde ich das Beispiel bezeichnend, denn ohne den Satz "Alles banal" hat auch die zweite Aussage ihre Berechtigung und durchaus auch ihre Poesie, da zu der darin ausgedrueckten Erkenntnis erst einmal jemand kommen musste. Es geht also darum, die Freude am Erleben nicht zu verlieren.
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02-06-2025, 13:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 13:49 von Sinai.)
(02-06-2025, 07:01)dorjesempa schrieb: Das finde ich entsetzlich, wie die Lehrerin vor dem gesamten Publikum den Schüler bloßgestellt hat.
Das war für den Schüler mit ziemlicher Sicherheit eine traumatische Erfahrung.
Die Lehrerin dagegen setzte sich vor all den Leuten in Szene. Einfach furchtbar, da krampft sich mein Herz zusammen.
Das war eine liebevolle Unterstützung durch die Geigenlehrerin, auf die Bühne zu steigen und ihrem Schüler zu Hilfe zu kommen! Der Schüler war erleichtert, als ihm die Lehrerin zu Hilfe eilte. Wie peinlich wäre es erst gewesen, wenn er mit verstimmter Geige gespielt hätte?
Geiger stimmen ihre Geige bekanntlich auf der Bühne unmittelbar bevor sie zu spielen beginnen. Ein Ritual.
Der Schüler war aber überfordert, wohl durch den Anblick der vielen Zuseher.
Bei diesem Schülerkonzert spielten verschiedene Instrumente: Geige, Klavier, Geige mit Klavierbegleitung, kleine Orchester (Geige, Klavier, ich glaube zwei Blasinstrumente), Gesang mit Klavierbegleitung
Immer wenn Geigen dabei waren, das kurze Ritual des Stimmens der Geigen auf der Bühne durch die Geiger. Es war nicht das einzige Mal, dass die Geigenlehrerin den jungen Künstlern zu Hilfe kam. Diese empfanden das sichtlich als Erleichterung, als Befreiung aus einer peinlichen Situation. Dass die Lehrerin es genoss, vor allen Eltern auf die Bühne zu steigen und sich durch das Stimmen der Geigen vor dem Publikum in Szene zu setzen, stand auf einem anderen Blatt.
Eine Symbiose zwischen Lehrer und Schüler
Der Schüler hatte seine Lehrerin nicht durch Blickkontakt um Hilfe gerufen, er wusste ja nicht, wo sie im Publikum sitzt. Sie hat ihrem Schüler zugesehen, bemerkt dass er überfordert ist und hat geistesgegenwärtig reagiert
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(02-06-2025, 06:54)dorjesempa schrieb: Einer sagt: "Hast du den heutigen Sonnenaufgang gesehen? Er war einfach überwältigend!"
Der Andere antwortet: "Ein Sonnenaufgang ist ein Sonnenaufgang. Es scheint so, als ob die Sonne sich um die Erde bewegt, aber in Wirklichkeit dreht sich die Erde um sich selbst. Und das permanent. 24 Stunden später kommt der nächste Sonnenaufgang. Alles banal."
Welchem der beiden Gesprächspartner geht es besser damit?
Da hast Du völlig recht. Jeder bei uns sagt "Sonnenaufgang"
Steht sogar im Internet: zB "Sonnenaufgang München 3. Juni 05:17"
Anders wäre die Sprache ja unnötig kompliziert!
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(01-06-2025, 17:14)Ulan schrieb: Naja, viele Erkenntnisse aus den Anfangstagen der Philosophie - Buddha wuerde ich da auch einordnen - erscheinen uns heute banal, weil wir damit aufgewachsen sind. "Alles in Maßen" ist einer dieser Grundsaetze, die man schon von den Eltern eingetrichtert bekommt.
weshalb ich auch bezweifle, daß es zu dieser erkenntnis einen buddha gebraucht hat
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(01-06-2025, 19:08)dorjesempa schrieb: (Zitat Petronius) "wolltest du sagen, daß "Abhängiges Entstehen" bedingungen unterliegt?"
