06-04-2010, 23:37
(05-04-2010, 11:33)bibel schrieb: Jesus ist sowohl vollkommener Gott als auch vollkomener Mensch.Als protestantischer Christ und tiefgläubiger Mensch unterscheide ich sehr deutlich zwischen "christlichen Mythen" und Glaube.
Für mich ganz persönlich zählen Aussagen zur Natur des Rabbiners Jeshua zu nachösterlich gewachsenen Vorstellungen der frühen Christengemeinden. Sie entsprechen einer Lebenswelt, die weitgehend bestimmt war durch Tradition und deren religiösen Überbau. Ich sehe für meinen Glauben keine Notwendigkeit, solche antiken Traditionen 1:1 für mich zu übernehmen. Zumal der religiöse Überbau (Gott, Christus, die himmlischen Heerscharen und weiter unten die Hölle) Züge trägt, die sich erziehungspsychologisch leicht erklären lassen.
Für mich stellt sich daher die Frage: Was möchte mir jemand nahebringen, der z. B. über die Zweinaturenlehre Christi referiert?
Du müsstest also zunächst nicht die Bibel zitieren (also antike Gläubige), sondern deine eigene Motivlage.
Was die antiken Glaubenszeugen wollten, hängt aller Wahrscheinlichkeit mit irgendwelchen Widersprüchen ihrer Lebenssituation zusammen. Ein Beispiel wäre die gott-kaiserliche Herrschaft Roms im Widerspruch zum frommen Judentum.
Vielleicht wollte man dem verhassten Kaiserkult eine religiöse Überfigur (den Erlöser) überstülpen. In jüdischen Augen war immer Gott die ultima ratio - also war es für die frühen Christen nur logisch, dass Gott und Christus irgendwie zusammen gebracht werden mussten.
Dieses und ähnliche staatsreligiöse Probleme haben wir aber heute nicht mehr. Folglich bleibt meine Frage: Warum über dieses Problem heute noch nachdenken?
Noch eine Bemerkung am Rande: Statt sich mit dem religiösen Überbau zu beschäftigen, steht es uns Christen besser, unser Bewusstsein für soziale Probleme zu schärfen (ein Beispiel von vielen: .ekir.de/globalisierung/)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard