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Gedanken zum 11.9.
#29
(13-09-2008, 22:41)gudrun schrieb: wenn sich in Deutschland (und in anderen "zivilisierten" Staaten) keine Menschen finden, die den Mut haben, gegen den amerikanischen Hochmut zu protestieren,
Na, ganz soo düster siehts vielleicht auch nicht aus ... zumindest nicht bei den "Otto-Normal"-Bürgern.
Ich habe nun doch noch mal mein Posting rausgekramt, das ich vor 7 Jahren dazu in eine Mailingliste geschrieben habe, noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse ... vielleicht aber doch nicht ganz vorgestrig bis heute:

Der monumentale Kampf des Guten!
die entsetzlichen Ereignsse vor 2 Tagen haben auch mich betroffen gemacht, mich gelähmt und ohnmächtig fühlen lassen in Trauer und Mitgefühl um die vielen getöteten und verletzten Menschen und ihre hinterbliebenen Freunde, Verwandten, Familien und im Zorn auf die bestialischen, grausamen Terroristen und die Drahtzieher im Hintergrund. Die Taten sind für mich durch nichts zu rechtfertigen ... aber so völlig überraschen können sie auch nicht ... Sie haben ihren Nährboden und eine Geschichte.

Überraschend und unsensibel und ärgerlich finde ich das Verhalten der Politik und ihrer Lautsprecher in den Medien. Ich bitte dies NICHT als Relativierungsversuch oder gar Verteidigung des Terrors mißzuverstehen ... aber "Werte" scheinen mir anders in Gefahr als uns die Politiker in diesen Tagen glauben machen will .... Dies kann sehr bald auch die Begegnung zwischen den Religionen stören.

In Krisenzeiten neigen Politiker und andere Menschen dazu, G-tt und Religion für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, auch wenn er ihnen sonst nicht so viel bedeutet und sie auch jetzt noch mißbräuchlich damit umgehen. Das war in früheren Zeiten so, sehr zu Ungunsten der "Feinde" und der Minderheiten, oft auch Juden - und das ist jetzt wieder so. Frieden und interreligiöser Respekt bleiben bedenkenlos auf der Strecke. Gewalttaten und Haß gegen Moslem häufen sich, ohne das es einen unüberhörbaren Aufschrei der anderen Religionen gibt.

Die Frage "Warum kann G'tt das zulassen?" taucht auf, obwohl man sonst die Freiheit des menschlichen Willens feiert. Wenns ganz übel kommt, muß G'tt herhalten? Da wird das NT (Römer 12,21) zitiert und dann die Worte von Präs. Bush vom "monumentalen Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, bei dem das Gute gewinnen wird". Ähnliche Worte mit ganz unterschiedlichem Sinn. Dann empfehlen Kommentatoren ihm statt NT die Hebräische Bibel (Lev24,20)Auge um Auge ... in allerschlimmster antisemitischer Fehlinterpretation ... und KEIN Theologe erhebt hörbar sein Wort dagegen ?...

Da wird Terror von priv. Gruppen zu Krieg und die Rechtsverfolgung durch eine unabhängige Justiz unter de Eindruck eines vermuteten oder prozizierten Volkeswillen von populistischen Politikern durch Rache, Vergeltung und militärische Maßnahmen bis hin zum bisher einzigen NATO-Verteidigungsfall ersetzt ... Demokratie und Völkerrecht Gerechtigkeit/Besonnenheit wird zu einer frei disponierbaren beliebig formbaren Masse. Eine Weltmacht darf sich nicht gedemütigt und wehrlos und ohnmächtig fühlen dürfen? DEN Widerspruch auszuhalten ist unzumutbar? Ein zweifelhaftes Vorbild, scheint mir. Wir werden durch eine seltsam die Tatsachen verpackende und verbiegende desinformierende Sprache und ständig wiederholte emotionalisierende Bilder von explodierenden Flugzeugen etc durch die Militärpsychologen bereit gemacht für einen militärischen Überfall auf ein autonomes Land ... und das ist dann das absolut Gute?

Das Gute ist einseitig in Amerika zu finden, das Böse ebenso in Reinform bei den "Lieblingsfeinden" in Afganistan und vielleicht noch bei einigen weiteren vermuteten Unterstützern in der gleichen Region. Dann ist es bei schlichten Gemütern, die dann noch (gefälschte?) Bilder von jubelnden Palästinensern in Ost-Jerusalem gesehen haben, nicht mehr weit bis zu rassistischen Übergriffen .... Und Politiker predigen wieder stumpfen Nationalstolz und westliche (christliche?) Werte und moralische Überlegenheit ...

Terrorismus hat auch Wurzeln ... und daran haben westliche Staaten ihren gehörigen Anteil. Sie haben Terroristen ausgebildet und mit Geld und Waffen versorgt, solange dies nützlich erschien. Sie haben auch Handelsbedingungen geschaffen und aufrecht erhalten, die einen Teil der Welt arm ließ bis hin zum Verhungern der am Wenigsten Durchsetzungsfähigen, oft der Kinder. Sie haben weitaus häufiger Kriege finanziert als Frieden und Emtwicklung ... Sie haben ihr Mandatsgebiet im Nahen Osten gleichzeitig den Arabern und den Juden versprochen ... aber dann mehr zur materiellen Basis von militärischem Potential als mit (Nach)Druck und Hilfe zum friedlichen Ausgleich und Existenzgrundlagen für beide Seiten beigetragen. Das war sicher auch nicht so ganz zweifelfrei durchweg gut. Und es hat auch westliche Angriffe ohne militärischen Wert auf wehrlose Zivilbevölkerung (Terror?) gegeben, z.B. in Dresden und in Hiroshima ... ... ja , es war Krieg ... ;-((

Kampf gegen Terror muß wohl auch das langwierige und mühsame Bemühen sein, die Bedingungen, die ihm Zulauf verschaffen zu beseitigen. Wir werden sehr achtzugeben haben, daß nicht wir selbst unsere bleibenden Werte vernichten ... Wir sollten vielleicht unsere gewählten Vertreter in Parlament und Regierung eindeutig wissen lassen, daß wir dies NICHT von ihnen erwarten ... bevor es zu spät ist. Und wir werden zu ertragen haben, daß Gut und Böse, Schwarz und Weiß NUR gespränkelt auftritt, innig untrennbar vermischt ...

Nachdenkliche Grüße
Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!


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