23-07-2011, 13:02
Karla (Einsicht vermitteln - Ordnung bewahren, Beitrag 22) schrieb:Die ständige Forderung nach "methodisch sauberer Argumentation" ist auch in meinen Augen pharisäerhaft und hat mit Wissenschaft gar nichts zu tun. Erkenntnisse beginnen nicht mit Methodik.
Die Darstellung von Erkenntnis nimmt in der Geschichte jedweder menschlicher Kultur breiten Raum ein. Die Aussage, dass man Dinge ohne Methode zu erkennen vermag, ist plausibel und nachvollziehbar.
Aber kann man Erkenntnis auch ohne Methode darstellen? Ich meine, nein.
Vom allgemeinen Begriff abgehoben ist der philosophische Begriff der Erkenntnis seit Parmenides und Heraklit dadurch charakterisiert, dass die Erkenntnis durch eine methodisch durchgeführte Reflexion als adäquate oder nichtadäquate Erkenntnis unterschieden und der Wahrheitsanspruch der Erkenntnis mittels dieser Reflexion geprüft wird. Das Ziel dieser Reflexion ist es, einen Weg der Erkenntnis (ἡ ὁδὸς διζήσιος) zu finden, der als Weg der wahren Erkenntnis ausgewiesen werden kann.***
Nochmals die Frage: Kann man Erkenntnis ohne Methode darstellen?
*** (vgl. Hist. Wörterbuch der Philosophie, Bd 2, S. 643)
MfG B.