(11-06-2016, 20:09)Sinai schrieb: Ich wollte von Dir etwas sachdienliches über den DOKETISMUS hören.
Ein extrem unübersichtliches Sammelsurium von allerlei Lehren, da sagt jeder was anderes und ich weiß nicht, was Du genau meinst.
Es gibt nicht einen Doketismus, sondern ein halbes Dutzend Doketismen
Nun, die Gemeinsamkeit ist doch die Frage nach der Natur Jesu, die wir jetzt lange diskutiert haben. Nochmal die Definition (von Wikipedia):
Der Doketismus (griechisch δοκεῖν dokein „scheinen“) ist eine Lehre, der die Auffassung zugrunde liegt, dass die Materie niedrig und böse sei und die Christus nur einen Scheinleib zuerkennt. So sei Jesus aus doketischer Sicht immer Gott geblieben, weil seine physische Existenz sein Wesen nicht berührt habe.
Daher dieses ganze Theater. Christus kann nach dieser Auffassung dann auch nicht am Kreuz gestorben sein, da er nie einen fleischlichen Leib hatte.
Die Wikipedia-Definition ist aber nicht allumfassend. Um die doketische Deutung des Markus-Evangeliums zu verstehen, muss man separieren: Christus kam in dem Fall mit der Taufe von Jesus auf die Welt (der Geist, der wie eine Taube herunterkam) und verliess Jesus vor dem Tod wieder (der Geist verliess ihn gemaess der letzten Worte Jesu). Jesus der Mensch ist aber gestorben. Hier sind Jesus und Christus zwei unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Koerpern, die in der selben Huelle steckten. Das geht dann nahtlos in den Monophysitismus-Streit ueber (in typisch christlicher Manier wurde dann die Formel "unvermischt und ungetrennt" als bindend verabschiedet).