Man muss sich fuer solch eine Diskussion gar nicht auf die Annahme von Interpolationen einlassen. Man muss sich einfach an die Leute wenden, die immer den griechischen Text verwendet haben und nicht mit irgendwelchen Uebsetzungen. Wie geht also die Griechisch-Orthodoxe Kirche mit Junia um?
"David Bienert schreibt im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon: „Die griech.-orthodoxe Kirche verehrt Junia als Gefährtin des Andronikus; beide werden zu den ,70 Aposteln‘ (Lk 10, 1–17) gezählt. Der Legende nach wurden ihre Reliquien zusammen mit denen anderer Märtyrer im Eugenios-Viertel von Konstantinopel entdeckt
(unter Kaiser Arkadius [396–408] oder Patriarch Thomas [607–610]); der byzantinische Kaiser Andronikos I. (1183–1185) soll später an dieser Stelle eine Kirche errichtet haben. – Einige orthodoxe Kirchen gedenken ihrer am 17.5., in der Ikonographie wird sie dabei z.T. zusammen mit ,Andronikus‘ und dem Wundertäter ,Athanasius d. Jüngeren‘ (gest. 17.5. 1735 in Christianopolis) abgebildet.“'
D.h., fuer die orthodoxe Kirche ist Junia eine Frau und eine Apostelin. Im Prinzip eruebrigt sich damit die ganze Diskussion, die hier im Westen gefuehrt wird. Wie ist das aber zu verstehen, vor allem in Hinsicht auf die Stellen, die die Position der Frau in der Kirche angehen? Johannes Chrysostomos hat sich dazu ausfuehrlich geaeussert. Erst einmal zu Junia:
"„Es ist schon etwas Großes, ein Apostel zu sein; aber erst unter den Aposteln hervorragend zu sein, bedenke, was das für ein Lob ist!“
Zur Einordnung der Passage, unter der Annahme, dass alles, was in den paulinischen Briefen so steht, korrekt ist, zur Rolle der Frau:
„Wie? Wieder wird ein Weib belohnt und gepriesen, wieder werden wir Männer beschämt, oder besser gesagt: wir werden nicht allein beschämt, sondern wir können uns auch geehrt fühlen. Geehrt können wir uns fühlen, daß wir solche Frauen haben; beschämt werden wir aber dadurch, daß wir Männer weit hinter ihnen zurückbleiben. Aber wenn wir nur einmal erkannt haben, wo sich der Ruhm jener Frauen herschreibt, werden auch wir ihnen bald nachkommen. Wo schreibt sich ihr Ruhm also her? Hört es, ihr Männer und Frauen! Nicht von Armbändern, nicht von Halsketten, nicht von Kammerdienern und Kammerzofen und goldgestickten Gewändern, sondern von Mühen für die Verbreitung der Wahrheit. ,Denn diese‘, heißt es, ,hat sich viel Mühe um euch gemacht‘; nicht allein um sich, nicht um ihre eigene Tugend, was viele Frauen auch jetzt tun, indem sie fasten und auf der bloßen Erde schlafen, sondern auch um andere. Sie hat Apostel- und Evangelistenarbeit geleistet. Wie kann also der Apostel sagen: ,Zu lehren gestatte ich dem Weibe aber nicht‘? Damit untersagt er ihr nur, den Vorsitz in der Versammlung zu führen und den Sitz auf der Rednerbühne einzunehmen, nicht aber überhaupt mit Worten zu lehren.
Wenn dem so wäre, wie könnte er da zu einer Frau, die einen ungläubigen Mann hat, sagen: ,Denn was weißt du, Frau, ob du deinen Mann nicht zum Heile führen wirst?‘ Wie hätte er die Frau dazu anhalten können, ihre Kinder zu unterweisen, indem er sagt: „Sie wird aber selig werden durch Kindergebären, wenn diese im Glauben und in der Liebe und im Streben nach Heiligkeit, verbunden mit Sittsamkeit, verharren“? Wie hätte Priscilla den Apollo [sic!] unterweisen können? – Der Apostel will also damit (den Frauen) nicht Privatbelehrung verbieten, die ja mit allem Nutzen geschehen kann, sondern nur das Lehren in der öffentlichen Versammlung, das allerdings nur den Predigern zukommt. Ebenso wenig hindert er den Mann,wenn er im Glauben ziemlich fortgeschritten und imstande ist, zu lehren, seine Frau zu belehren und auf den rechten Weg zu bringen, damit sie weiser werde. Der Apostel sagt auch nicht: ,die viel gelehrt hat‘, sondern: ,die sich viel Mühe gemacht hat‘. Er gibt damit zu verstehen, daß sie außer der privaten Unterweisung auch andere Dienste geleistet hat: Gefahren auf sich genommen, Geld hergegeben, Reisen gemacht."
