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Entwicklung der Gottesvorstellung
#3
(28-08-2016, 18:28)Tarkesh schrieb: Es gibt den einmaligen Fall eines apersonalen Gottheitsmonismus, der eine immense historische Dimension hat: die Urmutter=Natura naturans-Religion zwischen ca. 40.000 und ca. 12.000 BCE mit ihren Modifikationen bis ca. 6.000 BCE. Die historische Entwicklung nach dieser Zeit hat zu der irreversiblen Bedingung geführt, dass ein ´Gott´ nur noch personal gedacht werden kann, ganz einfach deswegen, weil übernatürliche Wesen seit vielleicht 6-7.000 Jahren anthropomorph und personal, d.h. als überhöhte Spiegelbilder irdischer Menschen, vorgestellt werden. Als Alternative sind nur Vorstellungen eines apersonalen Numinosen denkbar, wie sie in der globalen Mystik konzipiert sind und für die der Begriff ´Gott´ völlig deplaziert ist.

Es scheint in der Tat eine Art Ur-Religiosität (aber
keine einheitliche Urreligion) der
Menschheit gegeben zu haben, die
auf einem apersonalen monistischen
Gottesbild aufbaute.

Dabei handelte es sich aber sehr wahrscheinlich
nicht um eine pantheistische, nur die
Immanenz sehende, Ur-Mutter-Religion,
sondern um eine Form von Religiosität,
die die Gottheit als immanenten und
transzendenten universalen Urgrund ansah,
der an sich geschlechtslos ist.
Die Vorstellung, dass Götter so etwas
wie ein Geschlecht haben ist selbst
anthropomorph.

Dabei wurde die Gottheit wahrscheinlich
( - und ich gebe zu, dass ich für diese Theorie
keinen letzten Beweis hab) als eine
Art metaphysische Sonne angesehen
und die Welt als ihre Ausstrahlung.

(Dabei gibt es hier keinen strikten Gegensatz
zwischen "den Göttern" und "Gott". Die
vielen Götter werden hier einfach als
Formen des Einen angesehen)

Die Sonne ist das, was sich am ehesten
mit der Gottheit vergleichen lässt, sie
steht (scheinbar) unbewegt am Himmel
und ist doch wirkend. Sie ist In-Sich-Ruhend
und strahlt doch Kraft aus.

Tarkesh schrieb:Parallel zu den machtpolitisch pervertierten Religionsformen gab es aber immer auch Strömungen, die den ursprünglichen ´Geist´ des Religiösen unter dem Aspekt des obengenannten Punkt 1 bewahrten. In den älteren Religionen lässt sich das am besten in der ägyptischen und der griechischen Religion beobachten (Isis-Mysterien, Mysterien von Eleusis und Samothrake). Auffällig ist, dass diese bedeutenden spirituellen Mysterien Göttinnen als Symbolfiguren (nicht als personale Gottheiten) beanspruchten, sie standen also auch in dieser Hinsicht im Gegensatz zu den offiziellen patriarchalisch-maskulinen Machtreligionen. Dass in Eleusis und Samothrake den Initianden Drogen verabreicht wurden, ist hinlänglich bekannt, auch, dass geistige Größen wie Platon und Aristoteles, nebst anderer Prominenz, daran teilnahmen.

Ich bin nicht der Ansicht, dass die traditionellen Götterkulte
der Griechen und Ägypter pervertierter waren als die
Mysterienkulte. Diese Religionen hatten noch in
erhöhtem Maße teil an der Ur-Religiosität
als die Mysterienkulte.
Man muss noch Ordnung in sich haben, um einen
tanzenden Stern zu gebären.
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Nachrichten in diesem Thema
Entwicklung der Gottesvorstellung - von Tarkesh - 28-08-2016, 18:28
RE: Entwicklung der Gottesvorstellung - von Severus - 28-08-2016, 21:56

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