26-12-2010, 15:38
(26-12-2010, 14:20)VolkersList schrieb: Fragen über Fragen und keine gültigen Antworten.
Nein, gültige Antworten gibt es sicher nicht.
Dennoch sind wir nicht so ganz ratlos.
Als erstes könnte man darauf verzichten, die sprachliche Abstraktion "das Böse" zu benutzen,
das Geschehen wieder von der Abstraktion zu befreien und
stattdessen wieder das konkrete Geschehen ins Auge zu fassen: Warum tut jemand 'Tat X'?
Als zweites könnte man dann diese konkrete Tat X in Zusammenhange zu dem Gesamtmenschen zu stellen suchen.
Das ist ein Ansatz der Psychologie und der Sozialpsychologie.
Ich vereinfache mal etwas und bezeichne Tat X als Ausdruck der Aggression.
Aggression entsteht nach obengenanntem Ansatz und meiner eigenen versuchsweisen Deutung als eine Art negativer Kompensationsversuch.
Darf ein Kind nicht ins Kino, obwohl im der Film wahnsichtig wichtig ist, demoliert er vielleicht den Schreibtisch oder entwickelt Hass, der sich irgendwann sonstwo entlädt.
Das nur als relativ harmloses Beispiel.
Kausale Beziehungen gibt es vermutlich nicht, oder sie sind nicht festkopfbar - aber dass die Tat X aus dem Nichts kommt, nicht konkret gegründet ist in der jeweiligen Person:
das halte ich für relativ ausgeschlossen.
Daraus könnte dann die These abgeleitet werden (mit aller Vorsicht):
Ein Mensch, der keine wesentlichen Verwirklichungsprozesse in sich unterdrücken musste, wird - vermutlich - keine menschlich kaum nachvollziehbaren Aggressionstaten begehen.
"Mit aller Vorsicht" sage ich darum, weil es durchaus noch weitere Zusammenhänge geben kann.
Der von mir eben beschriebene Zusammenhang läuft im Grunde aber auf die Tatsache hinaus, dass der Einzelmensch in Konflikt mit Ansprüchen anderer an ihn steht.
Meiner Sicht nach tut er das notgedrungen. Das ist das "Angeborene" dabei: wir sind immer gleichzeitig Individualwesen und Sozialwesen.
Das auszubalancieren geht nicht bei jedem gleich gut, und ganz komplett kann es meines Erachtens auch gar nicht gehen. Man ist auf Kompormisse angewiesen, die man in sich selber macht.
Fazit: Die Tat X, die man bisweilen "böse" nennt, ist für mich nie ohne Zusammenhang zu dem Wachstumsbedürfnis des Individuums zu sehen.
Dieses Wachstum an sich werte ich als positiv.
Da dieses Wachstum aber immer wieder eingeschränkt wird, entsteht seelischer Notstand, der sich eine Entladung sucht.
Diese Entladungen können unkontrolliert und verheerend sein.
Eine Abhilfe wäre nur, das Wachstum möglichst nicht einzuschränken bzw. Wege anzubieten, wie man mit notwendigen Einschränkungen klar kommt.
Ob alles und jedes an destruktiven Handlungen damit erklärt werden kann, will ich keinesfalls behaupten. Aber mir hilft dieser Weg sehr, eiiges zu verstehen und darum auch als nicht ausweglos - in der Behebng dieser Destruktionen - zu betrachten.