Die Orthodoxe Kirche haelt sich an diese Interpretation: Frauen sind keine Pfarrer, aber reden duerfen sie schon. Als Apostel oder Evangelisten sind sie willkommen.
Alle Zitate nach Daniel Dangendorf
"David Bienert schreibt im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon: „Die griech.-orthodoxe Kirche verehrt Junia als Gefährtin des Andronikus; beide werden zu den ,70 Aposteln‘ (Lk 10, 1–17) gezählt. Der Legende nach wurden ihre Reliquien zusammen mit denen anderer Märtyrer im Eugenios-Viertel von Konstantinopel entdeckt
(unter Kaiser Arkadius [396–408] oder Patriarch Thomas [607–610]); der byzantinische Kaiser Andronikos I. (1183–1185) soll später an dieser Stelle eine Kirche errichtet haben. – Einige orthodoxe Kirchen gedenken ihrer am 17.5., in der Ikonographie wird sie dabei z.T. zusammen mit ,Andronikus‘ und dem Wundertäter ,Athanasius d. Jüngeren‘ (gest. 17.5. 1735 in Christianopolis) abgebildet.“'
D.h., fuer die orthodoxe Kirche ist Junia eine Frau und eine Apostelin. Im Prinzip eruebrigt sich damit die ganze Diskussion, die hier im Westen gefuehrt wird. Wie ist das aber zu verstehen, vor allem in Hinsicht auf die Stellen, die die Position der Frau in der Kirche angehen? Johannes Chrysostomos hat sich dazu ausfuehrlich geaeussert. Erst einmal zu Junia:
"„Es ist schon etwas Großes, ein Apostel zu sein; aber erst unter den Aposteln hervorragend zu sein, bedenke, was das für ein Lob ist!“
Zur Einordnung der Passage, unter der Annahme, dass alles, was in den paulinischen Briefen so steht, korrekt ist, zur Rolle der Frau:
„Wie? Wieder wird ein Weib belohnt und gepriesen, wieder werden wir Männer beschämt, oder besser gesagt: wir werden nicht allein beschämt, sondern wir können uns auch geehrt fühlen. Geehrt können wir uns fühlen, daß wir solche Frauen haben; beschämt werden wir aber dadurch, daß wir Männer weit hinter ihnen zurückbleiben. Aber wenn wir nur einmal erkannt haben, wo sich der Ruhm jener Frauen herschreibt, werden auch wir ihnen bald nachkommen. Wo schreibt sich ihr Ruhm also her? Hört es, ihr Männer und Frauen! Nicht von Armbändern, nicht von Halsketten, nicht von Kammerdienern und Kammerzofen und goldgestickten Gewändern, sondern von Mühen für die Verbreitung der Wahrheit. ,Denn diese‘, heißt es, ,hat sich viel Mühe um euch gemacht‘; nicht allein um sich, nicht um ihre eigene Tugend, was viele Frauen auch jetzt tun, indem sie fasten und auf der bloßen Erde schlafen, sondern auch um andere. Sie hat Apostel- und Evangelistenarbeit geleistet. Wie kann also der Apostel sagen: ,Zu lehren gestatte ich dem Weibe aber nicht‘? Damit untersagt er ihr nur, den Vorsitz in der Versammlung zu führen und den Sitz auf der Rednerbühne einzunehmen, nicht aber überhaupt mit Worten zu lehren.
Wenn dem so wäre, wie könnte er da zu einer Frau, die einen ungläubigen Mann hat, sagen: ,Denn was weißt du, Frau, ob du deinen Mann nicht zum Heile führen wirst?‘ Wie hätte er die Frau dazu anhalten können, ihre Kinder zu unterweisen, indem er sagt: „Sie wird aber selig werden durch Kindergebären, wenn diese im Glauben und in der Liebe und im Streben nach Heiligkeit, verbunden mit Sittsamkeit, verharren“? Wie hätte Priscilla den Apollo [sic!] unterweisen können? – Der Apostel will also damit (den Frauen) nicht Privatbelehrung verbieten, die ja mit allem Nutzen geschehen kann, sondern nur das Lehren in der öffentlichen Versammlung, das allerdings nur den Predigern zukommt. Ebenso wenig hindert er den Mann,wenn er im Glauben ziemlich fortgeschritten und imstande ist, zu lehren, seine Frau zu belehren und auf den rechten Weg zu bringen, damit sie weiser werde. Der Apostel sagt auch nicht: ,die viel gelehrt hat‘, sondern: ,die sich viel Mühe gemacht hat‘. Er gibt damit zu verstehen, daß sie außer der privaten Unterweisung auch andere Dienste geleistet hat: Gefahren auf sich genommen, Geld hergegeben, Reisen gemacht."
Die Orthodoxe Kirche haelt sich an diese Interpretation: Frauen sind keine Pfarrer, aber reden duerfen sie schon. Als Apostel oder Evangelisten sind sie willkommen.
Alle Zitate nach Daniel Dangendorf