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'die dunkle Nacht der Seele' aus Sicht eines Sinnsuchers
#45
(06-05-2017, 09:41)nescio schrieb: Ist Glaube vielleicht nur der halbe Weg ?
Der Glaube etwas gefunden zu haben, eine Art Subjekt Objekt Hilfskonstruktion (ich glaube an ...) ?

Religiöse Glaubenskonstrukte als solche zu erkennen scheint mir eines der tief verborgenen und gut gehüteten Geheimnisse des Buddhismus zu sein. In ähnlicher Weise kann wohl auch das eigene EGO erkannt werden. Die Eingeweihten unter euch haben von dieser Art der Dekonstruktion sicherlich schon gehört.

Daneben gibt es noch weitere, der einfachen Welterklärung dienende Konstruktionen, denen von Natur aus, Buddhisten sollte das ebenfalls bekannt vorkommen, eine gewisse Dualität anhaftet wie

Körper und Geist,
gut und böse,
bewußt, unbewußt
und so weiter


Die üblichen, in der einschlägigen Literatur anzutreffenden Begriffe ‚Geist, Bewußtsein, Achtsamkeit, Konzentration‘ betonen somit nur eine Seite menschlicher Erfahrung und fördern ganz spontan, ohne unser Zutun, die mentale Aktivität … wir können gar nicht anders.

Von meditativer Stille keine Spur
 


Liebe Freunde,
die soeben zitierten, für Meditationsanfänger eher ungeeigneten und meiner Ansicht nach sogar kontraproduktiven Begriffe sind nicht nur in der Literatur zu finden sondern genauso häufig in Forenbeiträgen,  in denen sie eigentlich nichts zu suchen haben. Bitte verzeiht also diese Form der Belehrung, die praktisch einer Ohrfeige gleichkommt, denn es ist bekanntlich das Wesen des Buddhismus, die Dinge zu hinterfragen um ihnen beispielsweise mit Hilfe heuristischer, circadian im Tagesrhythmus gestalteter und letzten Endes dekonstruktiver, das heißt, auch Widersprüche entlarvender Beiträge, unbeirrbar auf den Grund zu gehen.


Dies gilt vor allem für einen weit verbreiteten und vom ursprünglichen Buddhismus mittlerweile völlig losgelösten Achtsamkeitskult sowie die altbekannten, besonders von Christen gerne verwendeten ‚falschen Metaphern Kraft, Licht (ohne Schatten) Energie, Stärke‘, die wir unwillkürlich mit der gleichen Aktivität verbinden und die einen mehr denn je geforderten oder gar überforderten Menschen, neurolinguistisch gesehen, überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen lassen.


Sind wir nun wir beim tiefsten Geheimnis fernöstlicher Tradition angelangt, das womöglich den einfachen Schlüssel zur Meditation in sich birgt und auf dem scheinbar auch die gefundenen, sich wundersam verselbständigenden Sprachmuster in Form meditativer Verse beruhen ?   Unterliegt derjenige, der sich behutsam darauf einläßt, ganz unmerklich einer Art neurolinguistischen Verwandlung, hinter der sich im Grunde ein ebenso einfaches NOMEN EST OMEN verbirgt, eine von alters her bekannte Redewendung die nichts anderes heißt als  …  das Wort ist in seiner Bedeutung schon vorgezeichnet  ?


Bei dieser Wandlung geht es wohl darum, den momentanen Gemütszustand in möglichst geeigneten Worten wiederzugeben und in umgekehrter Weise, mittels einer angenehm beruhigenden, nahezu hypnotisch wirkenden Sprache den morgendlichen Grundzustand der Ruhe noch zu vertiefen und als Begleitung mit in den Alltag zu nehmen, was einem geplagten, immerzu von Hast und Sorge getriebenen Menschen vielleicht erlauben würde, von seiner unnötigen Aktivität endlich herunterzukommen. So zeigt uns der ferne Osten nachhaltiger denn je wie Tradition und Moderne miteinander in Einklang zu bringen sind, falls entsprechende Bereitschaft vorhanden sein sollte, die Kunst des sanften Herunterfahrens allmählich zu erlernen und sich einen Augenblick lang dem Medium Stille gänzlich hinzugeben.


Und wer meditatives Reden, Fühlen samt stillem Tun einmal verinnerlicht hat, spürt allmählich, daß ein Verzicht  auf die genannten, spontan aktivitätsfördernden Begrifflichkeiten von alleine schon eine wohltuende Wirkung haben kann und bedient sich im Vorfeld einer Meditation oder wenn ihr Schweigen beendet ist, lieber schlicht gestalteter Metaphern  wie der ‚früh morgens auf leeren Magen eingenommenen Beruhigungspille ‘ …  denn wie Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen zeigen, scheinen Menschen selbst imstande, die Leere still zu genießen.


Nun dürften wir am Ende einer Spurensuche angelangt sein, die sich gefühlt, ebenso unbemerkt verselbständigen konnte und möglicherweise eine befriedigende Antwort auf  DIE  FRAGE  aller Fragen zum Weg aller Wege zu geben vermag …


Liegt der (hintergründige) Sinn religiösen Glaubens neben der entwicklungsgeschichtlich bedeutsamen Förderung von Ur-vertrauen und Mitgefühl wirklich darin, einen eher unscheinbaren, in seiner ganzen Tiefe wohl  in allen Religionen dieser Welt irgendwo verborgenen Wortschatz  zu hüten und auf diese Weise schließlich auch den letzten Geheimnissen unseres Daseins auf die Spur zu kommen ?  Uralte Geheimnisse,  welche so gesehen eigentlich keine mehr sind, denen wir aber dennoch mit tiefster Demut begegnen sollten um ihren unveränderlichen Zauber für nachfolgende Generationen weiterhin zu bewahren, die ein kulturelles Erbe wie dieses hoffentlich noch zu schätzen lernen.


Im Buddhismus scheint das schon vor langer Zeit gelungen zu sein, findet ihr nicht ?
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RE: 'die dunkle Nacht der Seele' aus Sicht eines Sinnsuchers - von nescio - 31-10-2017, 10:21

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