Selbstverständlich! Ohne Bedingungen geschieht nichts
jetzt ist die frage, was man unter "bedingungen" verstehen will. läuft dein verständnis auf "kausalität" hinaus?
Zitat:(Zitat Petronius) "es gibt allerdings auch akausales entstehen"
Das ist sehr spannend! Bitte um ein Beispiel, denn dazu fällt mir kein einziges Beispiel ein, da es mir absurd erscheint
z.b. der radioaktive zerfall eines atomkerns (spontane entstehung eines neuen, andersartigen kerns und z.b. eines alphateilchens) erfolgt akausal, wird nicht durch bedingungen getriggert bzw. ist nicht beeinflußbar
Zitat:(Zitat Petronius) "deswegen nennt man gute musiker ja auch künstler"
Du weißt selbst, dass der Buddha hier nicht nur Musiker gemeint hat
ich weiß natürlich nicht, was ein buddha meint. aber darum ging es mir ja auch gar nicht
Zitat:Es geht hier um den Unterschied zwischen Achtsamkeit und Gewahrsein
kannst du den erklären?
mir ist er nicht klar
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(02-06-2025, 06:54)dorjesempa schrieb: daraus folgt, dass das einzig Ausschlaggebende die [eigene] Sichtweise ist
nö
es sagt nur, daß es meine sichtweise ist
Zitat:Beispiel:
Einer sagt: "Hast du den heutigen Sonnenaufgang gesehen? Er war einfach überwältigend!"
Der Andere antwortet: "Ein Sonnenaufgang ist ein Sonnenaufgang. Es scheint so, als ob die Sonne sich um die Erde bewegt, aber in Wirklichkeit dreht sich die Erde um sich selbst. Und das permanent. 24 Stunden später kommt der nächste Sonnenaufgang. Alles banal."
Welchem der beiden Gesprächspartner geht es besser damit?
beiden?
oder willst du etwa darauf hinaus, daß die Sichtweise des einen das einzig Ausschlaggebende sei?
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(02-06-2025, 14:49)petronius schrieb: (01-06-2025, 17:14)Ulan schrieb: Naja, viele Erkenntnisse aus den Anfangstagen der Philosophie - Buddha wuerde ich da auch einordnen - erscheinen uns heute banal, weil wir damit aufgewachsen sind. "Alles in Maßen" ist einer dieser Grundsaetze, die man schon von den Eltern eingetrichtert bekommt.
weshalb ich auch bezweifle, daß es zu dieser erkenntnis einen buddha gebraucht hat
Ich vermute, dass den Indern längst der Grundsatz "Alles in Maßen" bekannt war, aber vielleicht wurde er nicht gehörig beachtet, und Buddha predigte ihn daher eindringlich
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02-06-2025, 15:45
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 15:46 von Sinai.)
(01-06-2025, 19:08)dorjesempa schrieb: Ohne Bedingungen geschieht nichts.
(02-06-2025, 15:02)petronius schrieb: jetzt ist die frage, was man unter "bedingungen" verstehen will. läuft dein verständnis auf "kausalität" hinaus?
Es ist auch mir nicht ganz klar, was Du Dorjesempa und die Buddhisten mit "Bedingungen" meinst.
Meinst Du Nebenbedingungen oder Kausalitäten ?
Ich vermute, dass Übersetzungen aus dem alten Indien schwierig sind
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 15:59 von Sinai.)
(02-06-2025, 06:54)dorjesempa schrieb: (Zitat Petronius)
"also ziemlich banal
was dein buddha hier sagt, ist schon richtig - aber jetzt wirklich keine umwerfende erkenntnis"
Weißt Du, sowohl mir als auch dem Buddha ist es herzlich egal, ob er "mein" Buddha ist.
Hallo Dorjesempa
Petronius ist dafür bekannt, den Forenregeln widersprechend, den Glauben von Forenteilnehmern manipulativ abzuwerten zu versuchen:
Beispiel "dein buddha"
Petronius meinte wohl Buddha Siddharta Gautama
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02-06-2025, 16:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 16:21 von Sinai.)
