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Literaturempfehlungen zum Thema PANTHEISMUS ???
#16
Petrus schrieb:Ein wenig durch meine momentane Meister-Eckhart-Lektüre angeregt, frage ich mich, ob man das Christentum eigentlich auch pantheistisch interpretieren kann.
Mal ganz grob gesagt: das Christentum ist durch und durch dualistisch, der Pantheismus strebt danach, den Dualismus zu überwinden, denkt monistisch.

Darum wurde pantheistiches Gedankengut vom Christentum entweder verteufelt oder die Urheber eben getötet.


Zitat:Besonders der Gedanke, Gott als das "Fünklein in Allem" zu sehen, wie Meister Eckhart, oder als das "Von Gott in Dir" bzw. das "Innere Licht in allem", wie die Quäker glauben, könnte doch eine pantheistische Sichtweise ins Christentum bringen. Wie seht Ihr das?

Manche versuchen hinter - zeitlich gesehen - die kirchliche Überlieferung zu steigen und an den "echten" Jesus heranzukommen, und dann meinen sie in ihm etwas Pantheistisches zu entdecken. Das Johannes-Evangelium scheint davon etwas zu spiegeln. Es gibt ja auch die Auffassung, dass alle Jesus-Traditionen, die auf derartiges hindeuten könnten, von der jungen Gemeinde vernichtet worden sind, damit die Petrus und Paulus-Tradition - also die rein patriarchalische - siegen kann.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass manche apokryphe Bücher dies noch enthalten. Sie werden aber genau aus diesem Grund auch heute noch bekämpft.

Es ist aber auffällig - wie Du ja selber andeutest -, dass sich dennoch an der Jesus-Gestalt und der Bibel eine mystisch-pantheistische Tradition entzündet hat; das heißt, manche Interpreten haben dies aus den alten Texten herausgelesen, wie eben zum Beispiel Meister Eckhart.
Als Gegenbewegung zu der patriarchalischen Kirche ist sie im "Untergrund" immer vorhanden gewesen, manchmal sogar klug von der Kirche einbezogen worden.

Ich persönlich glaube, dass dieser Kampf zwischen der Petrus/Paulus-Tradition und der eher pantheistisch-mystischen Sicht in Zusammenhang steht mit dem Kampf zwischen patriarchalischen und dem matriarchalischen Denken. Das sind zwar nur Schlagwörter, aber sie können Verschiedenes kennzeichnen. Ganz grob gesagt: ersteres basiert 1. auf dem Gedanken von Herrschaft und Hierarchie, 2. auf dem rationalen Dogma, letzteres 1. auf dem Gedanken der Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit. 2. auf der Entwicklung auch der emotional-intuitiven Erkenntnis.
Wenn nicht mehr der Gedanke vorherrscht, dass alle Menschen abgrundschlecht und von dem Göttlichen durch eine unüberwindbare Kluft getrennt sind, kann man Menschen auch nicht mehr psychisch so unter Druck setzen, wie es das Christentum vor noch nicht allzulanger Zeit getan hat.

Aber wie genau der "echte" Jesus das gesehen hat, ist schwer zu beurteilen, weil wir ja fast nur die Zeugnisse haben, die die Paulus-Tradition bestätigen. Möglich ist also, dass die eher mystische Tradition durch den griechischen Einfluss hineingekommen ist - zum Beispiel im Johannes-Evangelium -, möglich ist auch, dass sie ursprünglich vorhanden war und durch die Paulus-Tradition verfälscht wurde.

Auf jeden Fall aber haben wir die Freiheit, eine Religion weiterzuentwickeln und ihre Einseitigkeit zu ergänzen.
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Literaturempfehlungen zum Thema PANTHEISMUS ??? - von Petrus - 29-03-2008, 12:12
RE: Literaturempfehlungen zum Thema PANTHEISMUS ??? - von Karla - 19-07-2008, 10:29
RE: Literaturempfehlungen zum Thema PANTHEISMUS ??? - von teofilo - 29-01-2009, 10:54

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