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Ist der Agnostizismus schlechteste aller Optionen?
#16
(23-01-2014, 18:28)Keksdose schrieb: Mit wissenschaftlicher Sicherheit können wir überhaupt nichts wissen, deshalb ist der Agnostizismus die ehrlichste, demütigste und klügste Haltung von allen, denn sie verzichtet auf die arrogante Überhöhung des Glaubens zu Wissen, sie erkennt die Relativität der eigenen Überzeugungen an und sie ist die einzige religiöse Weltanschauung, die ehrlich zu sich selbst ist und nicht irgendwo der Einfachheit halber aufhört, das zu sein, sondern dem konsequent treu bleibt.
Dazu hätte ich ein paar Anmerkungen:

1. Die Gleichsetzung "Verzicht auf die Behauptung von (absolutem) Wissen = Demut" kann ich nicht nachvollziehen. Sowas hält einen ja nicht davon ab, sich z.B. permanent über andere Menschen zu erheben und sich für etwas Besseres zu halten als Leute, die an einen Gott glauben. Ich hoffe, ich trete Dir nicht zu nahe, aber: Demut ist etwas, mit dem prahlen zu wollen man auch nicht den leisesten Anschein erwecken sollte.

Umgekehrt ist es doch denkbar, daß gerade der Glaube an einen Gott einem die eigene Begrenztheit besonders deutlich und vor Augen führt und den Umgang mit den Mitmenschen prägt. Ja, ich weiß, hier zeichne ich wieder ein Idealbild, das auch ich in der Wirklichkeit oft vergeblich suche. Aber tust Du das in der oben zitierten These nicht auch?

2. Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Der Glaube ist vor allem eine Beziehung, keine Überzeugung. Deshalb geht auch die Kritik an fehlender Anerkennung der Relativität der eigenen Überzeugungen im Prinzip am Kern des Problems vorbei.

Übrigens: Im Islam gilt Schirk (also daß man dem einen und einzigen Gott andere Götter an die Seite stellt) als schlimmste Sünde. Und da kommt nun der iranische Theologe Mohammad Modschtahed Schabestari daher und zeigt, daß der radikale Fundamantalismus eben diese Sünde in Reinkultur vertritt. Gott selbst ist nämlich der einzig Absolute, und nur er allein begreift sein Wort in dessen ganzer Fülle. Wenn nun also ein Mensch behauptet, die einzig korrekte Auslegung eines Korantextes zu kennen und zu vertreten, stellt er sich damit auf eine Stufe mit Gott. Also muß es notwendigerweise unterschiedliche, auch einander widersprechende Auslegungen desselben Textes geben, und niemand hat das Recht, die einzig gültige Wahrheit für sich zu beanspruchen.

Das halte ich für eine durchaus demütige Überzeugung - nur eben in diesem Fall keine agnostische, sondern eine religiöse, weil auch Religion nicht weniger zur Demut fähig ist als Verzicht auf Religion.

3. Irgendwas war noch, aber das hab ich vergessen. Aber wenn's wirklich wichtig war, fällt's mir bestimmt wieder ein.

Zitat:Ich glaube, wenn Menschen ihre Definition von Gott und Wissen eng fassen, müssen sie Agnostiker sein. Denn über Gott kann niemand etwas wissen. Die Frage nach der Existenz Gottes ist unbeantwortbar, und das erkennt der Agnostizismus an.
Ach, haben Agnostiker eine
Zitat:Definition von Gott
? Ob das so demütig ist?... Vielleicht verhilft auch erst der Verzicht auf eine Definition zur wahren Demut?Eusa_think
Aber wie auch immer - in der christlichen Theologie gibt es eine lange Tradition der sog. apophatischen oder negativen Theologie. Wichtigste Vertreter waren Leute wie Ps.-Dionysius Areopagita und Nikolaus von Kues. Vielleicht liest Du Dich ruhig mal ein bißchen ein. Ist sogar spannend.
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