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Bildung und "Verbildung" in den Zeiten des Internets
#1
Hier auf dem Forum trifft man gar nicht so selten auf Ansichten zu wissenschaftlichen Themen, die, gelinde gesagt, von den Erkenntnissen der heutigen Wissenschaft weit entfernt sind. Nicht allzu oft ist das dann noch mit genereller Wissenschaftsfeindlichkeit gepaart, weil Differenzen in Einzelinterpretationen mit Problemen der Methode verwechselt werden. Ich habe ein wenig darueber nachgedacht, warum das, wie ich meine, in zunehmendem Ausmass so ist, und gerade vorgestern stiess ich dazu auf etwas, das ein wenig Licht auf ein Teil des Problems wirft.

Mit dem Absterben der Printmedien verschiebt sich die Informationsvermittlung immer mehr auf Internet und Fernsehen. Als ich vorgestern die Nachrichten bei SPON las, fiel mir ein Artikel namens "Gefiederter Räuber: Forscher entdecken größten Doppeldecker-Flugsaurier" auf. Da mich Palaentologie von Tetrapoden sehr interessiert, las ich das, und der Artikel endete mit den Saetzen...
Zitat:Dass vieles auf diesem Forschungsgebiet noch unsicher ist, zeigte diese Woche bereits eine andere Studie. Deren Autoren glauben, dass die verbreitete Ansicht, die heutigen Vögel stammten von Dinosauriern ab, falsch ist.

Ich bin dann auf die Suche gegangen, ob der verlinkte, eine Woche aeltere Artikel zur Abstammung der Voegel verlaesslich war. Von dort stiess ich auf eine Kontroverse, die sich daran aufhing, dass quasi mehr als die Haelfte aller Google-Suchergebnisse zur Tetrapoden-Palaeontologie durch eine Webseite bestimmt werden, die von einem Illustrator mit ein paar eigenwilligen Vorstellungen zu eben dieser Wirbeltier-Palaeontologie gefuehrt wird, der auf diiese Weise so quasi das gesamte oeffentliche Bild dieses Forschungsgebiets dominiert. Dies fuehrte zu einem langen Post im Blog des Scientific American durch einen Palaeontologen mit dem Titel "Why the world has to ignore ReptileEvolution.com" (*http://blogs.scientificamerican.com/tetrapod-zoology/2012/07/03/world-must-ignore-reptileevolution-com/).

Nun kann man sich natuerlich darueber beklagen, dass die heutige Geschichtsbildung aus Hollywood-Schinken und die wissenschaftlichen Erkenntnisse durch Webseiten fragwuerdiger Provenienz bestimmt werden, aber zum Teil liegt das natuerlich auch daran, dass Wissenschaft oft genug ein Vermittlungsproblem hat. Die wenigsten Wissenschaftler schreiben so, dass man es gerne liest. Das Hauptproblem ist aber, dass viele der wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter Paywalls versteckt sind. Forscher muessen publizieren, und sie muessen das in "angesehenen" Publikationen machen, die in meinem Bereich von Unternehmen wie Nature Publishing Group oder Elsevier bestimmt werden, die natuerlich an freier Informationsverbreitung nicht interessiert sind, weil das die Einnahmen schmaelert.

Hier frage ich mich und Euch, was man da machen koennte. Kann man Peer Review retten und trotzdem die Vorgaenge oeffentlicher machen? Braucht man eine "Werbe"offensive populaerwissenschaftlicher Formate? Sollte Forscher bloggen lernen?
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Bildung und "Verbildung" in den Zeiten des Internets - von Ulan - 17-07-2014, 20:32

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