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Das Naturwissenschaftliche Weltbild
#13
(19-09-2017, 01:25)Miranda schrieb: Kritik ist ja o.k., aber ich frage mich manchmal können diese Leute außerdem auch noch etwas.

Das fragt man sich in der Tat manchmal. Du gehst doch auf Ekkards Ausfuehrungen gar nicht ein. Du solltest Dir eventuell auch bewusst sein, dass drei Deiner vier bisherigen Gespraechspartner in diesem Thread Naturwissenschaftler sind und recht genau wissen, welche Fragen die Naturwissenschaften zu beantworten in der Lage sind und welche nicht.

Sowohl Ekkard als auch ich wuerden Dir, als Naturwissenschaftler, sagen, dass wir uns mit Phaenomenen, zu denen es keine positiven Evidenzen gibt (das betrifft eine Reihe der Themen Deiner Fragen), nicht befassen, da wir davon ausgehen, dass es diese nicht gibt. Folgerichtig sind wir auch beide Atheisten.

Trotzdem werfen Fragen nach dem Aufbau des Universums oder seine Entstehung Probleme auf, die die Naturwissenschaften (bis jetzt?) noch nicht in der Lage sind zu beantworten. Hier kommt man halt in philosophische Fragestellungen. Ich meine dabei weniger die Frage, wie das Leben entstanden ist. Das kann Dir zwar im Moment keiner beantworten, und es ist auch nicht sicher, dass wir das je wirklich herausbekommen werden, aber das sollte zumindest eine prinzipiell beantwortbare Frage sein.

Die Frage nach der Entstehung des Universums ist aber etwas komplizierter. Auch die derzeit gaengige Urknall-Hypothese kann uns ueber den allerersten Anfang aus prinzipiellen Gruenden nichts sagen, wie Ekkard bereits sagte. Die Hypothese geht von einem raeumlich endlichen Universum aus, und da kommt natuerlich auch die Frage auf, ob "ausserhalb" noch etwas ist (dieses "ausserhalb" hat jetzt aber tatsaechlich nichts mit unserem dreidimensionalen Raumverstaendnis zu tun und koennte auch bei einem unendlichen Universum valide sein). Ein Beispiel, wie so etwas zu denken ist, waere z.B. die Vorstellung, dass wir in einer Simulation leben. Wir koennen heute schon ganz gut im Computer Staedte simulieren, die sich entwickeln, mit Einwohnern mit Beduerfnissen, die auf verschiedene Weise befriedigt werden koennen - oder auch nicht. Solche Simulationen sind natuerlich noch relativ primitiv, aber wenn man das damit vergleicht, was wir vor 40 Jahren simulieren konnten, ist da noch Luft nach oben. Wenn man annimmt, dass die so Simulierten irgendwann, eine entsprechend detaillierte Simulation mit isolierten Subroutinen vorausgesetzt, Bewusstsein entwickeln wuerden, und wenn diese Simulierten sich dann ploetzlich Fragen zu ihrer Welt stellen wuerden, kommen wir zu dem Problem, wie diese Simulierten denn herausfinden koennten, dass unsere Welt existiert? Ihr "Universum" waere tatsaechlich "transzendent", denn diese Simulation grenzt nirgendwo physisch an unser "Universum".

Der Grund, warum ich dieses Beispiel anspreche, ist, dass eine solche Simulation prinzipiell keine Moeglichkeiten eingebaut hat, nach "draussen" zu gucken. Die Gesetze dieser Simulation sind so konzipiert, dass der Blick nur in eine Richtung geht. Die Wissenschaft befasst sich mit dem Problem, ob wir in einer Simulation leben, durchaus ernsthaft. Die erste Frage dieser Art wurde uebrigens verneint (es ging dabei um Mustersuche). Es geht mir hier also nicht darum, zu behaupten, wir wuerden in einer Simulation leben oder unser Universum wuerde von einem "Computer-Benutzer" dirigiert (das waere eine "Gottes"-Vorstellung, die genau wie Deine von der Natur nur anders heisst), sondern es geht mir erst einmal nur darum, die Moeglichkeit anzusprechen, dass unsere Naturgesetze bestimmte Blickwinkel von sich aus ausschliessen koennten. Da sich die Naturwissenschaften nur mit Dingen beschaeftigen, fuer die wir positive Evidenz haben, sind also alle Fragen, die solche Situationen betrachten, von ihnen prinzipiell nicht zu beantworten.

Es gibt also auch von der Theorie her Fragen, die Naturwissenschaften nicht zugaenglich sind. Das ist zusaetzlich zu anderen Fragen, wie, was ist der Sinn des Lebens, welches ist die beste Regierungsform, etc.


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