Buddha - Wikipedia
"Siddhartha Gautama lebte um 500 v. Christus in Nordindien; als sein Geburtsort gilt Lumbini. Sein Vater Suddhodana war Oberhaupt einer der regierenden Familien in der kleinen Adelsrepublik der Shakya im Norden von Indien im heutigen indisch-nepalischen Grenzgebiet. Hinweise auf den Königsstand von Buddhas Vater sowie auf den Prunk und die Zeremonien an dessen Hof, denen man besonders in späteren Texten begegnet, sind höchstwahrscheinlich Übertreibungen; es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Familie zumindest dem Adel angehörte.
(...)
Nach der Geburt Siddharthas wurde vorausgesagt, dass er entweder ein Weltenherrscher oder aber, wenn er das Leid der Welt erkennt, jemand werden würde, der Weisheit in die Welt bringt. Der Überlieferung zufolge lebte er in einem Palast, wo ihm alles, was zum Wohlleben gehörte, zur Verfügung gestanden habe und wo er von allem weltlichen Leid abgeschirmt worden sei."
Es ist jedoch zu bezweifeln, dass ein Leben in einem Palastgarten einen Prinzen wirklich von allem weltlichen Leid abschirmte
Zahnschmerzen, Wespenstiche, Krankheiten gab es auch in Palastgärten, Tse-Tse Fliegen stachen auch in den Palastgärten und überbrachten Malaria
Und außerhalb des Palastes sah man immer wieder Arme und Hungernde
Ein Prinz sah, dass weder Reichtum noch Armut glücklich machen kann
Somit erschien einem Prinzen ein Weg der Mitte sinnvoll zu sein
Ist ja heute auch nicht anders. Ein Kind eines Milliardärs darf nie allein in den Park gehen, um mit anderen Kindern Indianer zu spielen - aus Angst vor Kidnapping.
Das Kind eines Armen wächst im Elend auf.
Aber ein Kind der "Mittelschicht" hat es am besten
Stellt sich allerdings die Frage, wie man "Mittelschicht" definiert . . .
Der Sohn eines reichen Handwerkers? Lehrers? Schuldirektors? Krankenhausarztes? Richters?
Da hat wohl jeder unterschiedliche Meinungen
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02-06-2025, 16:23
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 16:29 von petronius.)
(02-06-2025, 15:40)Sinai schrieb: Ich vermute, dass den Indern längst der Grundsatz "Alles in Maßen" bekannt war, aber vielleicht wurde er nicht gehörig beachtet
also nichts neues unter der sonne
Zitat:Petronius ist dafür bekannt, den Forenregeln widersprechend, den Glauben von Forenteilnehmern manipulativ abzuwerten zu versuchen:
Beispiel "dein buddha"
wo siehst du hier eine abwertung?
es ist offensichtlich, daß dorjesempa buddha als quelle der weisheit bzw. inspiration sieht - was ich für mich nicht tue
insofern ist es "sein" buddha als lehrer o.ä., nicht meiner. was daran, das festzustellen, jetzt pejorativ sein soll, müßt ihr beide mir erst erklären
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02-06-2025, 16:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-06-2025, 16:34 von Sinai.)
Dort, wo Buddha aufwuchs, war eigentlich ein Vielvölkerstaat
Doch Buddha predigte allen Kasten - und das war in seinem kulturellen Kontext revolutionär.
Buddha lehnte das Kastensystem als spirituell irrelevant ab, und in die Mönchsgemeinschaft (Sangha) wurden Menschen aus allen Kasten aufgenommen. Upali, ein Barbier aus niedriger Kaste, wurde ein hochgeschätzter Mönch
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(01-06-2025, 13:28)dorjesempa schrieb: 1. Abhängiges Entstehen ist doch ganz einfach:
Nichts entsteht aus sich selbst heraus, sondern aufgrund von Bedingungen.
Es entsteht etwas aufgrund von Kausalitäten - unter bestimmten Bedingungen.
Ich denke, so kann man das formulieren
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Die Kausalitäten führen zur Entstehung von Leben: Hahn und Henne finden zusammen
Aber die Bedingungen müssen auch vorhanden sein: Gemäßigtes Klima und Futter
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