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Sind Männer und Frauen nach Paulus gleichberechtigt?
#20
Man muss sich fuer solch eine Diskussion gar nicht auf die Annahme von Interpolationen einlassen. Man muss sich einfach an die Leute wenden, die immer den griechischen Text verwendet haben und nicht mit irgendwelchen Uebsetzungen. Wie geht also die Griechisch-Orthodoxe Kirche mit Junia um?

"David  Bienert  schreibt  im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon: „Die  griech.-orthodoxe  Kirche  verehrt Junia  als  Gefährtin  des  Andronikus; beide werden zu den ,70 Aposteln‘ (Lk 10,  1–17)  gezählt.  Der  Legende  nach wurden  ihre  Reliquien  zusammen  mit denen  anderer  Märtyrer  im  Eugenios-Viertel   von   Konstantinopel entdeckt
(unter   Kaiser   Arkadius   [396–408] oder  Patriarch  Thomas  [607–610]); der byzantinische Kaiser Andronikos I. (1183–1185) soll später an dieser Stelle eine  Kirche  errichtet  haben.  –  Einige orthodoxe  Kirchen  gedenken  ihrer  am 17.5.,  in  der  Ikonographie  wird  sie dabei z.T. zusammen mit ,Andronikus‘ und  dem  Wundertäter  ,Athanasius  d. Jüngeren‘ (gest. 17.5. 1735 in Christianopolis) abgebildet.“'

D.h., fuer die orthodoxe Kirche ist Junia eine Frau und eine Apostelin. Im Prinzip eruebrigt sich damit die ganze Diskussion, die hier im Westen gefuehrt wird. Wie ist das aber zu verstehen, vor allem in Hinsicht auf die Stellen, die die Position der Frau in der Kirche angehen? Johannes Chrysostomos hat sich dazu ausfuehrlich geaeussert. Erst einmal zu Junia:

"„Es ist schon etwas Großes, ein Apostel zu sein; aber erst unter den Aposteln hervorragend  zu  sein,  bedenke, was das für ein Lob ist!“

Zur Einordnung der Passage, unter der Annahme, dass alles, was in den paulinischen Briefen so steht, korrekt ist, zur Rolle der Frau:

„Wie?  Wieder  wird  ein  Weib  belohnt und gepriesen, wieder werden wir Männer  beschämt,  oder  besser  gesagt:  wir werden nicht allein beschämt, sondern wir  können  uns  auch  geehrt  fühlen. Geehrt können wir uns fühlen, daß wir solche Frauen haben; beschämt werden wir  aber  dadurch,  daß  wir  Männer weit hinter ihnen zurückbleiben. Aber wenn  wir  nur  einmal  erkannt  haben, wo  sich  der  Ruhm  jener  Frauen  herschreibt,  werden  auch  wir  ihnen  bald nachkommen.   Wo schreibt sich ihr Ruhm  also  her?  Hört  es,  ihr  Männer und  Frauen!  Nicht  von  Armbändern, nicht  von  Halsketten,  nicht  von  Kammerdienern   und   Kammerzofen   und goldgestickten    Gewändern,    sondern von  Mühen  für  die  Verbreitung  der Wahrheit.  ,Denn  diese‘,  heißt  es,  ,hat sich viel Mühe um euch gemacht‘; nicht allein  um  sich,  nicht  um  ihre  eigene Tugend,  was  viele  Frauen  auch  jetzt tun, indem sie fasten und auf der bloßen  Erde  schlafen,  sondern  auch  um andere. Sie  hat  Apostel-  und  Evangelistenarbeit  geleistet.  Wie  kann also  der  Apostel  sagen:  ,Zu  lehren gestatte ich dem Weibe aber nicht‘? Damit  untersagt  er  ihr  nur, den Vorsitz in der Versammlung zu führen  und  den  Sitz  auf  der  Rednerbühne einzunehmen, nicht aber überhaupt  mit  Worten  zu  lehren.
Wenn  dem  so  wäre,  wie  könnte  er  da zu  einer  Frau,  die  einen  ungläubigen Mann hat, sagen: ,Denn was weißt du, Frau,  ob  du  deinen  Mann  nicht  zum Heile  führen  wirst?‘  Wie  hätte  er die  Frau  dazu  anhalten  können,  ihre Kinder zu unterweisen, indem er sagt: „Sie wird aber selig werden durch Kindergebären,  wenn  diese  im  Glauben und in der Liebe und im Streben nach Heiligkeit, verbunden mit Sittsamkeit, verharren“? Wie hätte Priscilla den Apollo [sic!] unterweisen können? – Der Apostel  will  also  damit  (den  Frauen) nicht Privatbelehrung verbieten, die ja mit allem Nutzen geschehen kann, sondern nur das Lehren in der öffentlichen Versammlung,  das  allerdings  nur  den Predigern zukommt. Ebenso wenig hindert er den Mann,wenn er im Glauben ziemlich  fortgeschritten  und  imstande ist,  zu  lehren,  seine  Frau  zu  belehren und  auf  den  rechten  Weg  zu  bringen, damit sie weiser werde. Der Apostel sagt auch  nicht:  ,die  viel  gelehrt  hat‘,  sondern: ,die sich viel Mühe gemacht hat‘. Er gibt damit zu verstehen, daß sie außer  der  privaten  Unterweisung auch  andere  Dienste  geleistet  hat: Gefahren auf sich genommen, Geld hergegeben, Reisen gemacht."

Die Orthodoxe Kirche haelt sich an diese Interpretation: Frauen sind keine Pfarrer, aber reden duerfen sie schon. Als Apostel oder Evangelisten sind sie willkommen.

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RE: Sind Männer und Frauen nach Paulus gleichberechtigt? - von Ulan - 04-07-2016, 12:37

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