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Ockhams Rasiermesser
#16
(19-12-2015, 01:23)Edwin schrieb: Edwin schrieb:

Verantwortungsvolles Handeln kann, meines Erachtens, auch ohne eine höhere Instantz bzw. außermenschliche Referenz stattfinden. Das beweisen täglich, verantwortungsvoll handelnde Atheisten. Moral hat seinen Ursprung nicht in der Religion. Die Religion bedient sich der Moral. (In gewissen Punkten han man die Religion aber dann auch benutzt um Moral zu verankern, keine Frage).

Dem ersten Teil würde ich zustimmen.  Man muss zudem feststellen, dass es sicher viele Ungläubige gibt, die moralisch besser handeln als manche Gläubige. Die Frage ist also vielmehr, ob Religion  und moralisches Handeln nicht den gleichen Ursprung haben.

Zitat:Aristoteles bezeichnete den Mensch ja als "zoon poltikon" also ein Gesellschaftstier um es mal grob zu übersetzen. Moral ist notwendig da wir gesellige (soziale) Tiere sind um die Gruppe zusammen zu halten.
Insofern ist es nicht verwunderlich dass auch andere soziale Tiere soetwas wie Moral entwickelt haben. Da kann man sich fragen ob ein Eisbär (als Einzelgämger) eine Moral braucht?
Aber auf welche Gruppe bezieht sich gesellschaftliches Handeln und handelt die Gruppe in sich nicht gegen andere Gruppen unsozial, handelt sie gar bewusst sozial nur innerhalb der eigenen Gruppe und reagiert sie auf andere Gruppen ablehnend, da dies die Gruppenidentität stärkt, im gleichen Maße wie das solidarische Handeln innerhalb der Gruppe diese stärkt.
In der Frühzeit der Menschen  hatte man ein ausgeprägtes Stammesdenken. "Zoon politikon" setzte sich im  sozialen Verhalten innerhalb der eigenen Gruppe um. Die ersten Götter waren auch immer Stammesgötter, die ihre schützende Hand über die eigene Sippe hielten. Der Monotheismus war auch nicht frei davon: Das Judentum und seine persönliche Bindung an den einen Gott, der die Juden zum "auserwählten Volk" erklärte. Später Christus, der ebenfalls betonte, nur zu den verlorenen Schafen Israels gesandt worden zu sein (siehe Mt 15,24) und eben keinen Bund mit der ganzen Welt machte, sondern den Bund mit Israel (Siehe Jeremia 31,31). Zwar zeigt die weitere Beschreibung des Gesprächs zwischen Jesus und der kananäischen Frau, dass Gottes Barmherzigkeit nicht von einem Bund abhängig ist, aber zumindest betont Christus, zu wem er gesandt wurde. Der Wechsel von Religion zu Politik zeigt sich aber auch sehr deutlich, wenn wir uns die heutige Flüchtlingsproblematik ansehen. Ich habe unzählige Gespräche mit Katholiken geführt. Von Gottes Barmherzigkeit ist dort kaum was zu spüren. Man könnte fast glauben, diese Leute denken Gott wäre zu uns Deutschen geschickt worden und Jesus müsse erst einmal einen Asylantrag stellen. Gut, dass es auch viele Katholiken gibt, die sich offen für Flüchtlinge zeigen, ist ein anderes Thema, für viele sehr traditionelle geht es bei Kirche aber mehr um einen Kulturkampf als um Nächstenliebe (ein Grund übrigens, warum ich vom Katholizismus zum Islam konvertiert bin).
Es ist also irgendwie so, dass "zoon politikon" sich immer auf eine bestimmte Gruppe konzentriert und der gruppenübergreifende Gedanke fehlt. Den braucht aber eine Moral, wenn sie diese menschelnde Begrenztheit überwinden will: Daher glaube ich, dass ein Gott, der hinter den kulturellen Schablonen steht, jener ist, dem die wahre Moral entspringt.
Zitat:Ich glaube aber auch, dass es auch ohne dieses Konstrukt möglich ist eine humane Gesellschaf durch verantwortungsvolles Handeln zu errichten.(aus Erkenntnis über die Folgen des eigenen Handelns, sich selbst, der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber).

Bisweilen sehe ich in unser Gesellschaft eher eine gegenteilige Entwicklung. Sogar in den großen Kirchen ist erkennbar, dass der Gedanke, gegenüber Gott in Pflichten zu stehen, für viele mindestens genauso absurd geworden ist wie der Gedanke, gegenüber der Gesellschaft und dem Nächsten in Pflichten zu stehen. Dabei sollte es hier eine Einheit zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum geben: durch die Pflichten gegenüber Gott erfüllt man auch die Pflichten gegenüber seinem Nächsten.
Das ist auch ein Gedanke des Naturrechts, den die Kirche aber - zumindest hat es den Anschein - fallen gelassen hat, weil sie sich seit geraumer Zeit eher bemüht, sich nicht nach dem Wort Gottes auszurichten, sondern ihre Positionen mit der Gesellschaft abzugleichen, um ihrem Mitgliederschwund entgegen zu wirken.
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