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Hölle und Teufel
#9
Da ich mich gerade mit dem Begriff "wirklich" beschäftige, kommt mir der Verdacht, dass viele Menschen, Augustinus eingeschlossen, Dinge der (christlichen) Mythologie als wirklich empfinden bzw. empfunden haben.

Meine Auffassung dessen, was wirklich ist, orientiert sich an dem, was außerhalb von uns Menschen und unabhängig von unseren An- und Einsichten messbar wirkt.

Deshalb ist für mich der Ausspruch, den Bion zitiert, außerhalb des Wirklichen, wenngleich derartige Vorstellungen in unseren mitmenschlichen Beziehungen wirksam werden.

(28-11-2007, 21:56)Bion schrieb: Bei Augustin (De civitate Dei) lese ich:

"Alles Gesegnete ist ewig, aber nicht alles Ewige ist gesegnet - die Hölle und der Teufel sind ewig, aber nicht gesegnet. Gott wusste von den Sünden des Teufels, schon bevor dieser wurde, er wusste aber auch dass sie (Hölle und Teufel) zur Besserung des Universums nützlich sind."

Und ich fürchte, er hat das ernst gemeint. Hat jemand eine Meinung dazu?
Klar, Augustinus hat seine Theologie bzw. christliche Mythologie ernst genommen. Zu seiner Zeit war das Jonglieren mit mythologischen Vorstellungen ernsthafte Wissenschaft - genau so, wie Mathematiker mit Axiomen und ihren Auswirkungen jonglieren.

Abgesehen davon stellen die Sätze nichts Brauchbares dar; sie klingen nur logisch, sind es aber nicht. Niemand kann genau sagen, was alles gesegnet sein könnte und was in diesem Zusammenhang "ewig" bedeutet. Vor allem: Wie hängt (von Gott) Gesegnetes vom zeitlichen Werden oder von der Ewigkeit ab?
Dem Augustinus ist auch nie in den Sinn gekommen, dass Hölle und Teufel vielleicht gar nicht von Gott getrennt gedacht werden können (zumal im Judentum grundsätzlich alles von Gott ausgeht, wie bereits im Schöpfungsmythos bekannt: Erkenntnis des Guten und Bösen = eine Eigenschaft Gottes, die im Sündenfall auch dem Menschen zuteil geworden ist). Auf die erzieherische Wirkung habe ich schon an anderer Stelle etwas geschrieben - und dass dies ein überholtes Verfahren ist.

(28-11-2007, 22:09)Bion schrieb: Eine andere Idee von Augustin:

Gott ist ewig, das heißt, er ist ohne Zeit. Er ist gegenwärtig ewig. Und wir sind auf Erden zwar in der Zeit, doch auch ewig in der Gegenwart. Denn das Vergangene ist die Gegenwart des Erinnerns. Das, was gerade passiert, ist die Gegenwart des Augenblicks. Und was kommen wird, ist die Gegenwart des Erwartens.

Ein schöner Gedanke.
Auch dieser "schöne Gedanke" mag ästhetisch sein, gleichwohl ist er heute nicht mehr verständlich. Denn selbst die Erinnerung ist weder exakt noch ewig (überzeitlich, transzendent). Hier wird ein sehr zweifelhaftes Ideal des Ewigen, Unveränderlichen, Absoluten bemüht, das buchstäblich jeden Bezug zur Lebenswelt vermissen lässt. Dieses Ideal dürfte die Ursache aller Starrheit der Traditionen sein und aller damit einher gehenden Starrheit von Herrschaftsstrukturen.

"Gott ist ..." halte ich für eine verkappte Überhöhung der eigenen Meinung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Hölle und Teufel - von Bion - 28-11-2007, 21:56
RE: Hölle und Teufel - von Bion - 28-11-2007, 22:09
RE: Hölle und Teufel - von Ekkard - 28-02-2018, 18:31
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