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Konstantin : eine historische Persönlichkeit mit viel Schatten und Licht
#3
(10-01-2018, 19:30)Kreutzberg schrieb: Guten Tag
liebe Forenfreunde,

...

a) das die sog. konstantinische Schenkung eine Fälschung ist wird von Fachleuten nicht mehr bestritten. Leider weiß ich jedoch nicht wie man hier überhaupt die notwendige Beweisführung realisiert hat, oder gibt es Schriftstücke die das konkret belegen. Es dürften wohl Graphologen gewesen sein die hier den Ausschlag gegeben haben.

Nicht Graphologie. Die Art des Lateins, die das Dokument benutzt, gab es so zu Konstantins Zeiten noch nicht. Ausserdem ist in der Urkunde von "Kontantinopel" die Rede, aber das hiess zur angeblichen Entstehungszeit noch Byzantion oder Nova Roma (wie von Geobacter zitiert). Das Dokument enthaelt auch weitere geschichtliche Fehler, die jemandem, der zur Zeit Kontantins gelebt haette, aufgefallen waeren (die Datierung ist in das 3. und 4. Konsulat Konstantins und in das Konsulat des Gallicanus, aber diese lagen zwei Jahre auseinander). Die Sprache des Dokuments wird ins 8. Jahrhundert gelegt. Eine gaengige Hypothese zur Entstehung ist, dass das Dokument paepstlicherseits erstellt wurde, um den Karolingern im Gegenzug zur Anerkennung ihrer Stellung als fraenkische Koenige den spaeteren Kirchenstaat aus den Rippen zu leiern.

(10-01-2018, 19:30)Kreutzberg schrieb: b) Es ist überdies für mich heute noch schwer zu begreifen, wieso Kaiser Konstantin vom der Christenheit so  hoch gehalten wird wenn man bedenkt, dass er laut inoffiziellen Quellen 14 Bekannte und Verwandte hat hinrichten und beseitigen lassen. Das ist eines wahren Christen ja mehr als unwürdig.

Es ist klar, dass die Nachwelt von Kaiser Konstantin diese Reinwaschung ihm mein schuldig zu sein, wegen seines Verdienstes das Christentum zur Staatsreligion empor gehoben zu haben.

Konstantin hat die Tolerierung und Foerderung des Christentums angeregt. Zur Staatsreligion machte das Christentum erst Kaiser Theodosius I. (zusammen mit Gratian und Valentinian II.) im Jahre 380, also 55 Jahre nach dem Konzil von Nizaea unter Konstantin. Konstantin selbst blieb Arianer. Das Christentum war fuer ihn nur Mittel zum Zweck. Er hatte erst versucht, mit dem Kult des Sol Invictus das Reich auch religionspolitisch zu einigen, aber der Kult war zu individuell fuer seine Zwecke. Das hierarchisch durchstrukturierte Christentum, das Weisungen an seine Mitglieder ausgibt, war fuer die Steuerung der Untertanen weitaus besser geeignet. Konstantin draengte deshalb auch auf eine einheitliche Lehre des Christentums (daher das Konzil). Er selbst fand dessen Ergebnisse uebrigens unsinnig, da er von der Trinitaetslehre absolut nichts hielt, und blieb bis zu seinem Tode Arianer.

Nichtsdestotrotz hat Konstantin dem Christentum den Weg zur Machtergreifung geebnet. Dafuer wird er auch weiterhin verehrt.
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RE: Konstantin : eine historische Persönlichkeit mit viel Schatten und Licht - von Ulan - 10-01-2018, 20:40

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